Dies sind die ersten Zeilen des Songs „The Stars (Are Out Tonight)“, der mir nun in den Sinn kommt, wenn ich John O’Connells „Bowies Bücher“ resümiere, denn dank dieser Biographie der etwas anderen Artbegreift man, was für einen enormen Schaffensdrang dieser Ausnahmekünstler hatte (und wieviel er darüber hinaus noch gelesen hat), sodass man sich fragt, ob er zu seinen Lebzeiten jemals genug Schlaf bekommen hat. Und obwohl Bowie leider schon seit 2016 zu den „dead ones“ gehört, schläft dieser Star durch das, was er uns hinterlassen hat, glücklicherweise auch nach seinem Tod noch nicht.
Zugegebenermaßen wurde ich mit diesem Buch in ein Universumkatapultiert, das mir bisher unbekannt war (worüber ich mich nun, da ich weiß, was mir jahrelang entgangen ist, sehr ärgere 😀 ). Natürlich wusste ich, wer David Bowie war und kannte und mochte auch einige Songs, mir war auch bewusst, dass es sich um eine sehr interessante Person handelte, aber irgendwie habe ich mich nie näher mit ihm und seiner Musikbeschäftigt. Dann fiel mir jedoch dieses Buch ins Auge und ich wusste sofort: Das ist die Gelegenheit! Und nun, da ich quasi für einige Tage in seine Welt und sein Lebenabgetaucht bin, wird er definitiv einen Platz in den TOP 10 meiner VIP (very interesting people)-Liste bekommen…
Aber nun zum Buch an sich: 2013veröffentlichte das Victoria & Albert Museum London im Rahmen der Wanderausstellung „David Bowie Is“ seine eigens aufgesetzte Liste der 100 Bücher, die für ihn die wichtigsten und prägendsten waren. John O’Connell erläutert diese 100 Bücher und versucht die daraus entstandenen Einflüsse auf Bowies Leben und Schaffen aufzuzeigen, wobei er nicht nur kurz den Inhalt eines jeden Buches anreißt, sondern auch viele Anekdoten und Geschichten aus Bowies Lebenerzählt. Mein liebstes Beispiel hierzu:
„Nile Rodgers, dem Produzenten von „Let’s Dance“, zeigte Bowie ein Foto, auf dem Little Richard in einem roten Anzug in einen roten Cadillac steigt. Genau so, sagte Bowie, solle das Album klingen.“
Solche Sätze kann nur ein Mensch sagen, der aus einer alltäglichen Situation eine enorme Inspiration gewinnt und daraus eine Hymne an das Leben und die damit einhergehenden Unwägbarkeitenkomponiert, die weit über bloße Musik hinausgeht. Wobei Bowie all das verarbeitete, was er in seinem Leben an Wissen, Eindrücken und Emotionen wie ein Schwammaufgesaugt hatte. Und vieles davon stammte mit Sicherheit aus diesen Büchern.
Durch die Fülle an Informationen ist „Bowies Bücher“ natürlich kein Buch, das man irgendwie zwischendurch liest. Es bedarf schon ein bisschen Muse (ich habe oft googlen müssen, damit ich weiß von wem oder was gesprochen wurde), aber ich habe selten ein derart informatives Buch gelesen, das mit einer so guten Ausgewogenheit zwischen Humor, Ernsthaftigkeit und spürbarer Leidenschaftaufwartet. Diese Leidenschaft ist definitiv ansteckend und hat dazu geführt, dass ich mich nun tagelang durch Bowies Lebenswerk gehört habe (und trotzdem natürlich nicht mal annähernd alles geschafft habe). Müsste ich ihn mit einem Maler vergleichen (was naheliegt, da er selbst – auch noch – gemalt hat), wäre es Francis Picabia: Dieser hatte nicht nur Bowies Malerei beeinflusst, sondern gefühlt jede Stilrichtung gemalt, während Bowie von Ziggy Stardust (1972) über Young Americans (1975), Let’s Dance (1983), Heathen (2002), The Next Day(2013) und viele weitere Alben ebenfalls eine eklektische Bandbreitegezeigt hat, die sich auch in seiner stil- und themenübergreifenden Bücherwahl widerspiegelt. Von freaky zu sachlich, traurig oder albern, von anrüchig über melancholisch, von Theologie, Politik, Geschichte über Psychologie, Magie und Kunst ist einfach alles und somit für jeden was dabei. Auch ich habe mir nun die für mich interessantesten Bücher sozusagen „auf die Fahne geschrieben“ und bin schon sehr gespannt darauf, sie zu lesen und die dazu passenden Bowie-Songs zu hören, die John O’Connell praktischerweise zu jedem Buch vorschlägt.
Ich finde übrigens, dass das Buch aufgrund der vielen kulturellen und historischen Bezügen definitiv nicht nur was für Bowie-Fans ist, sondern gerade Literaturliebhaber voll auf ihre Kosten kommen.
Und wer ein Fan von David Bowie ist und gern mehr über sein Leben und seine Inspiration wissen möchte, der sollte das Buch unbedingt gelesen haben!
Ich bedanke mich hiermit herzlich beim Verlag Kiepenheuer & Witschfür das tolle Poster und das kostenfreie Rezensionsexemplar, das mir glücklicherweise eine völlig neue musikalische und literarische Welt eröffnet hat! ❤
Und zum Schluss noch meine persönliche Playlist zu diesem Buch:
„I Can’t Give Everything Away“
„Where Are We Now“
„Absolute Beginners (Single Version)“ 2014 Remaster
„Shadow Man“
„The Stars (Are Out Tonight)“
„Everyone says ‚Hi‘ (Edit)“
„Slow Burn (Edit)“
„Let’s Dance (Single Version)“ 2014 Remaster
„Under Pressure (2011 Remastered Version)“
„Thursday’s Child (Radio Edit)“
„Young Americans (2016 Remaster)“
„Lazarus“
„Blackstar“
„Time Will Crawl (2018)“