Cover des Buches Tomorrow, When the War Began (ISBN: 0439829100)
Rezension zu Tomorrow, When the War Began von John Marsden

Erreicht den Leser auf emotionaler Ebene

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Cover:
Mir gefällt das Cover sehr gut, weil es auf der einen Seite bedrohlich und trostlos wirkt, aber auch das Leben vor dem Krieg gezeigt wird, in Form des Riesenrads. Aber noch viel, viel besser finde ich den Titel in Bezug auf die Grammatik, der ist der Hammer!

Meinung:
Es ist schwierig, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben, das einen sehr beschäftigt hat und diverse Gedanken und Überlegungen erzeugte.
Von heute auf morgen ist nichts mehr, wie es war: Ellie und ihre Freunde verbringen ein paar Tage im australischen Busch, um dort die Seele baumeln zu lassen. Eines Nachts werden sie jedoch von Flugzeugen geweckt und finden heraus, dass während ihrer Abwesenheit ihr Heimatort besetzt wurde. Es herrscht Krieg. Einfach so.
Das Buch ist toll. Es ist aufwühlend und macht einen betroffen, man kann die Angst riechen und möchte sich am liebsten nur noch im Busch verstecken, um diesen grausamen Dingen zu entgehen und man macht sich Gedanken, wie man selbst in so einer Situation handeln würde.
Anfangs hatte ich einige Probleme mich einzufinden und hatte Angst, dass mir das Buch nicht gefallen könnte. Das Englisch ist nicht sonderlich schwer, aber gewöhnungsbedürftig. Zum einen liegt das an vielen australischen Slang-Ausdrücken, die teilweise erklärt werden, aber nicht alle. Ich wusste beispielsweise nicht, dass es normal ist, zu schreiben „a k away“ für „einen Kilometer entfernt“. Man muss sich ein wenig einfuchsen, dann versteht man das Englisch jedoch sehr gut, aber ich würde das Buch keinem Anfänger empfehlen, dazu ist es doch zu schwer.
Dazu kommt, dass die Erzählweise schriftlich anmutet. Ellie schreibt alle Erlebnisse auf und diese Aufzeichnungen lesen wir. Ab und an kommen Bemerkungen wie „die anderen sollen leiser sein, ich kann mich nicht konzentrieren“ oder dergleichen, was diesen Aspekt noch sehr gut verstärkt. Damit muss man sich ebenfalls erst einmal anfreunden, aber diese besondere Erzählweise macht das Buch eben auch zu etwas sehr Besonderem.
Ich habe selten ein Buch gehabt, was mich so nachdenklich gestimmt hat und was mich so stark beschäftigt hat wie dieses, obwohl es dafür nicht einmal direkt einen Auslöser gab. Ich merkte nur, dass ich abends im Bett lag und oft über die Figuren und Handlungen nachdachte und schlecht einschlafen konnte deswegen, weil mich die Handlung so sehr beschäftigt hat und nicht loslassen wollte.
Alle Erlebnisse werden sehr ausführlich berichtet, ob sich um Lagebesprechungen, Erinnerungen oder Überlegungen handelt. Manchmal war es mir ein wenig ZU ausführlich, aber genau diese ausgereiften Details regen einen zum Nachdenken an, weil alles so greifbar wird und man dadurch viel tiefer in die Handlung rutscht. Nämlich auf einem emotionalen Level.
Ellies Gedanken über die gesamte Invasion, was damit zusammenhängt, wie sich ihr Leben verändert hat und wie es früher war, fand ich sehr ergreifend. Sie formuliert die Dinge so, dass sich jeder automatisch mit ihren Gedanken identifizieren kann und etwas für sich mitnimmt.
Ganz besonders merkt man an diesen Gedanken aber, dass weder Ellie, noch die anderen Figuren stilisierte Charaktere eines Jugendbuches sind. Sie haben alle Ecken und Kanten, verhalten sich mal richtig, mal ziemlich daneben und das macht die Situation noch realistischer. So eine Ansammlung von Jugendlichen kann es überall geben und das war sehr gut beschrieben. Manchmal habe ich bei den vielen Figuren nicht so durchgeblickt, aber ich denke das kommt mit den anderen Bänden noch.
Man erfährt leider nichts Genaues über die Invasion. Wer zum Beispiel dahinter steckt, was genau in dem Ort passiert und jegliche weitere Infos. Das meine ich auch damit, dass Dinge SEHR ausführlich beschrieben werden, dass anderes wieder auf der Strecke bleibt. Dadurch geht die Handlung sehr langsam voran, aber ich denke das ist okay, denn die zwischenmenschlichen Beziehungen spielen hier eine besonders wichtige Rolle und sollen in die Gruppierung einführen.
Ich bin mir nur sehr unschlüssig, ob ich mit dieser Ansicht weitere sechs Bände durchhalten kann. Ja, das Buch konnte mich begeistern und das auf eine Art, die ich lange vermisst habe. Aber die Handlung wird so ausführlich beschrieben und geht so langsam voran, dass ich vermute, dass in jedem einzelnen Band nicht allzu viel passieren wird und sieben Bücher über detaillierte Kriegsüberlegungen finde ich doch etwas zäh, zumal ich mich für diese Thematik nicht stark begeistern kann. (Ich bin ja kein Junge, der mit seinen Soldatenfiguren Krieg gespielt hat ;))
Vielleicht gebe ich dem zweiten und dritten Teil eine Chance und schaue dann, wie es weitergehen wird und ob die Reihe für mich weitergeht.

Fazit:
Ein Buch, was sehr aufwühlt und mitreißt, aber auf eine ganz besondere Art und Weise. Die Figuren und ihre Interaktionen stehen im Vordergrund, weswegen man nicht mit 0/8/15 Charakteren zu tun haben wird. Die Sprache und die Art des Erzählens sind etwas holprig am Anfang, wirken dann aber umso mehr nach. Ich kann das Buch trotz einiger Längen wirklich jedem nur ans Herz legen, weil es etwas ganz Besonderes ist, fernab vom Mainstream.

Die Bücher gibt es auf Deutsch leider nur noch für einen sehr stolzen Preis zu erwerben, wobei auch nur die ersten drei Bände übersetzt wurden. Wer das volle Vergnügen erleben möchte, muss zwangsläufig auf Englisch lesen.
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