Jon McGregor

 4,3 Sterne bei 54 Bewertungen
Autor von Stürzen Liegen Stehen, Speicher 13 und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Interessant gewöhnlicher Mittelschichten-Autor: Der 1976 auf den Bermudas geborene britische Schriftsteller bezeichnet sich selbst als den zweitbesten britischen Short-Story-Autor und war eine Überraschung für seine Eltern, denen gesagt wurde, sie können keine Kinder mehr bekommen. Aufgewachsen ist er in Norwich und Norfolk und studierte an der Bradford Universität Medientechnologie- und produktion. Mit 26 Jahren veröffentlichte er 2002 sein erstes Werk „Nach dem Regen“ und wurde dafür prompt mit dem Somerset Maugham Award und dem Betty Trask Prize ausgezeichnet. Er konnte es selbst kaum fassen. Im Jahre 2010 machte ihn die Universität von Nottingham zum Ehrendoktor und zwei Jahre später bekam er für „Als letztes die Hunde“ den International IMPAC Dublin Literary Award. Es folgte der Roman „Speicher 13“, der ihm den Costa Book Award bescherte. McGregor selbst sagt, er schreibe über gewöhnliche Menschen mit gewöhnlichen Leben, dass es aber gerade diese Menschen seien, die alles andere als gewöhnlich, nämlich anders seien, denn er hält jede Lebensgeschichte für interessant. Heute lebt er mit seinen drei Kindern, von seiner Frau getrennt in Nottingham und fungiert als Professor für Kreatives Schreiben.

Alle Bücher von Jon McGregor

Cover des Buches Stürzen Liegen Stehen (ISBN: 9783954381425)

Stürzen Liegen Stehen

 (15)
Erschienen am 14.02.2022
Cover des Buches Speicher 13 (ISBN: 9783954380848)

Speicher 13

 (13)
Erschienen am 22.01.2018
Cover des Buches Nach dem Regen (ISBN: 9783442736812)

Nach dem Regen

 (10)
Erschienen am 02.01.2008
Cover des Buches So oder so (ISBN: 9783442740581)

So oder so

 (9)
Erschienen am 07.09.2010
Cover des Buches Als Letztes die Hunde (ISBN: 9783833308758)

Als Letztes die Hunde

 (1)
Erschienen am 01.02.2013
Cover des Buches Even the Dogs (ISBN: 9781408809471)

Even the Dogs

 (0)
Erschienen am 10.01.2011

Neue Rezensionen zu Jon McGregor

Cover des Buches Stürzen Liegen Stehen (ISBN: 9783954381425)
3lesendemaedelss avatar

Rezension zu "Stürzen Liegen Stehen" von Jon McGregor

Stürzen Liegen Stehen von Jon McGregor
3lesendemaedelsvor einem Jahr

Drei Männer in der weißen Weite der Antarktis. Sie unternehmen einen Ausflug bei sonnigem Wetter, nicht weit von ihrer Station entfernt. Thomas geht mit seiner Kamera aufs Eis, damit ihm die perfekte Perspektive für ein Foto gelingt. Robert, der erfahrene Leiter der Gruppe klettert auf eine Klippe, Luke wartet beobachtend am Motorschlitten. Doch auf einmal zieht ein heftiger Sturm heran, der keine Sicht zulässt. Sie verständigen sich per Funkgerät und verlieren sich dennoch im tosenden Schnee und Wind. Nur Robert findet zur Station zurück, ist aber unfähig einen Funkspruch an das Hauptquartier abzusetzen, denn irgendwie wirbeln seine Gedanken durcheinander. Dennoch wird er gerettet und es stellt sich heraus, dass er einen Schlaganfall erlitt. Was dann folgt ist ein zermürbender Kampf um seine Gesundheit und seine Ehe, die auf die Probe gestellt wird. Seine Frau hatte sich mit seinen monatelangen Abwesenheiten arrangiert, die Kinder fast alleine großgezogen und ihre Karriere als Professorin vorangetrieben. Auf einmal muss sie auf alles verzichten und zudem ihren frustrierten Mann pflegen.
Was als Abenteuerroman beginnt, entwickelt sich zu langatmigen Therapiegesprächen der Teilnehmer einer Selbsthilfegruppe, die sich nicht mehr verständig artikulieren können, da sie unter einer Aphasie leiden. Mich hat das zunehmend gelangweilt und viele Seiten habe ich lediglich überflogen.

Cover des Buches Stürzen Liegen Stehen (ISBN: 9783954381425)
Dajobamas avatar

Rezension zu "Stürzen Liegen Stehen" von Jon McGregor

Fall und Rekonvaleszenz
Dajobamavor 2 Jahren

Stürzen liegen stehen - Jon Mc Gregor 


Dieser besondere Roman beginnt als spannende Abenteuergeschichte. Eine Expedition in der Antarktis.  Ein Sturm zieht auf, drei Männer werden voneinander getrennt,  mit dem Funksystem scheint etwas nicht in Ordnung. 

Nach wenigen Kapiteln ändert sich das Thema grundlegend. Der Expeditionsleiter, ein Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht,  erleidet einen Schlaganfall. Er ist nahezu hilflos,  muss Sprache und einfache Fertigkeiten neu erlernen.  Seine Frau,  die bisher viele Monate im Jahr auf seine Rückkehr gewartet hatte, ist plötzlich automatisch zur Pflegerin geworden. 

Sehr einfühlsam und authentisch schildert McGregor diese Rückkehr ins Leben - mit all seinen Rückschlägen und hoffnungslosen Situationen.  Interessant dabei ist, dass  ab dem Zeitpunkt des Schlaganfalls nicht mehr aus der Sicht des Patienten/Expeditionsleiters erzählt wird.  Viel mehr erfährt man über die Gefühle und Sorgen der armen Ehefrau. 

Obwohl die Schuldfrage bezüglich des Unfalls im Eis immer wieder präsent ist, spielt deren Auflösung nur eine sehr untergeordnete Rolle.  Scheinbar gibt es eine wortlose Übereinstimmung,  die Dinge auf sich beruhen zu lassen. 

Sprachlich genial ist dem Autor hier ein ganz besonderes Werk gelungen. Mit wenigen Worten schafft er immer wieder eine sehr dichte Atmosphäre.  Sowohl das Unglück im Eis als auch die Hilflosigkeit des Schlaganfall-Patienten stehen dem Leser als eindringliche Bilder vor Augen.  Dieser sehr speziellen Erzählweise verzeiht man schließlich auch die ein oder andere fehlende Auflösung. 

4 Sterne und eine große Leseempfehlung für alle,  die anspruchsvolle Literatur mögen!

Cover des Buches Stürzen Liegen Stehen (ISBN: 9783954381425)
angiolettas avatar

Rezension zu "Stürzen Liegen Stehen" von Jon McGregor

Es gibt da gewisse Widersprüche...
angiolettavor 2 Jahren

Drei Männer auf einer Expedition in der Antarktis – ein Sturm, ein Unglück – eine drückende Schuldfrage: Stoff für einen Hollywoodfilm! Doch wer hier einen Justizthriller erwartet, der liegt falsch, denn der Frage, wer wofür zur Verantwortung gezogen werden muss (oder kann), wird in diesem Roman nur eine untergeordnete Bedeutung zugemessen.

Das Buch ist in drei große Kapitel aufgeteilt, die schon der Titel wiedergibt: 1. Stürzen / 2. Liegen _ 3. Stehen |, plus ein Epilog, der mit / _ | überschrieben ist.

Im ersten Teil sind wir mitten in einem Sturm in der Antarktis; „Doc“ Robert, Thomas und Luke sind durch unvorsichtige Umstände getrennt und geben ihre – durch den Nebel sehr eingeschränkte – Sicht in wechselnden Perspektiven wieder.
Diese knapp 100 Seiten gehören zum Besten, was ich je gelesen habe! Der Stil ist verknappt, die Sätze sind – der Situation angepasst – eher kurz gehalten, doch jedes Wort sitzt genau an der richtigen Stelle. „Wichtig war, ruhig zu bleiben und eine Bestandsaufnahme der Situation zu machen. Denk an die Ausbildung: Unterschlupf finden oder bauen, sich nicht vom Fleck rühren, mit den Teamkollegen Kontakt aufnehmen, in Bewegung bleiben, Ruhe bewahren. Es gab gewisse Widersprüche in der Ausbildung.“ (S. 10) Beinahe atemlos bange ich mit, wie sich die drei wohl aus ihrer unglücklichen Lage retten können. Gleichzeitig strahlen die Beschreibungen der Landschaft eine überwältigende Ruhe aus. Der Slogan „mittendrin, statt nur dabei“ würde hier passen. Ich leide mit Robert mit, dem plötzlich die Wörter durcheinandergeraten. „Er ging zum Funkgerät. Er trat auf seinen schwachen rechten Fuß und stürzte hart zu Boden. Er bodete das gesichte Taub aus seinem Schmerz. Nein. Schmerzte schrecklich und rieb. Den Rum. Den Reib.“ (S. 84) Ein Hoch auf die Übersetzerin, die (nicht nur hier) sehr gute Arbeit geleistet hat!

Im zweiten Teil steht Anna, Roberts Frau, im Fokus der Erzählung. „Es tut mir leid, dass ich Sie geweckt habe. Sie müssen bitte kommen“ - diese zwei Sätze verändern ihr ganzes Leben. Von jetzt auf sofort ist sie Angehörige und später Betreuende eines Schlaganfall-Patienten.
Der dritte Teil spielt größtenteils während der Sitzungen einer neuen Hilfegruppe für Aphasie-Betroffene. Ob Robert hier seine Sprachfähigkeiten verbessern kann? Oder finden er und seine Leidensgenossen eine andere Art, sich ausdrücken zu können?

Die Thematik verlagert sich deutlich. Nun geht es nicht mehr um Naturgewalten und Überlebenskampf, sondern um nüchterne Krankenhäuser, Pflege- und Entwicklungspläne, was sich natürlich nicht mehr so spannend und abenteuerlich liest  – doch Jon McGregor hält das sprachliche Niveau weiterhin sehr hoch. Er versteht es, mir mit einfachen literarischen Kniffen etwas beizubringen: „Sie musste ihm helfen. Sie musste zumindest für den Augenblick ignorieren, dass er ihr etwas mitzuteilen versuchte. Sie musste sich darauf konzentrieren, die anstehende Aufgabe zu erledigen, und die war, ihn warm zu halten. Sie musste dafür sorgen, dass er etwas aß, bevor sein Blutdruckspiegel zu stark absackte. Sie musste…“ (S. 177) Nachdem ich zwei Seiten lang gelesen habe, was Anna alles muss, bin ich innerlich schon platt, wie soll es dann Anna selbst erst ergehen?

Nein, dieses Werk braucht keine Schuldzuweisungen, keine Auflösung, keine Schwarz-Weiß-Malerei. Es zeigt auf, wie schnell sich doch eine Lebenssituation ändern kann. Ein Expeditionsführer wird zu einem Pflegefall. Und doch gibt es Fortschritte, gibt es Hoffnung. Das ist vielleicht unspektakulär, aber lebensnah. Alltag für so viele Schlaganfallpatienten und ihre Angehörigen. Eine literarische Stimme für sie, die wenig verstanden und wenig gehört werden.

Dieses Buch birgt noch mehr Widersprüchlichkeiten als nur in der Ausbildung: dem mangelnden Sprachvermögen der Hauptperson setzt der Autor eine umso dichtere Sprachgewalt entgegen. Sein Text ist nicht besonders emotional, doch wenige Romane haben mich so bewegt wie dieser.
Absolute Leseempfehlung!

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