Gute Science Fiction gibt immer eine Antwort auf die Frage "Was wäre, wenn ...?" In "Krieg der Klone" beantwortet Scalzi die Frage, was wäre, wenn die Menschheit zur Behauptung ihres Platzes im Universum nur Greise rekrutieren würde. Und das tut er auf mitreißende, spannende und schwarzhumorige Weise.
John Perry ist 75 Jahre alt, Amerikaner, Witwer und hat sein Leben gelebt. Auf der Erde bleibt ihm nichts mehr zu tun, doch die KVA, die koloniale Verteidigungsarmee, bietet allen 75jährigen Bürgern der Industrienationen einen Neuanfang im Militärdienst an. Entweder besteht die KVA aus den ältesten Rekruten des Weltalls, oder die Koloniale Union, die politische Organisation der Menschen außerhalb der Erde, hat irgendwie einen Weg gefunden, Greise wieder jung zu machen. Und so entscheiden sich jedes Jahr viele ergraute Erdenbürger dafür, dieses Angebot anzunehmen und ein langsames Dahinsiechen auf der Erde gegen ein paar gesunde Jahre beim Militär einzutauschen.
In der KVA müssen John und seine neuen Freunde, die sich selbst den Namen "Die alten Scheißer" gegeben haben, schnell erkennen, dass das Universum kein sehr freundlicher Ort ist. Aus den angepriesenen zwei Jahren Dienstzeit werden quasi automatisch zehn, da die Menschheit praktisch dauerhaft in kriegerische Auseinandersetzungen mit einer Vielzahl konkurrierender Spezies verwickelt ist, die sich um die für eine Besiedelung geeigneten Planeten streiten. Und auch die erhoffte Verjüngung sieht etwas anders aus als gedacht. Für jeden neuen Rekruten wird ein für Kampfeinsätze genetisch modifizierter Körper geklont, in den einfach nur das Bewusstsein der jeweiligen Person übertragen wird. Und von diesen Kampfeinsätzen gibt es jede Menge.
Die ständigen Gefechte fordern ihren Tribut. Die alten Scheißer sterben wie die Fliegen. Das einzige Ziel ist es, möglichst schnell aus der dahinschmelzenden Infanterie auf einen weniger gefährlichen Posten versetzt zu werden. Doch dann trifft John bei einem Einsatz, der ihn beinahe das Leben kostet, auf jemanden, mit dem er definitiv nicht gerechnet hat ...
Der Roman lässt sich sehr gut in einem Zug weglesen. Scalzi hält Spannung und Tempo hoch und spart nicht mit bissigem Humor, den er seinen Hauptcharakteren in den Mund legt. Trotzdem ist die Handlung streckenweise auch berührend; insbesondere dann, wenn John sich bemüht, sein neuen Freunde zu beschützen, oder wenn er auf die Person trifft, die die KVA aus den Genen seiner verstorbenen Frau zusammengeklont hat.
Und es gibt auch nachdenkliche Momente, in denen die Protagonisten darüber philosophieren, aus welchen Motiven heraus die KVA ständig in den Kampf geschickt wird. Besonders gefallen hat mir, das Scalzi andeutet, dass in diesen Konflikten die Menschen eigentlich genauso wenig die Guten sind wie die Aliens, mit denen sie sich bekriegen.
Mein Fazit: Alle Daumen hoch. Up-Tempo-Science-Fiction, die Platz zum Nachdenken lässt und damit auch Leute anspricht, die der üblichen Military-SF wenig abgewinnen können.