Cover des Buches Zu viel Tod (ISBN: 9783945298077)
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Rezension zu Zu viel Tod von Joost Renders

Vertane Chance

von Martinchen vor 7 Jahren

Rezension

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Martinchenvor 7 Jahren

"Berlin Krimis mit Geschichten um Russen Mafia, Kiez und existenzbedrohende Geschäftsideen, in denen jemand auch gern ein bisschen böse ist, kennt man schon. Dieser ist anders. Ganz anders! Hier geht's um die wirklich Irren, die Leute, die am Ende durchdrehen, überreagieren oder die Regeln menschlichen Zusammenlebens einfach nur falsch verstanden haben… ganz falsch!

Und das ermittelnde Personal ist auch nicht viel besser: Britta Hönig ist Kommissarin bei der Berliner Mordkommission: Ende Vierzig, hoch emotional, äußerst loses Mundwerk, ausgezeichneter Instinkt! Im Privatleben - und manchmal auch im Job - sehr offen für Sex, aber zu keiner echten Beziehung fähig. Pieczpooth, ein Schönling, der seine besten Jahre hinter sich hat und dem es offen schwer fällt, mit dem Alter klarzukommen. Er liebt Britta und Britta ist sich nicht sicher, ob sie überhaupt lieben kann. Und trotz bzw. neben der vielen Morde, Gemetzel und anderer unangenehme Dinge, die ihren Weg kreuzen, ist die entscheidende Frage bis zum Ende: "Kriegen sie sich?“" - soweit der Klappentext.

Der Klappentext hält, was er verspricht, nur leider ganz anders als gedacht.

Der Autor Joost Renders ist in den Niederlanden und später in Deutschland aufgewachsen. Seit 1988 ist er Schauspieler, seit Mitte der 1990er Jahres entwickelt er Stories und Drehbücher für Filme. Er wohnt in Berlin.

Das Cover gefällt mir sehr gut, das blutige Schlachtermesser mit ebensolcher Hand illustriert den Titel sehr gut und fällt vor dem hellgrauen Hintergrund sofort auf.

Der Stil ist als solcher gut lesbar. Es werden permanent Personen und Orte, und damit auch die Handlung gewechselt. Leider ist das zumindest in meinem E-Book nicht gut gekennzeichnet, so dass ich mir an mehreren Stellen erst einmal klarmachen musste, wer dort eigentlich wo und mit wem spricht.

Die Protagonisten werden detailliert beschrieben. Allerdings kann ich mir solche Kommissare überhaupt nicht vorstellen. Mit der Sexbesessenheit der Kommissarin kann ich gut leben. Mit der beschriebenen Kleidung kann ich sie mir aber nicht als halbwegs seriöse Vertreterin der Polizei vorstellen, absolut unangemessen. Witzig finde ich das absolut nicht, es ist offensichtlich nicht meine Art von Humor. Auch die meisten anderen Personen sind sehr überzogen dargestellt und sind teilweise "nicht ganz dicht", um es mal freundlich auszudrücken. Ein guter Einfall hingegen ist es, die Protagonisten in ihrem Dialekt sprechen zu lassen, auch wenn ich glaube, dass das Sächsische nicht ganz ausgearbeitet ist.

Der Fall selbst kommt in meinen Augen zu kurz. Die Grundidee, die dahinter steckt, hat Potential. Die Ausführung jedoch ist verbesserungsfähig. Solche Ziele kann man auch subtiler verfolgen, dazu braucht es kein Massaker. Für mich ist das als solches auch nicht nachvollziehbar, wenn man die Auflösung kennt. Diese kommt ziemlich wirr und chaotisch daher.

Fazit: eine gute Idee mit viel Potential für Liebhaber des Skurrilen!


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