John le Carré

 3,7 Sterne bei 906 Bewertungen

Lebenslauf

John le Carré, eigentlich David John Moore Cornwell, wurde am 19. Oktober 1931 im englischen Poole geboren. Die Mutter verlässt die Familie, als der Sohn fünf Jahre alt ist. Sein Vater saß mehrfach wegen Betrugs und anderer Delikte im Gefängnis, weshalb John le Carré und sein Bruder im Internat lebten. Der Roman A Perfect Spy, zu dt. „Ein blendender Spion“, verarbeitet die Beziehung zum Vater autobiografisch. In der Schweiz und in Oxford beginnt John le Carré als 16-Jähriger das Studium in Germanistik und Neue Sprachen. Bevor er Schriftsteller wird, arbeitete er für den britischen Nachrichtendienst, der den Verdacht hat, dass die Sowjetunion unter den Studenten Spione rekrutiert. Die Themen des Kalten Krieges und die Ost-West Beziehungen zeichnen bis in die 80er- Jahre seine Literatur. Für den Roman „Der Spion, der aus der Kälte kam“, wird er vom Bau der Mauer in Berlin inspiriert. Den Roman schreibt John le Carré in weniger als eine Woche, der Roman wird so erfolgreich, dass le Carré nun vollends als Schriftsteller arbeiten kann. Seither zählt der Autor als einer der international berühmtesten Schriftsteller des anspruchsvollen Spionageromans. In diesen werden oftmals detailliert recherchierte Figuren beschrieben. Thematisch schneiden sie den Zwiespalt von Gesellschaften und deren politischen Mitteln, um ein bestimmtes Vorhaben zu erreichen – an diesen politischen Systemen äußert er Kritik.

Am 12. Dezember 2020 ist John le Carré gestorben.

Alle Bücher von John le Carré

Cover des Buches Der ewige Gärtner (ISBN: 9783548286310)

Der ewige Gärtner

 (64)
Erschienen am 12.09.2014
Cover des Buches Marionetten (ISBN: 9783548285870)

Marionetten

 (66)
Erschienen am 08.08.2014
Cover des Buches Verräter wie wir (ISBN: 9783548288079)

Verräter wie wir

 (58)
Erschienen am 15.07.2016
Cover des Buches Empfindliche Wahrheit (ISBN: 9783548286853)

Empfindliche Wahrheit

 (54)
Erschienen am 14.11.2014
Cover des Buches Das Russland Haus (ISBN: 7640111271079)

Das Russland Haus

 (49)
Erschienen am 26.06.2012
Cover des Buches Die Libelle (ISBN: B0026O7KME)

Die Libelle

 (43)
Erschienen am 01.01.2006

Neue Rezensionen zu John le Carré

Cover des Buches Schatten von gestern (Ein George-Smiley-Roman 1) (ISBN: 9783548061641)
G

Rezension zu "Schatten von gestern (Ein George-Smiley-Roman 1)" von John le Carré

Anfänge
Grimnirvor einem Monat

Wer will nicht wissen, wie die Geschichte des legendären George Smiley begann? Für mich war das Buch eine Offenbarung. Ein packender Agententhriller mit einer tollen Stimmung und überraschenden Wendungen. Der Roman atmet praktisch die Atmosphäre der "Wilderness of Mirrors" im kalten Krieg. Absolute Leseempfehlung.

Cover des Buches Eine kleine Stadt in Deutschland (ISBN: 9783471780930)
Josseles avatar

Rezension zu "Eine kleine Stadt in Deutschland" von John le Carré

Es dauert zu lange, bis etwas passiert
Josselevor 3 Monaten

Der Roman erschien im Original erstmals 1968 unter dem Titel „A Small Town in Germany“. Es sind unruhige Zeiten in der britischen Botschaft in Bonn. Großbritannien möchte der EWG (Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft) beitreten, doch sein Ansehen in Deutschland ist nicht besonders groß. Gleichzeitig versuchen Rechtspopulisten unter der Führung von Klaus Karfeld die Westbindung Deutschlands aufzulösen und treten für eine Anbindung an die Sowjetunion ein. Außerdem erschüttern Studentenunruhen das Land. Ausgerechnet nun verschwindet ein Mitarbeiter der Politischen Abteilung der Botschaft, mutmaßlich unter Mitnahme brisanter Informationen. Das Außenministerium schickt den Agenten Alan Turner nach Deutschland, um Mann und Material zu finden. Turner spricht nach und nach mit allen Angehörigen der Botschaft, die mit dem verschwundenen Leo Harting zu tun hatten und versucht sich so ein Bild von dem Mann zu machen und auf seine Spur zu kommen.

Sehr ausführlich schildert le Carré das Leben und Zusammenwirken von Angehörigen des diplomatischen Dienstes in einer Botschaft, in diesem Fall in Bonn. Die ständige Anspannung, bloß keinen Fehler zu machen, das dauernde gegenseitige Belauern, die hierarchische Verteilung der Informationen, dem jeder dadurch entgegenzuwirken versucht, indem er versucht, anderen Informationshäppchen zu entlocken. In einer solchen Atmosphäre werden Gespräche oftmals nur scheinbar miteinander geführt, meist wird mehr übereinander gesprochen. Der Leser erhält so einen glaubwürdigen – le Carré war schließlich selbst im diplomatischen Dienst – Einblick in die Lebenswelt der Diplomaten, die an einigen Punkten die Lebenswelt der Agenten berührt.

Dennoch ist der Roman eine sehr zähe Angelegenheit. Es passiert lange Zeit überhaupt nichts. Die Befragungen, die Alan Turner mit den Botschaftsangehörigen durchführt, bringen den Roman inhaltlich irgendwie nicht voran, sondern beleuchten eben nur ein ums andere Mal das Botschaftsleben, jeweils aus einem anderen Blickwinkel.

Was ich besonders verwunderlich und nachlässig gemacht empfinde, ist le Carré Beschreibung der Proteste in Deutschland. Es ist offenbar die Zeit der Studentenunruhen auf der einen Seite und der Demonstrationen einer wieder erstarkenden, rechtsradikalen Bewegung, die es ausweislich der Wahlergebnisse der NPD Ende der 60-er Jahre parallel gab. Der Autor wirft beides wenig differenziert in ein und denselben Topf, so als wären beide Seiten den Briten gegenüber feindlich gesinnt oder gar miteinander verbündet, was der Realität keinesfalls entsprochen hat.  

In zwei Punkten aber hat sich die Wahrnehmung des Autors bewahrheitet, nämlich erstens bei folgendem Satz: „Vielleicht werden sie eines Tages alle nach Berlin übersiedeln; von dieser Möglichkeit wird sogar in Bonn gelegentlich gesprochen.“ (dtv Tb, Juli 1997, S. 21) Zweitens erinnert die Rede des Rechtspopulisten Klaus Karfeld, die dieser am Ende des Romans hält, sehr an die Reden aus den Reihen der heutigen AfD.

Ich will das nicht prophetisch nennen, sondern eher sehr aufmerksam, aber das ist auch schon eine Leistung. Insgesamt ein sicherlich gut beobachteter und beschriebener, aber zu langweilig geratener Inhalt. Zwei Sterne.

Cover des Buches Krieg im Spiegel (ISBN: 9783548605968)
Josseles avatar

Rezension zu "Krieg im Spiegel" von John le Carré

Träge, anachronistische Geheimdienstwelt
Josselevor 3 Monaten

Das Original des 4. Romans von John le Carré erschien 1965 unter dem Titel „The Looking Glass War“. Eine Sektion des britischen Geheimdienstes leidet seit dem Ende des 2. Weltkrieges unter ihrer wachsenden Bedeutungslosigkeit. Ihr Leiter und die meist nunmehr in die Jahre gekommenen Mitarbeiter wittern daher eine Chance, als sie Nachrichten von der Stationierung von sowjetischen Raketen in der DDR südlich von Rostock erreichen. Zur Verifizierung dieser Nachrichten bereiten sie den Undercover-Einsatz eines polnischen Agenten in der Gegend vor.

Davon handelt der überaus größte Teil des Buches, von der Vorbereitung des Einsatzes, die Geheimniskrämerei selbst gegenüber befreundeten Diensten und den Problemen, die sich privat für die Mitarbeiter daraus ergeben, weil sich die Partner ausgeschlossen fühlen. Der eigentliche Einsatz beginnt erst im letzten Viertel des Buches. Das sorgt leider dafür, dass sich die Geschichte sehr zieht, bis es zum ersten Mal spannend wird.

Die Vorbereitungen zum Funkverkehr und dieser selbst wirken in der heutigen Zeit natürlich etwas anachronistisch, aber das Buch stammt aus dem Jahr 1965 und von daher beschreibt der Autor das Szenario wohl realistisch. 

Ein Aspekt in den Romanen le Carrés ist fast jedes Mal die menschliche Kälte, die Empathielosigkeit, die im Geheimdienstmilieu vorherrscht, wo ein Menschenleben im Grund nichts zählt. Das ist in diesem Roman nicht anders, wie z.B. in dem folgenden Dialog zwischen zwei Mitarbeitern der Organisation verdeutlicht wird: „Wie ist er? Was für ein Mensch?“ – „Er ist ein Agent. Ein Mensch, den man steuert, nicht einer, den man kennt.“ (dtv Tb, Januar 1996, S. 209)

Auch wenn le Carré seine Meisterhand an der ein oder anderen Stelle schon aufblitzen lässt, so sind doch die Charaktere in diesem Buch seltsam unstrukturiert und beliebig. Für meinen Geschmack kommt außerdem die Spannung zu kurz. Zwei Sterne.

Gespräche aus der Community

John le Carré ist einer meiner Lieblingsautoren. Bis auf Federball, das noch im Regal steht, habe ich alle seine Bücher gelesen. Nun ist er leider am 12.12.2020 verstorben. Mir gefallen an seinen Büchern der trockene englische Humor, den er immer wieder durchscheinen lässt und die Komplexität der seiner Geschichten. Ohne auf plumpe Gewalt oder ständige Cliffhanger zu setzen, erzeugt er so eine oft eine in der Luft hängende, in den Zeilen durchscheinende  Spannung. Da geht es viel um das Dilemma zwischen Loyalität zum Dienst, dessen Glaubwürdigkeit und dem Gefühl, nur benutzt zu werden.

Schon jahrelang bin ich auf der Suche nach einem ihm ebenbürtigen Schriftsteller im Genre der Spionageromane, habe ihn aber bisher nicht gefunden.

Deshalb würde mich folgendes interessieren:

Was haltet Ihr von John le Carré Büchern? Welche haben Euch gefallen, welche nicht?

Habt Ihr Tipps für meine Suche?
 Wobei ich dazu sagen möchte, dass ich an Büchern, deren Inhalt hauptsächlich aus der  Beschreibung von Gewalt besteht und solchen, deren Protagonisten unverwundbare Helden auf der „guten“ Seite sind, wie z.B. James Bond, nicht interessiert bin. Schwarz-weiß ist nicht so mein Fall.

Zum Thema
0 Beiträge
Mein Buchregal platzt aus allen Nächten.
Daher möchte ich ein paar meiner Krimis (Zustand neuwertig) ein neues Zuhause geben.
Falls jemand Interesse hat, dann bitte hier melden.
Bei mehreren Anfragen wird gelost. 
14 BeiträgeVerlosung beendet
Katjuschkas avatar
Letzter Beitrag von  Katjuschkavor 9 Jahren
And the winner is: Klaudia96 Das Buch ist bereits verpackt! Bitte schick mir eine PN mit deiner Adresse

Zusätzliche Informationen

John le Carré wurde am 19. Oktober 1931 in Poole geboren.

Community-Statistik

in 1.000 Bibliotheken

auf 40 Merkzettel

von 28 Leser*innen aktuell gelesen

von 4 Leser*innen gefolgt

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