Cover des Buches Infinity Drake - Scarlattis Söhne (ISBN: 9783785580646)
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Rezension zu Infinity Drake - Scarlattis Söhne von John McNally

Als 14 Jähriger hätte ich es bestimmt besser gefunden.

von schreibtischtaeter vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ich kann 3 Sterne vergeben. Als 14 Jähriger hätte ich vielleicht 4 gegeben. Das Buch liest sich stellenweise wie ein Action-Drehbuch.

Rezension

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schreibtischtaetervor 9 Jahren

Infinity Drake ist vom Cover ein Jugendbuch, es hat einen jugendlichen Protagonisten und benutzt teilweise klassische Jugendsprache. Allerdings möchte ich das Buch frühestens ab 12 empfehlen, denn manche Szenen sind doch recht heftig.

Im Text gibt es einige Fußnoten und viele wissenschaftliche Begriffe und Erklärungen, diese haben mich im Gegensatz zu anderen Rezensenten gar nicht gestört. Im Gegenteil, ich mag es gerne, wenn ich in Büchern noch etwas dazulernen kann und lasse mich auch von komplexeren Erklärungen nicht abbringen und lerne gerne etwas hinzu. Das kann jüngere Leser durchaus animieren, einige Dinge nachzuschlagen und zu entdecken und fördert so die Entdeckerlust. Das kann man positiv hervorheben.
Infinity ist also ein 12jähriger, der schon früh beide Elternteile verloren hat und jetzt bei seiner Oma lebt. Die Oma ist auch ein ganz netter Nebenplott und sorgt durchaus für witzige Situationen, vor allem da sie nicht herausbekommen darf, das Infinity nicht im Urlaub mit dem Onkel ist. Dass sie sogar Staatschefs einschüchtert, mag zu dick aufgetragen sein, wenn man die Zielgruppe im Auge behält, ist es wiederum cool.
Durch den Verlust seiner Eltern soll einem Infinity wohl etwas näher gebracht werden, das gelingt auch Anfangs, aber im Gegensatz zu Artemis Fowl, der trotz seiner Macken sympathisch wirkt, wird der Junge eher nervig, da er alles meistert, alles weiß, alle auf ihn hören. Ok, für die Zielgruppe mag das Toll sein, sich mit so einem abgebrühten Überflieger zu identifizieren, für mich wird es irgendwann aber nervig da unrealistisch. Ähnlich wie ein zu starker Superheld, wird ein Charakter, der nie wirklich in Gefahr gerät, fade und langweilig. Da ist man froh, von den anderen Protagonisten zu lesen. Diese sind zwar alles sehr Stereotyp, in Einzelfällen (Commander King, Delta) aber trotzdem interessant und nicht alle auf Schuljungenniveau (Onkel).
Zu McNallys Lautmalereien, die viel kritisiert wurden: Es gibt KRACH, BUMM, WSSSSSSZZGGWZ, DAGGDAGGDAGG und ähnlichen Wörter, die aus einem Comic zu stammen scheinen. Wenn man bedenkt, dass der Autor auch Drehbücher schreibt, wird einem vielleicht klar, warum er das macht. Die Zielgruppe findet es vielleicht sogar toll, wenn Ereignisse mit diesen Lauten unterstrichen werden, irgendwann ist dieses Stilmittel aber auch abgenutzt, sodass ein Erwachsener darüber lieber hinweg liest.
Insgesamt ist das Buch ein Mix aus comicartigem Stil, Action-Drehbuch und Abenteuerfilm für Jugendliche, die gerne und selber ein mit allen Wassern gewaschener Held sein würden. Leider wurde einiges an Potential verschenkt, die Möglichkeiten, die 9mm große Protagonisten bieten, wurden zu wenig genutzt, dafür hatte der Autor zu viel amerikanische Actionkino als Vorbild, wo Gewalt auch die Lösung für alles ist. Hier kam vielleicht der Drehbuchautor zu sehr durch.
Das Buch selber ist sehr liebevoll gestaltet, hier hat man sich mit der Umschlaggestaltung viel Mühe gegeben und auch die Männchen auf den Buchseiten, die immer kleiner werden, sind toll, sowas hatte ich zuvor noch nie gesehen.
Fazit: Die Geschichte hat ein paar Schwächen, ist aber doch spannend und originell. Wenn man die eigentliche Zielgruppe im Hinterkopf behält, wird vieles klarer, es ist kein Buch für kleine Kinder und auch nicht unbedingt für Erwachsene, die in einem Jugendbuch weniger Gewalt und Action erwarten. Aber das ist oft Geschmackssache. Das Buch ist toll gestaltet und nichts für Zartbesaitete, die mit vielen Fachwörtern im Text schnell überfordert sind, sondern eher etwas für Kinder oder Jugendliche, die Action mit coolen Helden (mit wenig Tiefgang) mögen und auch gerne etwas selber recherchieren.
Einen Nachfolgeband würde ich jedenfalls nicht lesen, dafür haben mich die Hauptprotagonisten einfach zu wenig gefesselt.
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