Cover des Buches Im Banne (Bann) des Bösen (ISBN: B002A7VOWY)
Rezension zu Im Banne (Bann) des Bösen von John Saul

Solide erzählt mit einigen Längen...

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 9 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 9 Jahren
Saul bedient sich auch hier wieder seines liebsten Themas, und zwar Jugendliche, die von irgendetwas besessen sind und dem Zerbrechen von Gefügen innerhalb der Familie. Diesmal jedoch verläuft die Einführung der Charaktere ziemlich lang und recht unspektakulär, sodaß der Roman etwas unspannender als andere Werke Sauls wirkt. Die Figuren sind durchaus gut getroffen, wobei stets zu vermerken ist, dass Saul charakterpsychologisch niemals in einer Liga mit Autoren wie Stephen King gespielt hat, dazu sind seine Charaktere zu schablonenhaft (was aber nicht immer ein Minuspunkt sein muß, denn Schriftsteller wie z. B. Richard Laymon sind ja auch nicht dafür bekannt, mit Dostojewski-Figuren zu glänzen).
Gerade diese Kritikpunkte ließen die Kritiker stets über John Saul lästern, allerdings haben seine Geschichten immer eine ganz spezielle gruselige Kleinstadtatmosphäre, die mit Schauder statt mit Blutexzessen überzeugt. Minimale Gewaltspitzen finden sich zwar auch in diesem Buch (besonders auf den letzten Seiten), jene sind aber im Vergleich zu heutigen Extremautoren kaum erwähnenswert. Ein weiteres Thema dieses Buches ist die Gewalt in der Ehe, welche von Saul sehr eindringlich und plastisch geschildert wird.

Die letzten 80 bis 100 Seiten überzeugen dann wieder mit Spannung und Dramatik, wobei Saul wohltuenderweise auf ein simples Heile Welt-Happy End verzichtet. Negativ sei hier noch die Übersetzung vermerkt...ich glaube nicht, dass John Saul im Original solche merkwürdigen Satzkonstruktionen wie hier im Deutschen verwendet hat. Stellenweise ist in einem kurzen Satz dreimal das gleiche Wort zu finden, obwohl die deutsche Sprache wirklich reich an Synonymen ist; die ganze Übersetzung wirkt einfach lieblos hingeklatscht, ein Problem, dass man bei John Saul-Eindeutschungen immer wieder findet (und vielleicht mit dazu beigetragen hat, dass dieser Schriftsteller bei vielen Kritikern und Lesern als schreibender Horrorlegastheniker gilt)...überhaupt existieren gerade in den späten 80ern und 90ern haufenweise Bücher aus dem Heyne-Verlag, deren Übersetzungen einem lesetechnisch die Schuhe ausziehen.
Von der Unmenge an Druckfehlern in diesem Buch will ich gar nicht erst reden. Aber das sind natürlich alles Dinge, die man John Saul nicht anlasten kann.

Fazit: Ein recht interessanter Plot mit Startschwierigkeiten und später dann spannender werdender Geschichte. Kein schlechtes Buch, aber als Einstieg in die Werke John Sauls nicht wirklich zu empfehlen, da gibt es weitaus gelungenere Romane von ihm. Gutes Mittelmaß.
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