Wenn man auf Reisen verzichten muss, bleibt nur eins: sich mit Büchern zu trösten wie "USA Noir", das uns zu einem literarischen Roadtrip quer durch die Staaten einlädt – von der Ostküste über das Landesinnere bis hin zu den Großstädten an der Westküste. 14 Kurzgeschichten von weniger bekannten und bekannten Autoren wie Jeffrey Deaver oder Lee Child enthält die Sammlung.
Die Settings sind so verschieden wie die AutorInnen und die lebensechten, teils schrägen Figuren. Mal geht es um eine Berufswetterin in Long Island City, die ihren trotteligen Freund loswerden will, mal um einen Trickbetrüger, Kriegsveteranen oder Drogendealer.
Ein Thema jedoch zieht sich wie eine roter Faden durch die Geschichten: die Kluft zwischen Reich und Arm und die soziale Ungerechtigkeit. Selbst die Figuren, die versuchen, ein anständiges Leben zu führen, erliegen der Versuchung, die allerorts lauert. Warum nicht das Recht auf ein glückliches und sorgloses Leben auch für sich beanspruchen und zugreifen, wenn sich die Chance bietet?
Am besten gefiel mir die Erzählung von Joyce Carol Oates, die am Paraquarry Lake in New Jersey spielt. Die Autorin lässt nicht nur die imposante Landschaft der Kittatinny Mountains und eine scheinbare Familienidylle vor unseren Augen entstehen, sondern überrascht auch mit einer sehr düsteren Pointe. Die vielfältigen Städte- und Länderporträts geben einen guten Einblick in das jeweilige Milieu und machen neugierig auf die weiteren Anthologien „Berlin Noir“ und „Paris Noir“.