Rezension zu Muschelknacker von Edward Lee
Allgemeine Information:
Verlag: Festa
Erscheinungsdatum: 16 April 2014
Buchlänge: 192 Seiten
Softcover
Genre: Extrem Literatur
Klappentext:
Die Brüder Esau und Enoch leben zufrieden am Sutherland Lake, irgendwo in der Einsamkeit Nordamerikas. Sie missbrauchen und quälen die dummen Stadtmenschen, die sich in ihr Reich verirren, und bereiten aus ihnen nach raffinierten Rezepten köstliche Speisen zu ...
Ja, endlich mal wieder im eigentlichen Story Verlauf ein Edward Lee nach meinem Geschmack. Obszön, Grenzen überschreitend und bedingungslos erbarmungslos.
Das Coverdesign erschließt sich mir leider nicht ganz, auch im Verlauf der Geschichte weiß ich nicht so genau in was für einem Zusammenhang das Bild mit der Geschichte stehen soll. Für mich wirkt das Cover im Gegensatz zum Inhalt, leider zu ästhetisch und demnach unpassend.
Ganz im Gegensatz zu dem Titel, der in eine ganz andere Richtung geht als wie gedacht. Eher dachte ich dabei an einen sexuellen Zusammenhang, so wie man es vielleicht von einem obszönen Edward erwartet, doch es kommt ganz anders und wirkt im Vergleich zu meinen bisherigen Gedankengängen total solide. Diese Kehrtwende empfand ich persönlich als eine positive Überraschung, weil es so komplett anders und erfrischend ist.
Wir begleiten eine Gruppe an Großstadt Leuten, die auf dem Weg zu einem abgelegenen Angeltrip sind. Verwöhnt und stinkreich. Sex, Spaß und Gelassenheit ist wohl der Lebensinhalt dieser Truppe. Doch das Blatt wendet sich schnell und die Tour wird zu einem absoluten Alptraum aus dem es heißt, lebend herauszukommen. Wer wird überleben?
Die Story kommt schnell in Fahrt, dies ist für mich immer sehr wichtig das der Spannungsbogen immer wieder neue Aspekte benötigt und gekonnt gehalten werden muss. Auch wenn wir uns nicht von Seite eins an in der absurden Welt der kranken Köpfe befinden, so führen andere Kleinigkeiten dazu und leicht schockiert zurückzulassen. Ich finde es sehr gut, wie kreativ dabei vorgegangen wird. Und auch in Sachen prickelnde Momente kommen wir zu Beginn an nicht zu kurz. Je nachdem was man eben so unter " prickelnd" interpretiert.
Im zweiten Verlauf geht es dann so richtig rund. Unser Magen wird schonungslos gefoltert und auf die Probe gestellt. Szenarien werden detailreich ausgeschrieben und hinterlassen einen dumpfen Druck in der Magengegend.
Demnach kann ich euch eines nur empfehlen : Nebenbei essen solltet ihr euch genau überlegen !
Denn der Schwerpunkt der kranken Szenarien liegt auf der kulinarischen Küche, sowie uns bereits der Klappentext verrät. Fast erinnert mich dieses Geschehen an das gute alte Lied " Mein Teil" von Rammstein, auch wenn es eher weniger auf freiwilligen Basis passiert.
Spannung und gnadenloser Ekelfaktor wie wir ihn von Edward kennen sind demnach vorprogrammiert und ihr dürft euch erneut auf prägendes Geschehen freuen.
Um einmal auf den Aufbau einzugehen muss ich sagen, die Kapitellängen sind teilweise dem Maximum unterteilt. Viel länger dürfen sie fast gar nicht sein, befinden sich aber meiner Meinung nach noch im Bereich des machbaren, auch wenn ich einige Kapitel nicht immer ganz geschafft habe, die ich nebenbei in der Bahn begonnen hatte, weil sie doch länger wurden als wie erwartet. Trotzdem ziehen diese sich nicht über zig von Seiten und lassen uns irgendwann unmotiviert zurück.
Der Schreibstil ist wie immer einfach und oberflächlich gehalten, da viel mehr der Inhalt hier seine Hauptrolle spielt. Man verzwickt sich nicht in verschiedene Materien, sondern kann dem roten Faden problemlos folgen.
Nur das Ende konnte mich nicht ganz von sich überzeugen und kostet dem Buch neben dem meiner Meinung nach unpassenden Cover einen Stern. Ohne spoilern zu wollen, ging das Ende für mich zu sehr ins Übernatürliche oder in den Fantasie Bereich über. Darstellung der Gestalt die als prägender Hintergrund wirkte wird demnach etwas zerstört und macht den kompletten Verlauf leicht kaputt. Meinen Geschmack konnte es leider nicht treffen und ich war leicht enttäuscht was das Ende anging.
Fazit: Schonungslos direkt und der steigende Ekelfaktor prägen dieses Werk. Ein leckeres und völliges Essen, kann ich demnach zwischendurch für Leute mit einem zart besaiteten Magen nicht empfehlen. Man sollte sich auf Obszönität, Gewalt und sexuelle Interaktionen einstellen. Für alle Edward Lee Fans jedoch ein Muss in meinen Augen. Auch wenn das Ende mich nicht von sich überzeugen konnte, habe ich es keinesfalls bereut es zu lesen. Es war eine absolute Bereicherung für meine Festa Extrem Reihe. 4/5 Sterne.