Dieses Buch ist zugleich vom Geist Irlands getränkt und zeugt von der reichblühenden Kreativität sowie lyrischen Gabe John O'Donohues.
Er studierte philosophische Theologie in Tübingen und promovierte 1990 über Hegel. Dieses Buch hier hat er mitübersetzt ins Deutsche. Er hat unter anderem noch "Anam Cara", "Echo der Seele" und "Landschaft der Seele" veröffentlicht.
Altes keltisches Wissen bekommt durch ihn neuen Sauerstoff und frisches Blut, um dann in seinen Texten dynamisch reanimiert zu werden. Es ist äußerst gelungen!
Connemara, ein besondere Landschaft der grünen Insel wird ihr zelebriert, aber ebenso ihre Seele, die in allem wohnt. Im Stein, Wasserfall, im Boden, den Wolken, Bäumen, Pflanzen und Tieren. Wechselseitig durchwirken die Essenzen von jeweils dieser fast überirdisch scheinenden Landschaft und den Menschen dort einander.
Die ursprünglich keltischen Wurzeln liegen schon scheinbar Äonen zurück. Dort jedoch hat sich etwas Ursprüngliches, Archaisches bewahren können, das auch von der Fremdkolonisierung und Besetzung durch die Briten nicht vernichtet oder ausgelöscht werden konnte.
Irland ist eine relativ kleine Insel, die leider immer noch geteilt ist - welch ein Anachronismus! Nicht viele Einwohner. Das vermittelt dann eine unglaubliche Weite, wenn man in Connemara ist. Fast, als ob man der letzte Mensch auf Erden wäre.
Dieses Buch ist bilingual. Auf der linken Seite sind die Poeme im englischen Original und rechts stehen sie übersetzt. Zwölf Landschaftsphotographien in Schwarzweiß ( eigentlich schade bei den tausend Schattierungen Grün ) von Fergus Bourke sind enthalten.
Das Buch ist in Kapitel und Untersektionen gegliedert. Annäherungen; Begegnungen: Die Rosenkranz - Sonette mit den Untersektionen Die freudenreichen Geheimnisse; Die schmerzhaften Geheimnisse; Entfernungen (jetzt habt ihr garantiert gedacht, daß wieder etwas mit "Geheimnis" kommt, gelle? 😀 ).
54 Poeme sind in diesem Buch. Er setzt sich mit der Ambivalenz und dem Spannungsfeld zwischen weltlichem und katholischem Leben auseinander. Von all den positiven wie negativen Impulsen, die Menschen umtreiben. Geselligkeit, aber ebenso abgrundtiefe Einsamkeit. Spiritualität und Mystik, das Flüstern der Tuatha De Danaan. Die Zauberwesen wie Elfen, Feen, Pookas, Banshees, Leprechauns, die man bereitwillig dort wähnt und trotzdem vom Monotheie überlagert, der aber ebensowenig wie die Engländer das zerstören konnte.
Es gibt Gaeltachts, wo man noch Irisch - Gälisch fließend beherrscht. Die Seele wird von der Landschaft reflektiert.
Entfremdet und intim; resilient und dennoch vulnerabel. Meditieren, um mit dem Allumfassenden zu kommunizieren. Die Wucht der Natur und ihre Kraft den Menschen von der auch vorhandenen Schädlichkeit der postmodernen Gesellschaft wieder zu entrücken.
Der Verlorene, der sich durch all diese Faktoren in Connemara wiederfinden kann ...
All diese Schlaglichter und noch mehr sind der Spiritus rector seiner Lyrik. Er verwendet kraftvolle Metaphern sowie dunkle Anspielungen, um Melancholia zu ehren, die ein gern gesehener Dauergast ist.
Liebe und Wärme strömen aus seinen verständlichen Texten. Es ist nicht Avantgarde, bei der man 33 drei Drittel Jahre über die Bedeutung rätseln muß. Durchaus in der Tradition W. B. Yeats und Seamus Heaneys. ( Dieser hatte ja den Literaturnobelpreis erhalten, inzwischen leider verstorben ).
Mal reimt er, andere Male komponiert er seine Worte frei. Tiefgründig, philosophisch, mit deutlichen Einflüssen der Natur und das Denkzentrum des Lesers äußerst stimulierend. Die einzigen gesunden Anabolika für die Muskeln des Geistes und Intellekts.
Der Engel des Moors Für Lelia
Der Engel des Moors trauert im Wind,
Der auf diesen schwarzen Wiesen lungert.
Erinnert sich, wie er Saiten-Zweige wählte
Aus dem Orchester von Bäumen, die hier standen;
Wie im Abendblau ein Chor von Vögeln
In Nestern dunkler Luft verstummte.
Regen sickert durch Laub, versilbert die Luft,
Spült den Staubschleier fort und entlässt
Netze von Duft, an denen sich der Wind
Versüßen kann, eh er im Blätterfilm verhaucht,
Der sich alljährlich mit gefallner Farbe schmückt,
Bevor des Winters Last den Boden schließt.
Nie öffnen sich des Moor-Engels dunkle Augen
Jetzt, wenn der Morgen kommt, das karge
Gras mit Schleiern zu bekleiden, purpurn,
Bernstein, weiß, als drängte seine Seele, jung,
Vor Möglichkeit und Traum, daß ein verschollnes
Leben sichtbar werden könnte.
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