Jonas Karlsson
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Quelle: Verlag / vlb
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Das Zimmer
Als der Zufall sich zwischen die Stühle setzte
Das Zimmer
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Rezension zu "Das Zimmer" von Jonas Karlsson
Björn ist an Egozentrik und Herablassung seinen Kollegen gegenüber kaum zu übertreffen. Allerdings gelingt es dem Autor, dass der Leser über Björns Charakter staunt und schmunzelt und ihn - aus der Ferne wohlgemerkt - irgendwie ins Herz schließt. Sicherlich ist die Erzählung aus der Ich-Perspektive hierfür ein probates Mittel. Dadurch treffen die sich nach und nach enthüllenden psychologischen Störungen Björns aber auch tiefer. Die kurzen Kapitel lesen sich sehr angenehm. Ein psychologischer Roman mit einem außergewöhnlichen Antihelden der mich berühren konnte. Das Cover finde ich übrigens genial.
Rezension zu "Das Zimmer" von Jonas Karlsson
Der Schreibstil benutzt eine einfache, unemotionale Sprache. Es lässt sich gut und schnell lesen – ist letztendlich auch nicht sonderlich viel Text vorhanden.
Der Protagonist ist ein sehr unangenehmer Mensch. Er ist fast schon pedantisch mit seiner akribischen Ordnung und detaillierten Tagesordnung, indem sogar die Toilettengänge nach Termin erfolgen. Eine Vorliebe dafür Dinge zu zählen ist ebenfalls vorhanden.
Er ist ein fürchterlicher überheblicher Besserwisser – er korrigiert und verbessert alle um sich herum, die er sowieso für weit unterlegen hält (zumindest in Gedanken).
Sozial ist er ziemlich unbeholfen – er kann auch nicht die Stimmungslage seines Gegenübers erkennen, geschweige denn nett oder umgänglich sein.
Es verwundert also nicht, dass seine Kollegen ihn eher als Sonderling betrachten, zumal er von einem Zimmer redet, dass keiner außer ihm sieht.
Es sei aber auch dazu gesagt, dass die Kollegen ebenfalls unangenehme Menschen sind. Sympathieträger lassen sich meines Erachtens im gesamten Buch nicht finden.
Darauf ist das Buch aber auch nicht ausgelegt, die Figuren sind viel mehr Symbolfiguren.
Es lässt sich von diesem Großraumbüro und dessen Innensassen auf die Gesellschaft schließen.
Das Buch zeigt auf, was diese Gleichschaltung (gerade auch im Arbeitsleben) mit einem Menschen macht, wie einen das auslaugen kann und was passiert, wenn einer „es wagt“ sich außerhalb dieses Kastendenkens zu bewegen, das Muster zu durchbrechen.
Das ließ mich an ein japanisches Sprichwort denken: „Der Nagel der heraussteht wird eingeschlagen“.
Aufgrund der Symbollastigkeit, lässt einen das Buch sehr viel Interpretationsspielraum. Das finde ich sehr gut, allerdings kann ich mir dementsprechend nicht sicher sein, ob ich es richtig interpretiere oder ob mir nicht sogar mehrere Anspielungen/Andeutungen entgangen sein könnten.
Vermutlich, denn so wie ich es interpretiere, finde ich die Aussage dieses Buch nicht nur schwarzmalerisch, sondern fast schon katastrophal.
Denn für mich sagt dieses Buch: „Wenn du jemand bist, der das Muster durchbricht, du dich von der Einheitsmasse abhebst, dann bist du verloren. Die Obrigen werden dir immer deine Grenzen aufzeigen und das einzige was dir dann bleibt ist, dich der Realität zu entziehen.“ Na Glückwunsch.
Im Werbetext heißt es auch: „Witzig und scharfsinnig (…)und beschäftigt sich mit der Frage, wie mal als kleines Rädchen im Großen Getriebe glücklich werden kann“.
Das sehe ich tatsächlich gar nicht. Falls es sowas wie „Witz“ gab, dann ist er mir vollkommen entgangen, denn das einzige was ich auf eine fast schon zynische Art etwas amüsant fand, war die Verlogenheit der Kollegen im Laufe des Buches.
Wo dieses Buch etwas über das „glücklich werden“ erzählt, siehe ich noch viel weniger. Ich empfinde diese Geschichte fast schon als Tragödie. Ich sehe nicht einmal einen Hauch von Glück – wo sollte das Glück zu finden sein? In der Realitätsflucht? Das die einzige Wahl die man hat ist, sein Gefängnis selbst zu wählen bzw. die Art wie man der Realität entflieht?
Auch hier wieder: Na Glückwunsch.
Fazit
Das Buch hat mich durchaus sehr beschäftigt – das ist ihm positiv anzurechnen. Ich finde die Symbolhaftigkeit ebenfalls gut, aber die Aussage die das Buch meines Erachtens trifft, finde ich sehr fragwürdig. Außerdem blieb zwischen mir und dem Buch ein großer (emotionaler) abstand – ich empfand das Buch als kalt.
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