Der Comic zeigt die Protagonistin Beatrice und ihren tristen und immer gleichen Alltag als Verkäuferin eines großen Kaufhauses. Er folgt ihr durch die Großstadt, wie sie durch Menschenmassen zur Arbeit pendelt, an großen Torbögen und Schaufenstern vorbei, ein Gesicht unter vielen, ein Farbtupfer in der grauen, anonymen Menschenmasse, die sie noch kleiner wirken lassen. Jo Mertens schafft es, durch seine grandiosen rotbraun/grauen Illustrationen zu begeistern und ein Gefühl für ein Leben in der Großstadt zu vermitteln. Seine Striche, vor allem um Massen und Größen darzustellen, sind beeindruckend und vor allem dafür lohnt es sich sehr, den Comic in die Hand zu nehmen. Die weichen Panelränder lassen hier die Grenzen zwischen Realität und Traum verschwimmen.
Dass die Protagonistin als Einzige farbig und mit Emotionen gezeichnet ist, lenkt den Fokus auf sie und macht sie empathisch im Gegenzug zur grauen Masse um sie herum. Sie geht aufmerksamer, verträumter, durchs Leben. Eines Tages entdeckt sie eine rote Tasche auf dem Bahnsteig, die niemand zu bemerken scheint, nimmt sie mit und öffnet sie zuhause. Darin: Ein Fotoalbum. Einem Instinkt folgend, folgt sie den Orten auf den Bildern, nun 40 Jahre später, und landet direkt in den Leben des abgebildeten Pärchens aus den 20ern.
Die einzelnen Panels wirken zusammen wie eine Montage aus Filmsequenzen, die es – abgesehen von Schildern und Schriftzügen – ohne sprachliche Erzählmittel schafft, eine Geschichte durch vermeintlich bewegte Bilder zu vermitteln. Die Kolorierung und der Großstadtflair tun sein übrigens. Vollste Empfehlung meinerseits!