Cover des Buches Butcher's Crossing (ISBN: 9783423280495)
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Rezension zu Butcher's Crossing von John Williams

Simplicissimus im wilden Westen

von Girl56 vor 9 Jahren

Rezension

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Girl56vor 9 Jahren

Will Andrews kommt, nach dreijährigem Studium in Harvard, aus dem fernen Boston nach Butcher’Crossing. Bis zum Rand angefüllt mit den Gedanken und Reflektionen von R.W. Emerson über das Glück mit und in der Natur, Wildnis zu leben (ganz berühmt und bekannt Emersons Buch "Nature“).

Wir schreiben das Jahr 1870, der sogenannte „Wilde Westen“ wird immer mehr von der „Zivilisation“ erreicht, sprich man wartet wöchentlich darauf, dass die Eisenbahn nach Butcher’Crossing kommt, die Natur wird nur als Möglichkeit des Gelderwerbs gesehen, von einer Naturidylle à la Emerson ist man hier weit entfernt.

Obwohl das sicherlich nicht der Emersonschen Intention entspricht, fällt seinem Jünger Will nichts Gescheiteres ein, als eine Büffeljagd in einsamer Gegend zu finanzieren und auch Teil der Jagdgesellschaft zu werden.

Die Tage vor diesem Jagdausflug verbringt Will in merkwürdiger Benommenheit, die Avancen, die ihm die Hure Francine macht, stürzen ihn in ein restloses Seelenwirrwarr. Er rettet sich wie immer in seine eigenwilligen Gedanken über das Eins werden und sich gar verlieren in der Weite des von ihm bald zu bereisenden Landes.

Die Büffeljagd, zusammen mit Miller, Schneider und Charlye gerät, wie zu erwarten war, zu einem fürchterlichen Desaster, doch der Held Will Andrews ist wie zu Beginn seiner Ankunft in Butcher’s Crossing völlig unbeeindruckt und strahlt eine Gelassenheit aus, die ihresgleichen sucht.

Das Angebot des alten Pelzhändlers McDonald, mit ihm zurück in den Osten zu reisen, um dort aufs Neue geschäftlich wieder Fuß zu fassen, lehnt Will Andrews ab, und er reitet allein in die Prärie, um endlich das zu finden, was Emerson ihm vom Leben in der Freiheit der Natur suggeriert hat.

Ich habe nach der ersten Begeisterungswelle , die das Erscheinen dieses Buches ausgelöst hat, erst einige Zeit vergehen lassen, bis ich mich an die Lektüre gewagt habe, auch weil ich nicht gerade ein Freund von exzessiven Jagdszenen bin. Diese Passagen habe ich aber erstaunlich gut bewältigt, das ungerührte Verhalten der Hauptfigur, der kaum Regung in dem ganzen Blutrausch zeigt, hat wahrscheinlich geholfen.

Was mich aber im Laufe der Lektüre immer ärgerlicher machte, war die Gestaltung der verschiedenen Personen.

Alles in allem, bin ich froh, dass ich dieses Buch von John Williams gelesen habe, aber für meinen Teil ist die Lektüre dieses Autors nun beendet.

„Stoner“ hatte mich schon so merkwürdig „kribbelig“ gemacht, „Butcher’s Crossing in Teilen noch mehr, nun ist es genug.

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