Cover des Buches Murder Park (ISBN: 9783453421769)
Unzertrennlichs avatar
Rezension zu Murder Park von Jonas Winner

Wenig Park-Atmosphäre, mehr Psychothriller ...

von Unzertrennlich vor 7 Jahren

Rezension

Unzertrennlichs avatar
Unzertrennlichvor 7 Jahren

Schreibstil


Die Anfrage zu "Murder Park" habe ich bereits vor über einen Monat bekommen. Das Buch klang dabei äußerst vielversprechend und ich war gleich hin und weh, denn ich habe hier einen atemlosen Thriller auf einer Insel mit einem gruseligen Freizeitpark erwartet.


Erst kurz vorm Lesen habe ich mitbekommen, dass Jonas Winner der Autor von "Die Zelle" ist, ein Buch, das mich leider weniger begeistern konnte, das aber eine große Leserschaft gefunden hat. Ganz unvoreingenommen habe ich mich dann aber ans Lesen von "Murder Park" gemacht und leider muss ich sagen, dass der Schreibstil von Jonas Winner auch hier absolut nicht meins war.


Spannung konnte der Autor zwar aufbauen, aber viel zu lange bewegt sich die Geschichte im Kreis und es ist unklar, was denn nun das zentrale Thema der Handlung ist. Ist es nun der "Murder Park", der ehemalige Park namens "Zodiac Island", der Serienmörder Jeff Bohner, Pauls Vergangenheit, das Mörderspiel oder doch die Singlebörse?


Was mir hier auch wieder am Schreibstil aufgefallen ist: Der Autor neigt zu endlosen Beschreibungen von Handlungen, was dazu geführt hat, dass ich oft den Faden verloren habe und ganze Abschnitte noch einmal lesen musste, um mir wirklich alles vorstellen zu können. Leider hat mich dies immer wieder aus der Geschichte katapultiert ...


Stilistisch ist Jonas Winners Schreibstil gut, aber eben sehr eigen. Wer "Die Zelle" mochte, wird vermutlich auch an "Murder Park" gefallen finden. Mir hat aber eine gewisse Atmosphäre vom Park selbst gefehlt. Während die Geschichte selbst zwar an einigen Stellen wegen der vielen Hintergrundinformationen doch eine gewisse Atmosphäre besitzt, hatte ich als Leser weniger das Gefühl, im "Murder Park" angekommen zu sein.


Charaktere


- Paul -


Insgesamt zwölf Personen werden auf die Insel gebracht, darunter der Besitzer des Parks, Presseleute und Angestellte. Durch Video-Interviews mit den einzelnen Personen wird eine gewisse Spannung aufgebaut, denn schnell wird klar, dass alle Leute dort eine Verbindung zum früheren Park oder zum Serienmörder Jeff Bohner haben.


Einer dieser Leute ist Paul, den wir gleich zu Beginn kennenlernen und der zu unserem Protagonisten wird. Wir erfahren seine eigene Verbindung zu Jeff Bohner und dem ehemaligen Zodiac Park und bekommen mit, dass er selbst wohl auch noch einige Dinge nicht so recht verarbeiten konnte.


Paul als Protagonisten empfand ich schwierig. Versteht mich nicht falsch, ich liebe "kaputte" Charaktere, Menschen, die einfach anders sind, aber Paul selbst war mir in seiner Gedankenwelt zu wirr. Ich konnte ihn schlecht einschätzen, was vermutlich vom Autoren beabsichtigt war, aber leider konnte mich seine ganze Hintergrundgeschichte deswegen auch nicht mitreißen ...


- Nebencharaktere -


Die Tatsache, dass insgesamt 12 Leute auf der Insel sind, gibt wenig Spielraum, jeden einzelnen näher kennenzulernen. Das möchte ich auch gar nicht kritisieren, dennoch hätte ich mir gewünscht, dass neben Paul noch weitere Personen eine zentralere Rolle gespielt hätten. Für einen psychologischen Thriller waren mir die Nebencharaktere einfach zu lieblos charakterisiert.


Meine Meinung


Die Idee rund um den "Murder Park" fand ich von Anfang an total spannend und faszinierend. So ein ehemaliger Park auf einer Insel mit solch einer interessanten und mörderischen Vorgeschichte besitzt von sich aus schon einen gewissen Reiz. Der Beginn der Geschichte fand ich auch noch sehr unterhaltsam. Es gibt immer wieder Interviews, die im Vorfeld mit den einzelnen Charakteren aufgenommen worden sind und das gibt gute Einblicke in den ehemaligen Park und auch in die Morde, die damals passiert sind.


Den Mythos um Jeff Bohner, den Serienmörder, der drei Frauen umgebracht haben soll, fand ich sehr spannend, auch wenn ich mir hier mehr Details gewünscht hätte. In Bezug auf Pauls eigene Erlebnisse wurden mir die Dinge aber zu oft durchgekaut und es gab einige Widersprüche, die ich anfangs mit seiner Verwirrtheit in Verbindung gebracht hat. Ich habe das Buch mit zwei anderen Bloggerkollegen rege diskutiert und uns sind insgesamt einige Schwammigkeiten in der gesamten Handlung aufgefallen. Da wir aber alle ein Vorab-Leseexemplar hatte, können wir uns nur darauf beziehen!


Der Schreibstil war, wie bereits angedeutet, absolut nicht mein Geschmack, was aber eben nur meine persönliche Meinung wiederspiegelt. Ich mag es nicht, wenn Beschreibungen endlos in die Länge gezogen werden, wenn die Geschichte seitenweise auf der Stelle tritt und wenn Dinge hunderte Male durchgekaut werden.


Das Buch mit seinem Grundgerüst bestehend aus dem Mörderspiel, dem neuen Park und der Vorgeschichte mit den Morden fand ich solide. Die Mischung hat mir allerdings nicht gefallen, mir war es irgendwann zu wenig "Mörderspiel" und zu viel "Psycho", weswegen die Spannung auf der Strecke blieb. Irgendwann wurden die Morde selbst auch nur noch zur Nebensache und es ging nur noch um Pauls innere Konflikte.


Das Ende selbst habe ich so bereits schnell erwartet. Es hat mich in gewisser Weise an einen anderen Autoren erinnert, den ich hier aufgrund von Spoilern aber nicht nennen werde. Einige Teile von "Murder Park" konnten mich gut unterhalten, doch Angst, Beklemmung oder gar Thrill habe ich beim Lesen leider nicht gespürt. Aufgrund des Schreibstils war es leider bei mir auch so, dass ich einige Abschnitte noch einmal lesen musste, um mein Kopfkino überhaupt in Ganz zu bekommen.


Fazit


"Murder Park" wird gewiss viele Fans finden. Wer "Die Zelle" mochte, wird vermutlich auch dieses Buch hier mögen, das mehr ein Psychothriller als ein Thriller ist. Mich konnte die Story leider nicht gefangen nehmen, vielleicht habe ich von einem gruseligen Freizeitpark mit einer düsteren Vorgeschichte auch einfach zu viel erwartet ...


Da ich hier bei der Rezension fair bleiben möchte, bewerte ich dieses Buch als durchschnittliche Thrillerkost. Ich kann zudem nicht beurteilen, inwiefern sich das Vorab-Leseexemplar von dem nun erschienenen Buch unterscheidet und ob die Ungereimtheiten vielleicht verbessert wurden!

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks