Rezension zu "Che Guevara" von Jorge G. Castañeda
Die vorliegende Biografie von Che Guevara wurde von Jorge G. Castañeda verfasst, einem Mexikaner, der von 2000 bis 2003 Außenminister seines Landes war. Ihm ist eine herausragend gute Biographie des argentinischen Revolutionären Ernesto "Che" Guevara gelungen, der für seine maßgebliche Rolle in der kubanischen Revolution bekannt ist. Dabei war meine Angst zu Beginn, dass über eine so streitbare Figur wie Guevara hauptsächlich ideologisch verfärbte Literatur existiert. Castañeda gelingt es jedoch sehr gut, anhand von Quellen, Berichten und sogar eigens durchgeführten Zeitzeugeninterviews eine Darstellung zu schaffen, die frei von einer starken Färbung die verschiedenen Aspekte des Lebens Guevaras erläutert. Zwar ist an einigen Stellen eine gewisse Ehrfurcht vor Guevara anzumerken, dies schadet beim Lesen jedoch nicht. Vielmehr überzeugt das Buch durch eine große Detailfülle, die an einigen Stellen als fast zu ausufernd aufgefasst werden könnte. So gab es auf den gut 500 Seiten durchaus Stellen, die sich beim Lesen gezogen haben, so für mich beispielsweise die Darstellung der ideologischen Machtkämpfe auf Kuba am Ende von Guevaras Zeit dort. Andere Stellen, besonders die der Revolutionskämpfe auf Kuba und in Bolivien, sind sehr gut geschrieben und lassen sich, trotz der großen Dichte der Buchstaben auf den Seiten, sehr schnell und flüssig lesen. Erwähnenswert finde ich außerdem den langen Anmerkungsapparat und die Quellenangaben, wodurch man die Interpretationen des Autors gut nachvollziehen kann und bei Interesse zu bestimmten Themen direkt weiterlesen kann. So ist das Buch für mich nur bedingt ein Einsteigerwerk für diejenigen, die nur einen kurzen Überblick gewinnen wollen. Für eine umfassende Analyse von Guevaras Leben ist das Buch jedoch bestens geeignet und sehr zu empfehlen. Für mich gibt es insgesamt 4 von 5 Sterne.