Cover des Buches Man From U.N.C.L.E. Book: The Behind-the-Scenes Story of a Television Classic (ISBN: 9780312000523)
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Rezension zu Man From U.N.C.L.E. Book: The Behind-the-Scenes Story of a Television Classic von Jon Heitland

Die Kinder des James Bond

von TheSaint vor 8 Jahren

Rezension

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TheSaintvor 8 Jahren
Ich mag die Arbeiten des Regisseurs Guy Ritchie sehr und so sah ich mir 2015 auch einen weiteren Wiederbelebungsversuch Hollywood's (anscheinend tut man sich heutzutage schwer, eigenständige und neue Figuren und Handlungen zu erfinden und bedient sich so des unendlichen Fundus der Film- & TV-Gesellschaften) unter seiner Führung an: "Codename U.N.C.L.E.".
Der Film bestach durch Ritchie's Gabe, Zeitkolorit perfekt mit heutigen Einflüssen zu verbinden und durch hervorragende Darsteller zu transportieren.
Der Film machte Spaß und Lust, die TV-Serie kennenzulernen, auf die der Kinofilm aufbaute.
Ein Glücksfall war, dass "Warner Brothers" kürzlich die komplette 1. Staffel (mit vielen nie in deutsch ausgestrahlten und daher auch nicht synchronisierten Folgen) unter dem TV-Serientitel "Solo für O.N.C.E.L." veröffentlichte.
Sofort gekauft und seitdem genieße ich die schwarz/weiß-Folgen bei einer guten Tasse Tee...
Doch ich war immer schon an Hintergrundinfos zu Filmen und Serien interessiert und so besorgte ich mir dieses Buch zur Serie:

Jon Heitland bietet auf 264 Seiten eine wahre Fülle nutzvoller Informationen zur Entstehung der Serie.
1962 stellte der TV-Produzent Norman Felton fest, dass das US-Fernsehpublikum genug von Ärzten, Anwälten und Psychiatern habe und es Zeit wäre, dem Zuseher etwas Neues, Spannendes zu präsentieren.
Als er sich nach Inspiration umsah, stieß er auf das Buch "Thrilling Cities" seines Landsmannes Ian Fleming. Ein Reisebuch, in welchem Fleming von den besten Plätzen zum Essen und Trinken weltweit erzählt.
Der erste James Bond-Film war gerade in die Kinos gekommen - Felton selbst wusste noch nichts über die Bond-Romane Flemings.
Und so trafen sich der TV-Produzent und der Romanautor in New York und begannen Figuren für eine Serie zu entwickeln...
Doch dann kam der Bond-Hype und die Produzenten Broccoli & Saltzman nahmen Fleming unter Exklusivvertrag und verboten Felton und dem produzierenden Studio jegliche Ähnlichkeit in bezug auf Bond... Sei es der Name (die TV-Serie sollte zuerst "Solo" nach dem Namen der Hauptfigur Napoleon Solo heißen - nur heißt ein Bösewicht in "Goldfinger" so und damit war der Serientitel verboten) oder sonstige Ähnlichkeiten zu Bond (Solo fuhr im Entwurf einen Bentley - darf nicht sein: Bond fährt Aston Martin).
So endete Fleming's Schöpfungsakt fürs Fernsehen nicht durch ihn, sondern durch die Anwälte der Bond-Filmproduktionsfirma.

Dies ist nur eine der faszinierenden Backgroundgeschichten zu dieser richtungsweisenden TV-Serie. Sie leitete die stete und bald überbordende Präsenz an Agenten und Spionen mit ihren weltumspannenden Einsätzen und unzähligen technischen Gimmicks in der TV-Welt ein und wurde Mitte des 4. Produktionsjahres auch Opfer dieser Schwemme.

Durch den immensen steten Zeitdruck, dem die Produktion einer TV-Serie unterworfen ist, musste sich der Hauptkameramann nach Möglichkeiten umsehen, zeitsparender und auch leichter das für eine Krimi/Agentenserie notwendige Actionmaterial zu drehen. Anfang der 60er Jahre waren die Kameras noch unglaublich sperrig und schwer und Actionsequenzen konnten nur mühselig eingefangen werden.
Kameramann Til Gabbani arbeitete in München an einem Marlon Brando-Film und sah die dortige Filmcrew mit einer leichtgewichtigen Handkamera arbeiten, die sich Arriflex nannte.
Er überredete MGM, die Arriflex zu kaufen. Er entwickelte das Zubehör weiter und heute gehört diese Kamera zum Standardequipment einer jeden Filmcrew.
Dieses System verhalf nicht nur, die Serie kostengünstiger zu produzieren - Arriflex trat durch "U.N.C.L.E." auch den weltweiten Siegeszug an.

Und so informativ und unterhaltend geht es in dem Buch weiter. Man lernt über die ganzen Produktionsabläufe bis hin zu den Marketingstrategien und die auch damals alles dominierenden Quoten viel Überraschendes.
Zum Abschluß des Buches gibt es noch einen ausführlichen Episode-Guide zur Serie und der Schwester-Serie "The Girl from U.N.C.L.E.", in welcher Stephanie Powers ("Hart aber herzlich") die Hauptrolle spielte.
Aufstieg und Fall einer TV-Serie, die in der turbulenten Zeit der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts richtungsweisend und innovativ war.

Buch, TV-Serie und die Ritchie-Verfilmung seien jedem TV-Buff herzlichst empfohlen!

Open Channel D!




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