Zitat:
„Er brach mitten im Satz ab. Das würde schwierig werden. Wie sollte man auch jemandem erklären, dass man nur neun Millimeter groß ist?“
(S.121)
Inhalt:
Bisher sind alle Versuche gescheitert, die Nano-Crew wieder auf Normalgröße zu bringen. Sämtliche Anstrengungen verlaufen ins Leere. Deshalb erlebt Finn seinen dreizehnten Geburtstag immer noch auf der Nano-Ebene. Nach wie vor ist er ein neun Millimeter großer Junge.
Doch eine neue Mission wartet auf die Scarlatti-Söhne. Mitten in Shanghai greift der geniale aber größenwahnsinnige Kaparis erneut nach der Weltherrschaft. Seine verwendeten Mittel – sich selbst reproduzierende Nanobots – haben einen Supercomputer inmitten der verbotenen Stadt in Shanghai im Visier. Kaparis Ziel ist klar definiert. Die verbleibende Zeit zur Rettung der Menschheit verrinnt. Und plötzlich findet sich Finn in einem unerbittlichen Kampf Gut gegen Böse wider. Ein erneuter Wettlauf auf Leben und Tod beginnt!
Meinung:
Der erste Teil dieser Reihe hatte mir mit kleinen Abstrichen schon wirklich gut gefallen. Es war für mich also keine Frage, dass ich Fortsetzung lesen muss. Kaum war das Buch bei mir angekommen, habe ich mich auch schon in die Seiten gestürzt.
Als Erstes ist mir, nachdem ich das Buch in der Hand hatte, das deutlicher auf die Zielgruppe spezifizierte Cover aufgefallen. Hatte ich beim ersten Teil noch so meine Bedenken, ob die Gestaltung wirklich die potentiellen Leser anlocken würde, wurden nun mit dem Cover des zweiten Teils der Reihe alle Bedenken aus dem Weg geräumt. Hier ahnt man sofort, was einen erwartet.
So stieg ich nun in die ersten Seiten ein, hatte ein wenig Bedenken, dem Handlungsfluss folgen zu können, da die Vorgeschichte doch einige Zeit für mich zurücklag. Dieser Bedenken hätte es allerdings nicht bedurft. Schon nach den ersten Seiten fühlte ich mich wieder mitten im Geschehen. Die Charaktere waren präsent, die Gegner waren ausgemacht. So konnte ich mich gleich von Beginn an ausschließlich auf das Genießen der Geschichte freuen. Neugierig blätterte ich mich durch die Seiten.
John McNally hat in dieser Fortsetzung wirklich nichts dem Zufall überlassen. Erinnerungen an die vorherigen Vorfälle arbeitet er in Randnotizen und Fußnoten ein, die auf den ersten Blick zwar irritierend, fortwährend jedoch immer zielführender wirken. In diese beiläufigen Erklärungen sind ebenfalls Erläuterungen auf physikalischer und chemischer Ebene eingeflossen, die definitiv zum Gesamtverständnis beitragen. Was anfangs aufklärend und didaktisch wirkt, fließt mit fortlaufender Handlung immer mehr in die Geschichte ein und bildet einen bedeutenden Teil davon.
Wiederum erlebte ich die Geschichte hauptsächlich aus der Sicht von Finn in dritter Person Vergangenheit. Zunehmend gewinnen andere Sichten an Gewicht, runden die ganze Geschichte ab. Zum besseren Verständnis werden diese auch in anderen Schriftformen präsentiert, so dass eine Abgrenzung klar erkennbar ist.
Richtig authentisch fand ich die Entwicklung, die John McNally seinen Charakteren angedeihen ließ. Finn – Infinity Drake – handelt immer noch kurzentschlossen, dennoch mit mehr Vorausschau und Weitblick. Sein Bestreben ist es, niemanden im Stich zu lassen und alles dafür zu geben, das Ziel der Gruppe zu erreichen. Dafür setzt er sein Leben mehrfach aufs Spiel, scheut keine Gefahren.
Ein neuer Liebling hat sich in diesem Teil in mein Herz gezaubert. Carla mochte ich von Beginn an. Auch sie handelt selbstlos, ist guten Argumenten nicht verschlossen. Und muss im Endeffekt so einiges über sich ergehen lassen… Auch hier konnte ich mitfiebern, mein Beschützerinstinkt wurde erweckt. Ich hoffe, das Schicksal wird es gut mit ihr meinen.
John McNally hat es geschafft, nach einer Kennenlernphase seiner Geschichte tatsächlich von Seite zu Seite mehr und mehr Spannung zu entlocken. Ab einem bestimmten Zeitpunkt hätte ich das Buch mit Sicherheit nicht einmal unter Todesandrohung zur Seite gelegt. Mein Leseinteresse wurde stetig angeheizt, der Spannungsbogen war straff gespannt. Ich erlebte turbulente Abenteuer, hatte in dem erzeugten Agenten-Feeling ein neues Zuhause und musste aber auch so manche Verluste wegstecken.
An dieser Stelle muss ich allerdings auch erwähnen, dass diese Fortsetzung um einiges brutalere Szenen enthält als der Vorgänger. Eine humorvolle Note, vor allem wenn es um scheinbar banale Dinge geht, wird dennoch beibehalten und verleiht der Geschichte einen eigenen Reiz. Die Geschehnisse in der Nanowelt allein erzeugen schon eine gewisse Anziehung. Handlung und Erklärungen gemischt mit Entwicklergeist allein sind definitiv schon des Lesens wert.
Der Autor konnte hier Eins zu Eins eindrucksvoll spiegeln, welche Risiken auch in der Weiterentwicklung der Technisierung stecken können. Auf der einen Seite warnt er aus meiner Sicht ein bisschen vor möglichen denkbaren Gefahren, andererseits zeigt er aber auch die Vorteile auf. Er erschafft eine gelungene Mischung aus Vor- und Nachteilen, die mir sehr gut gefiel.
Nach einem schier atemlos werdenden Spannungs-Showdown hatte der Autor dann Erbarmen und ließ die Geschichte dann mit einem ruhigeren, wenn auch eindeutig nicht weniger neugierig machenden Geschehen, ausklingen. Nun bin ich extrem gespannt, welche Entwicklung die Fortsetzung bringen wird. Mit diesem Ende hätte ich so nicht gerechnet!
Urteil:
„Infinity Drake – Jagd in der verbotenen Stadt“ entwickelte mit stetig ansteigender Spannung und gut konstruierten Handlungsfäden einen Lesedrang, dem ich mich nicht entziehen konnte. Meine atemlosen Abenteuer in Shanghai belohne ich deshalb mit verdienten 5 Büchern.
Für alle, die vor Gefahren nicht zurückschrecken, unbezwingbare Herausforderungen annehmen und sich aussichtslosen Situationen dennoch furchtlos stellen.
Die Reihe:
1. Infinity Drake – Scarlattis Söhne
2. Infinity Drake – Jagd in der verbotenen Stadt
3. Noch nicht bekannt
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