Spanien im 17. Jahrhundert: Um König Carlos II. steht es nicht gut, ebenso wenig wie um sein Reich - die Hoffnung auf einen Thronfolger hat man im Volk nämlich beinahe eingestellt und fürchtet nun, dass Spanien entweder an den Kaiser oder an Frankreich fallen werde. Als jedoch Gerüchte aufkommen, dass der König verflucht und deshalb unfruchtbar wäre, entschließt man sich, einen Gesandten in geheimer Mission nach Prag zu schicken, denn es heißt, die Alchemisten dort könnten ein Gegenmittel gegen den Fluch herstellen.
Wie es in der Politik so oft ist, läuft natürlich nicht alles glatt - und bald hat man nicht nur mit der immer weiter voranschreitenden Krankheit des Königs zu kämpfen, sondern auch mit Intriganten aus dem habsburgischen und französischen Lager, die jeweils einen anderen auf dem Thron haben wollen...
Es ist ja leider so, dass der Büchermarkt in den letzten Jahren immer mehr von historischen Kitschromanen überfüllt wurde. Eine Frau gerät in unglückliche Umstände, muss sich allein durch eine fiese, mittelalterliche (früh-neuzeitliche) Welt kämpfen und findet am Ende die Liebe ihres Lebens. Genrell möchte ich dazu nichts sagen, denn es gibt Bücher dieser Art, die gut sind. Viele andere sind jedoch nicht nur schlecht recherchiert, sondern stellen die Vergangenheit in einem völlig abwegigen kitschig-verklärten Licht dar. Auf so etwas verzichtet man dann doch lieber.
"Der Verfluchte" klang für mich indessen erfrischend anders und vor allem nach einer glaubwürdigen Geschichte. Dieser Eindruck trügt auch nicht: Poyato schafft es, die damalige Gesellschaft überzeugend zu beschreiben und erzählt so eine wirklich atmosphärische Geschichte. Hier wirkt vieles stimmig, angefangen bei den Charakteren, bis hin zur Erzählung selbst: Man bekommt den Eindruck, als hätte der Autor sich Mühe für seine Recherchen gegeben, und das bereits auf den ersten Seiten.
Leider scheint es zum Ende hin jedoch auch so, als hätte Poyato sich etwas viel vorgenommen: Erzählstränge werden kurz und knapp beendet und manche (zum Glück wenige) kommen zu keinem für den Leser zufriedenstellenden Ende. So hatte ich am Ende ein wenig den Eindruck, dass der Autor das Buch schnell beenden wollte - und das wird den gelungenen 250 Seiten davor leider nicht gerecht.
Leuten, die einen etwas anderen historischen Roman lesen wollen, der vor allem durch Realismus und nicht durch Kitsch überzeugt, kann ich das Buch aber dennoch empfehlen...und vielleicht kommt ja irgendwann die Fortsetzung dazu?
3,5 von 5 Sternen, mit Potential nach oben