Cover des Buches Über uns der Himmel, unter uns das Meer (ISBN: 9783499267338)
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Rezension zu Über uns der Himmel, unter uns das Meer von Jojo Moyes

Schwacher Anfang, doch dann immer stärker

von Lucciola vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Eine Geschichte voller Hoffnung, Schicksal, Akzeptanz, Freundschaft und Liebe

Rezension

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Lucciolavor 6 Jahren
Australien 1946. Der Krieg ist vorbei und das gibt vielen Frauen Hoffnung: Vielleicht können sie bald ihre Verlobten oder Ehemänner wiedersehen, die als englische Soldaten gedient haben und mit denen sie oft nur für sehr kurze Zeit zusammen waren. Ein Flugzeugträger soll sie von Australien nach England bringen, wo ein neues Leben auf sie wartet. Unter diesen Bräuten sind auch Frances, die als Krankenschwester gearbeitet, die hochschwangere Margaret, Jean, ein sechzehnjähriges Mädchen und Avice, die aus besserem Hause kommt und schwer damit zu kämpfen hat, ihre Kabine mit 3 anderen Frauen teilen zu müssen. Doch sie haben keine Wahl und müssen wohl oder übel miteinander auskommen. Die wochenlange Fahrt stellt für alle ein Problem dar: die Frauen, die die See nicht gewohnt sind und die Männer, die es nicht gewohnt sind, auf so engem Raum mit lauter Frauen "gefangen" zu sein. Und so spitzt sich die Sache immer mehr zu, es kommt zu Tragödien, Missverständnissen, Unfällen und Geheimnissen, die nie ans Licht hätten kommen sollen...
„Sie wussten, dass die Dämonen hin und wieder kamen, im Tiefflug Bomben über seinem Verstand abwarfen und ihn in vollkommener Schwärze zurückließen."S. 395
Entgegen des Klappentextes geht es in diesem Buch nicht nur um Frances, sondern um drei weitere Frauen, die in derselben Kabine hausen: Margaret, Jean und Avice. Jede dieser Frauen hat ihre eigenen Vorstellungen von der Zukunft, von Moral und Ehre und von einem guten Leben. Doch ihr Ziel ist das selbe: England. Eine Reise ins Ungewisse, wo ihr neues Leben beginnen soll. Doch wollen ihre Ehemänner sie überhaupt noch? Maggie macht sich Sorgen darüber, ob sie eine gute Mutter sein wird - wo ihre eigene Mutter doch fort ist, und über ihren geschmuggelten Hund, während Frances sich sorgt, dass ihre Vergangenheit ans Licht kommt, Avice, die jedem mit ihrer Überheblichkeit auf die Nerven geht und Jean als junges Mädel mit der Aufmerksamkeit der Männer zu kämpfen hat. Sie alle haben eigene Ziele, Wünsche und Hoffnungen und sind völlig unterschiedliche Charaktere. Das macht die Geschichte sehr viel interessanter und lässt es nie langweilig werden.
„Diejenigen von uns, die immer gedient haben, werden ein neues Leben führen müssen. Diejenigen von uns, die die Erfahrungen des Krieges von Grund auf verändert haben, werden auf neue Weise mit ihren Mitmenschen zurechtkommen müssen. Diejenigen, die gelitten haben, werden lernen müssen, zu verzeihen. Wir kehren in ein Land zurück, das uns vermutlich fremd vorkommen wird. Wir werden uns vielleicht selbst fremd darin fühlen."S. 412
Die Autorin schafft es wieder einmal, die Charaktere wunderbar herauszuarbeiten und mit ihren Ecken und Kanten sehr authentisch wirken zu lassen. Ihr Schreibstil ist flüssig und wundervoll und man merkt während des gesamten Buches, dass sie gut recherchiert hat, um diese Geschichte zu schreiben. Jedem Kapitel ist ein echtes Zitat aus Zeitungen oder Büchern vorangestellt, das macht die Story noch sehr viel authentischer. Die vielen verschiedenen Persönlichkeiten prallen mit ihren unterschiedlichen Einstellungen aufeinander und zeigen, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern sehr viele Grautöne dazwischen. Die Story erzählt also über das Aufeinandertreffen verschiedener Vorstellungen und Werte und was für Konflikte dies auslösen kann, ebenso aber über die Entstehung von tiefen Freundschaften. Die Autorin schafft es, trotz der vielen Charaktere alles so zu gestalten, dass man nicht durcheinander kommt - außer vielleicht bei den vielen verschiedenen Ehemänner, da man die ja nicht richtig kennen lernt, sondern nur die Namen genannt werden. Da war ich dann manchmal doch etwas "überfordert" und fragte mich, zu welcher Braut der Kerl jetzt wieder gehört...
„Die einzigen Menschen, die Antworten auf alles haben, sind diejenigen, die noch nie mit wahren Fragen konfrontiert wurden.."S. 404
Eine Geschichte, die von Freundschaft erzählt, von Akzeptanz und Liebe und Hoffnung und Zuversicht und darüber, dass man manchmal die Vergangenheit überwinden muss, um neu anzufangen. Insgesamt eine emotionale, stimmungsvolle und authentische Story, die interessant zu lesen ist, auch wenn sie an manchen Stellen doch sehr vorhersehbar und der Einstieg etwas langatmig und beschwerlich ist. Also unbedingt weiterlesen und nicht vorher aufhören, denn es wird nur besser ;)
Fazit
Ein etwas schwacher Anfang, dann wird die Story jedoch immer besser und Jojo Moyes entführt uns in eine Welt, die wir uns heute kaum noch vorstellen können. Frauen, die sich in ein völlig unbekanntes Land begeben, zu Männern, die sie kaum kennen und Schwiegereltern, die sie nie gesehen haben, während sie ihre eigenen Familien - oftmals für immer - auf einem anderen Kontinent zurücklassen. Die Geschichte ist emotional und authentisch erzählt, wenn auch etwas vorhersehbar, und erzählt von Hoffnung, Schicksal, Akzeptanz, Freundschaft und Liebe - und das völlig ohne Kitsch.
http://lucciola-test.blogspot.de/2017/12/books-jojo-moyes-uber-uns-der-himmel.html
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