Inhalt:
Jon Krakauer hat dem risikoreichen Bergsteigen eigentlich schon mal den Rücken gekehrt, kann sich aber langfristig doch nicht von seiner Leidenschaft lösen. Als sich ihm 1996 in seinem Job als Journalist die Gelegenheit bietet, den Everest zu besteigen, kann er nicht widerstehen.
Etwa die erste Hälfte dieses Erlebnisberichts beinhaltet die Zeit der stetigen, anstrengenden Akklimatisierung ums Basislager herum, die alle Expeditionsmitglieder durchmachen müssen. Dabei lernen wir ebenjene Mitglieder, sowie deren Beweggründe, kennen.
Im Zentrum liegt die Tatsache, dass sich zwei konkurrierende Unternehmen das Ziel gesetzt haben, die beste Werbung zu liefern – das heisst, ihre Klienten, darunter der Publicity-verheissende Journalist Krakauer, auf den Gipfel zu bugsieren. Wohl unter anderem wegen dieses Drucks, sowie vielen weiteren Faktoren, welche im Buch beschrieben werden, kommt es zum grossen Unglück.
Krakauer überlebt und berichtet in Romanform, seine eigenen Erinnerungen ergänzt durch spätere Recherchen und Interviews.
Meinung:
Ich mag, dass Krakauer kurz und präzise schreibt. Ausschmücken ist bei diesem krassen Inhalt auch nicht nötig. Beim Buch handelt es sich um eine verlängerte Version des Artikels, den Krakauer damals fürs amerikanische Outsidemagazin verfasst hat.
Ein Guide der konkurrenzierenden Gruppe, Anatoli Bukrejew, wehrt sich in seinem Buch «The Climb» gegen die Vorwürfe Krakauers, er habe sich als Guide falsch verhalten. Bukrejew wird von vielen als Held gefeiert, der selbstlos mehrere Menschen gerettet hat. Krakauer bestreitet das zwar nicht, sieht das Ganze aber zwiespältiger mit fraglicher Begründung.
Ich bin auf jeden Fall gespannt auf eine Fremdsicht auf Krakauer. Denn während Krakauer sich selbst zwar nicht als Helden feiert und auch Fehler einräumt, kommt es mir stellenweise schon so vor, als ob er seine Mit-BergsteigerInnen doch einen Zacken strenger beurteilt als sich selbst, und sie in seinen Beschreibungen nicht gerade schont.
Krakauer wirft zum Beispiel Mit-Klientin Sandy Pittman vor, sich nicht dagegen gewehrt zu haben, von einem Sherpa «an der Leine zum Gipfel geführt» worden zu sein (= Short Roping). Denn wäre dieser eine Mann nicht anderweitig beschäftigt gewesen, hätte er Fixseile anbringen und damit im späteren Verlauf eventuell Leben retten können. Sorry, aber der Fehler liegt eindeutig nicht bei Pittman, die nur das tat, was ihr Führer ihr von sich aus anbot. Auch sonst finde ich, Karakauer beschreibt sehr anschaulich, dass Sandy das Jetset-Leben mag. Dass sie aber eben nicht praktisch Paris Hilton auf dem Berg, sondern eine erfahrene Höhenbergsteigerin ist, und während des Trips für die die NBC-Übertragungen machte und damit Krakauers Berufskollegin ist, dass wird im Buch nur am Rande erwähnt. Ist da etwa wer neidisch?
Die angedeuteten Vorwürfe Krakauers empfinde ich stellenweise schon fast als hinterfotzig, weil er sie hinter auf den ersten Blick sachlichen und ausgewogenen Beschreibungen versteckt.
Würde ich das Buch nur für seinen unterhaltsamen Einblick in die Extrembergsteiger-Welt lesen, würde ich ihm 5 Sterne vergeben. Weil es aber einen Tatsachenbericht darstellen soll, bei dem es um echte Menschenleben geht, und man nicht um das Gefühl kommt, Krakauer habe eine Agenda im Hinterkopf gehabt (ich schätze Krakauer als zu intelligent ein, als dass ich an unschuldige Fehler glaube), ziehe ich zwei Sterne ab.





















