Aus der Vergangenheit lernen (0der auch nicht)
Es hat schon eine hohe Faszination. Eine konkrete Historie betrachten (Das römische Imperium in seiner Endphase), die über 1500 Jahre in der Vergangenheit ja schon liegt, und beim Lesen der fundierten Erkenntnisse der beiden Autoren sich schon ohne die dann parallel stattfindende Übertragung auf die Moderne sich bereits stark an die Gegenwart zu erinnern.
Frappierend sind die Parallelen des „Niedergangs“. Gerade wenn man jedes populistische Getöse gegenüber „den Barbaren“ mal zur Seite legt, nachvollzieht, dass das römische Reich keineswegs an „Überfremdung“ zugrunde gegangen ist.
Aber auch die differenzierten Betrachtungen, das Schwinden der Ressourcen, die einander bekämpfenden Autokratien, das strikt egozentrisch-parteiische Denken zum Ende des Imperiums hin, all das glättet nicht gerade die Sorgenfalten, die einem angesichts der aktuellen Weltlage zuhauf zukommen.
Nicht umsonst wählen die Autoren zur Nachvollziehung der damaligen Ereignisse den gleichen roten Faden: Nicht folge dem Anspruch auf Macht, nicht folge der Völkerwanderung, sondern: „Folge dem Geld“.
Wie sich dann die Macht vom Zentrum zur Peripherie verlagert, warum das so ist, wie das auch heute im Blick auf mehr und mehr prosperierende „Schwellenlänger“ noch als historische Entwicklung par excellence betrachtet werden kann und wie folgerichtig das Absterben des römischen Imperiums aus den inneren, weniger aus den äußeren Entwicklungen, abgeleitet werden kann.
Nun ist es nicht so, zum Glück, wenn es fruchten sollte, dass die Autoren allein bei der Analyse und der bestechend herausgearbeiteten Parallelität zwischen Rom und der Gegenwart stehen bleiben würde.
Gerade beim Blick auf die Unterschiede an Ressourcen und die Unabhängigkeit vom Landbesitz alleine als Grundlage von Pfründen und Macht ergeben sich eben auch mehr, bessere politische Möglichkeiten, die liberalen Demokratien der „alten Welt“ zukunftsfähig zu machen.
Andererseits, die inneren Haltungen schienen dem nicht nachkommen zu wollen. Mitsamt zunehmender Erbitterung und Aggressivität. Was im Übrigen auch dem alten Rom in keiner Form ferne lag.
„Kann der Westen jemals wieder zu alter Größe gelangen? Und sollte er es überhaupt versuchen“?
Vielleicht, aber anders. So kann man am Ende der Lektüre feststellen. Vor allem aber überzeugt der Weg der Autoren, die aktuell überlauten „Vorurteile“, dass „die Fremden“, „die Elite“ oder eine Form der „Dekadenz“ den alten Westen an seine Grenzen führt. Sondern eher die zunehmend einander fast unversöhnlich gegenüberstehende feindliche Haltung verschiedener Gruppen der Gesellschaften.
Eine zu empfehlende, anregende und lehrreiche Lektüre.