John R. R. Tolkien kann ohne Zweifel als der Begründer des modernen Fantasy Genres bezeichnet werden. Sein Werk, das stark von nordischen Mythen geprägt ist, liefert mit seinen Fabelwesen, wie den Orks, Elben, Magiern und Zwergen, das Standardrepertoire jeder fantastischen Erzählung. Die Elemente des Tolkienschen Universums werden weiterhin von anderen Fantasy-Autoren aufgegriffen, was sein Werk unsterblich macht.
John Ronald Reuel Tolkien kommt am 3. Januar 1892 in Bloemfontein in Südafrika zur Welt. Sein Vater Arthur Reuel Tolkien arbeitet zu dieser Zeit als Bankier in der britischen Kronkolonie. 1895 geht J. R. R. Tolkien mit seiner Mutter Mabel Suffield und seinem Bruder Hilary für eine Weile zur Familie nach Birmingham in England, da sich Mabel vom südafrikanischen Klima erholen muss. Im folgenden Jahr verstirbt Tolkiens Vater unerwartet in Südafrika. Seine Mutter zieht daraufhin mit den beiden Kindern nach Sarehole, einem Vorort von Birmingham. In der ländlichen Idylle entdeckt Tolkien seine Liebe zur Natur. Sarehole wird später in den Werken Tolkiens als Vorbild für das „Auenland“ der Hobbits dienen. Die Mutter konvertiert 1903 gegen den Willen der Familie zum katholischen Glauben und zieht mit den Kindern nach Birmingham, wodurch das ländliche Leben für Tolkien zu Ende geht. Tolkien wird katholisch erzogen und zieht mit seiner Mutter mehrfach innerhalb von Birmingham um, wo er auch häufiger die Schule wechselt.
Tolkien entdeckt sein Interesse für Sprachen, besonders walisische Namen und Wörter faszinieren ihn. Von seiner Mutter lernt er Grundlagen des Lateinischen, Französischen und Deutschen. An der King Edward's School, die er dank eines Stipendiums besuchen kann, lernt er neben Latein noch Altgriechisch und Mittelenglisch. Bereits früh fängt er an, seine eigene Phantasiesprache zu entwickeln. 1904 folgt der nächste Schicksalsschlag für Tolkien: Seine Mutter stirbt an den Folgen der damals unheilbaren Diabetes. Diese Erfahrung prägt Tolkien sehr stark und bindet ihn noch tiefer an die katholische Kirche. Der Pater Francis Xavier Morgan, ein guter Freund der Mutter, übernimmt den Vormund für die Kinder. Er lässt sie zunächst bei Mabels Tante wohnen. Später vermittelt er den Beiden eine Pflegemutter. Tolkien verliebt sich in die Tochter seiner Pflegemutter, die drei Jahre ältere Edith Bratt. Als der Pater Francis Xavier Morgan das erfährt, verbietet er ihm den Umgang mit ihr bis zur Vollendung der Volljährigkeit. J. R. R. Tolkien beginnt 1911 ein philologisches Studium am Exeter College in Oxford. Neben dem Studium der Sprachwissenschaft und der Literatur widmet er sich nun besonders der finnischen Sprache. Diese wird später als Grundlage für seine Hochelbische Kunstsprache Quenya dienen. Er schließt das Studium 1915 mit Auszeichnung ab. An dem Tag seiner Volljährigkeit nimmt J. R. R. Tolkien wieder den Kontakt zu Edith auf. Obwohl sie bereits verlobt ist, kann er sie für sich gewinnen und heiratet sie schließlich auch 1916.
J. R. R. Tolkien wird in die Armee eingezogen und nimmt ab 1916 am aktiven Frontdienst im Ersten Weltkrieg teil. Während der extrem blutigen Schlacht an der Somme lernt er den Schrecken des Krieges aus erster Hand kennen. Im Herbst 1916 erkrankt er am Fleckenfieber, das unter den schrecklichen hygienischen Bedingungen in den Schützengraben weit verbreitet ist und kehrt nach England zurück. Während er sich von der Krankheit erholt, fängt Tolkien an, „Das Buch der Verschollenen Geschichten“, in dem er den mythologischen Hintergrund seines neuerschaffenen Universums darstellen will, zu schreiben. Es wird erst nach seinem Tod von seinem Sohn Christopher veröffentlicht und bildet die Grundlage für „Silmarillion“.
1917 kommt sein erster Sohn John Francis Reuel zur Welt. Im gleichen Jahr beginnt er seine akademische Karriere in Oxford als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim New English Dictionary und Privat-Tutor. 1920 wird sein zweites Kind Michael Hilary Reuel geboren. Im gleichen Jahr erhält er ein Angebot einer außerordentlichen Professur an der Universität von Leeds, das er nach gewissem Zögern annimmt. Er widmete sich dort vor allem Alt- und Mittelenglischen Studien und macht sich als Philologe einen Namen. 1924 wird sein dritter Sohn Christopher John Reuel geboren. Im darauffolgenden Jahr kehrt er als ordentlicher Professor für Angelsächsisch nach Oxford zurück. Neben alt- und mittelenglischen Studien beschäftigt er sich viel mit altnordischen Sagen und verbindet stärker die Sprachwissenschaft mit der Literaturwissenschaft. 1929 kommt seine erste und einzige Tochter Priscilla zur Welt.
Tolkien, der bereits seit Jugendzeiten eigene Kunstsprachen entwickelt, die sich an realen Sprachen anlehnen, beschließt ein passendes Sagen-Universum aufzubauen, das als Hintergrundgeschichte seiner Sprachen dienen soll. Anfang der 30er Jahre beginnt er mit den Arbeiten an „Der Hobbitt“. Die Geschichte ist zunächst nur für seinen engsten Freundes- und Studentenkreis, sowie als Bettgeschichte für seine Kinder gedacht. Eine ehemalige Studentin vermittelt jedoch einen Kontakt zum Verlag Allen&Unwin, der großes Gefallen an dem Manuskript findet und die Erzählung schließlich 1937 publiziert. Bereits ein Jahr später versucht Allen&Unwin das Werk auch in Deutschland herauszugeben. Da die nationalsozialistischen Behörden aber einen Nachweis über die nichtjüdische Herkunft Tolkiens einfordern, lehnt dieser eine dortige Veröffentlichung aus Protest ab. Im Rahmen seiner Vorlesung „On Fairy-Stories“ setzt sich Tolkien öffentlich mit dem neuen Genre der Fantastischen Literatur auseinander. Allen&Unwin zeigt ein großes Interesse daran, dass Tolkien seine Erzählung über den Hobbitt fortsetzt. Während des zweiten Weltkrieges beginnt er mit den Arbeiten an seinem wohl größten Werk, dem Epos „Herr der Ringe“. Tolkien nimmt 1945 den Ruf für eine Professur in Anglistik am Merton College, der berühmtesten Hochschule Oxfords, an. Die arbeiten an „Herr der Ringe“ verzögern sich, nachdem der Autor zwischenzeitlich mit dem Wechsel des Verlages geliebäugelt hatte. Das Werk wird erst 1954 veröffentlicht. Im Jahr darauf erscheint der dritte und letzte Band der Saga. Das Werk feiert in den kommenden Jahren einen nie erahnten Erfolg und beschert Tolkien eine riesige Anhängerschaft. Er geht 1959 in den Ruhestand und setzt nun seine Arbeit an „Silmarillion“ fort, welches den Hintergrund der Mythenwelt des Tolkienschen Universums beleuchten soll. Der Ruhm, dem Tolkien nun ausgesetzt ist, drängt ihn dazu, Oxford zu verlassen und an den Küstenort Bournemouth zu ziehen. Tolkiens Frau Edith verstirbt dort am 29. November 1971 an den Folgen einer Gallenblasenentzündung. Im folgenden Jahr erhält er wegen seines literarischen Schaffens von Queen Elizabeth die Auszeichnung zum „Commander of the British Empire“. John R. R. Tolkien stirbt am 2. September 1973 in Bournemouth und wird in Oxford beigesetzt. Sein Sohn Christopher setzt sein Werk aber fort, in dem er „Silmarillion“ und die „History of Middleearth“ bearbeitet und die Werke jeweils 1977 und 1983 veröffentlicht.
Die Verfilmung der Tolkien Saga „Herr der Ringe“ von Peter Jackson aus den Jahren 2001 – 2003 stellt eine der größten, aufwendigsten und erfolgreichsten Kinoadaptionen der Filmgeschichte dar.