Cover des Buches Die Festung der Einsamkeit (ISBN: 9783442542314)
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Rezension zu Die Festung der Einsamkeit von Jonathan Lethem

Rezension zu "Die Festung der Einsamkeit" von Jonathan Lethem

von The iron butterfly vor 14 Jahren

Rezension

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The iron butterflyvor 14 Jahren
Brooklyn zu Beginn der siebziger Jahre. Im überwiegend von Schwarzen und Puertoricanern bewohnten Stadtteil tauchen die ersten weißen Hippiefamilien auf. Auch Dylans Familie zieht in ein Haus mitten ins Zentrum von Brooklyn. Dylan ist gerade mal acht Jahre alt, introvertiert, hochintelligent und einsam. Akzeptanz gibt es für ihn im Kreis der Kinder im Block nicht, er ist der einzige Whiteboy. Eines Tages verschwindet dann auch noch Dylans Mutter und lässt ihn und seinen Vater zurück. Abraham Ebdus, Dylans Vater flüchtet sich in seine Arbeit, die Malerei, der kleine Dylan existiert quasi stand-by, ohne wahre Zuneigung. Als der schwarze Mingus mit seinem Vater in den Block zieht, scheint Dylan den lang ersehnten Freund gefunden zu haben. Mingus' Vater war einst ein berühmter Soulsänger bei den Subtle Distinctions, aber der Ruhm ist verflogen genauso wie die Ehe zu Mingus Mutter. Mutterlos und ohne väterliche Aufmerksamkeit wachsen beide von nun an auf. Graffiti, Comics, Musik, Mädchen, Drogen, der Alltag auf Brooklyns Straßen für Dylan und Mingus. Jonathan Lethem hat mit "Die Festung der Einsamkeit" meines Erachtens einen großen Roman geschrieben. Als Leser schlüpfe ich durch seinen Erzählstil in beinahe jeden Charakter, bin Klein-Dylan, angstvoll auf dem Weg zum Kiosk, das Geld für die neuesten Comics in den Socken versteckt, weil an der nächsten Ecke schon ein Angriff drohen und ich im Schwitzkasten von einem schwarzen Jungen landen könnte. Ich bin Barrett Rude Junior, ständig auf der Suche "nach Nahrung für mein grüblerisches Herz", stoned und hoffnungslos alleingelassen mit einem Sohn, dem dasselbe Schicksal bevorsteht. Aber Dylans Herz schlägt wie jedes liebende Herz zwiegespalten, es schlägt für Brooklyn, für Gowanus, für seinen Block, aber auch in stetiger Angst...später im Verlauf schreibt er einmal folgende Worte..."Soweit die Geschichte. Aber wirklich bedeutsam ist nur die Geschichte eines Songs. Die Musik in dieser Auswahl erzählt ein Märchen von Schönheit, Inspiration und Schmerz, mit den Stimmen des Ghettos und der Vorstadt, der Kirche und des Schulhofs, Stimmen der Freude und der Trauer, manchmal Stimmen von solcher Schwermütigkeit und solchem Kummer, daß sie im Medium Pop fehl am Platz zu sein scheinen. Mögen diese Stimmen Sie dazu anregen, mitzurällern oder zu tanzen, mögen sie Sie dazu inspirieren, zu verführen oder zu spüren oder aufzubegehren oder einfach nur etwas weniger fernzusehen. Die Stimmen von Barrett Rude Jr. und den Subtle Distinctions führen allerdings nirgendwo hin, wenn nicht in Ihre eigene Nachbarschaft. In die Straße, in der Sie wohnen. Zu Dingen, die Sie zurückgelassen haben. Und genau das ist es, was man braucht, was man die ganze Zeit gebraucht hat. Wie der Song schon sagt: Manchmal müssen wir alle "Bothered Blue", beunruhigend traurig sein." Play that funky musik, Dylan! Play that funky music whiteboy! LESEN**LESEN**UNBEDINGT LESEN!! Musiktipp: Wild Cherry und alles was Funk und Soul noch so zu bieten haben.
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