José Saramago

 4 Sterne bei 1.055 Bewertungen
Autor von Die Stadt der Blinden, Eine Zeit ohne Tod und weiteren Büchern.
Autorenbild von José Saramago (©)

Lebenslauf

1922 wurde José Saramago in Azinhaga geboren. Seine Eltern waren Landarbeiterfamilien. Eigentlich wäre sein Name heute José de Sousa, hätte der Standesbeamte nicht das Cognomen Saramago duch den die Familie des Vaters im Dorf bekannt gewesen ist seinem Namen hinzugefügt. Erst als SAramago sieben Jahre alt war und in der Grundschule einen Ausweis vorlegen musste, bemerkte die Familie das sein voller Name José de Sousa Saramago lautete. 1924 zog die Familie nach Lissabon. Trotz seiner exellenten Zeugnisse konnte seine Familie den Besuch eines Gymnasiums für ihn nicht leisten. Als einzigste Möglichkeit blieb eine technische Fachschule. Er wurde Mechnaniker und arbeitete 2 Jahre in einer KFZ Werkstatt. Während des Besuches der technischen Fachschule kam er zum ersten Mal in Kontakt mit der portugiesischen Literatur. In den nächsten Jahren wurde Saramago ein eifriger Besucher der öffentlichen Bibliothek Lissabons, seine autodidaktischen Studien ermöglichten es ihm bald, in Verlagen und für Zeitungen zu arbeiten, bevor er 1976 freier Schriftsteller wurde. Zum Zeitpunkt seiner Heirat mit Ilda Reis (1944) war Saramago Angestellter bei der previdência social, der portugiesischen Sozialwohlfahrt. 1947 wurde sowohl sein einziges Kind Violante geboren als auch seine erste Novelle unter dem Titel Terra do Pecado veröffentlicht. Er schrieb noch eine weitere (unveröffentlichte) Novelle. Beim Versuch, Weiteres zu schreiben, kam er zu dem Schluss "... dass ich nicht Lohnendes zu sagen habe". Bis 1966 veröffentlichte er daraufhin nichts mehr. 1949 wurde Saramago aus politischen Gründen entlassen. Ende der 1950er begann er, als Produzent für einen Verlag zu arbeiten, so dass er viele wichtige portugiesische Schriftsteller kennen lernte und sich mit einigen befreundete. Ab 1955 arbeitete er auch Teilzeit als Übersetzer. 1966 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband Os Poemas Possíveis, 1970 seinen zweiten Provavelmente Alegria. 1967/1968 arbeitete er zusätzlich als Literaturkritiker; die gesammelten Kritiken wurden dann auch 1971 (Deste Mundo e do Outro) und 1973 (A Bagagem do Viajante: crónicas) als Bücher publiziert. Im Jahre 1969 schloss er sich der damals verbotenen Kommunistischen Partei Portugals an, in der er indessen immer eine kritische Haltung einnahm. Nach der Scheidung von seiner Frau (1970) ging er eine Beziehung mit der portugiesischen Schriftstellerin Isabel da Nóbrega ein, die bis 1986 andauern sollte. Nach der Nelkenrevolution 1974 schien Portugal eine kurze Zeit zum Kommunismus zu tendieren. Von April bis November 1975 arbeitete Saramago als stellvertretender Leiter der Tageszeitung Diário de Notícias. Nach einer gescheiterten Rebellion kommunistischer Truppenteile ging das bürgerliche Lager als Sieger aus der Revolution hervor; Saramago verlor seinen Posten; ohne Hoffnung auf eine Anstellung entschied er sich, sich ganz der Literatur zu widmen. 1980 hatte er seinen nationalen Durchbruch mit dem Roman „Hoffnung im Alentejo“ (port. Levantado do Chão, 1980). Darin beschreibt er die Geschichte der Landarbeiter des Alentejo, ihr entbehrungsreiches und eintöniges Leben, wie sie aufbegehren gegen feudale Herrschaftsstrukturen, die sich über 500 Jahre hinweg kaum verändert hatten. Die Besetzungen der Latifundien durch die Landarbeiter nach der Nelkenrevolution bilden den hoffnungsvollen Schlusspunkt der klerikalfaschistischen Diktatur: von nun an besteht die Hoffnung nicht mehr geknechtet, sondern tatsächlich „vom Boden erhoben“ (levantado do chão) zu leben. 1982 erzielte er seinen internationalen Durchbruch mit dem blasphemisch-humoristischen Liebesroman "Das Memorial" (Memorial do Convento, 1982), der im Portugal des achtzehnten Jahrhunderts spielt und den Bau des Klosters von Mafra aus der Sicht des kleinen Mannes beschreibt. Es ist ein bitter-ironischer, facettenreicher und vieldeutiger Text, der gleichzeitig eine historische, soziale und individuelle Perspektive enthält. Das Buch inspirierte den italienischen Komponisten Azio Corghi zur Oper Blimunda, die 1990 in der Mailänder Scala uraufgeführt wurde. Der große Erfolg dieser beiden Romane bei den Lesern ermöglichte ihm die finanzielle Unabhängigkeit als Schriftsteller. In der Folge erschienen verschiedene Gedichte, Novellen, Romane und Dramen. Saramago sprach sich 1986 gegen den Beitritt Spaniens und Portugals zur EU aus. 1988 heiratete Saramago die spanische Journalistin Pilar del Río. 1991 veröffentlichte Saramago das Buch Das Evangelium nach Jesus Christus. Die katholische Kirche erklärte den Roman für blasphemisch. Als der damalige Kulturstaatssekretär der konservativen Regierung, Pedro Santana Lopes, 1992 den Namen Saramagos von der Liste der Kandidaten für den Europäischen Literaturpreis strich und so seinem neuen Roman die Teilnahme verweigerte, verlegten Saramago und seine Frau als Protest ihren Wohnsitz auf die kanarische Insel Lanzarote. Saramago kandidierte bei den Europawahlen 2004 für die Kommunistische Partei Portugals, allerdings auf einem aussichtslosen Listenplatz. Saramago erhielt viele portugiesische und internationale Literaturpreise, so 1995 den Prémio Camões und 1998 den Nobelpreis für Literatur. Er besitzt Ehrendoktortitel der Universitäten von Turin (Italien), Universität Sevilla und Polytechnische Universität Valencia (Spanien), Universität Manchester (Großbritannien) und Universität Coimbra (Portugal). Nach ihm benannt ist der seit 1999 verliehene, bedeutende portugiesische Literaturpreis Prémio José Saramago. 2010 verstarb der Autor auf Tias in Lanzerote.

Alle Bücher von José Saramago

Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783442745296)

Die Stadt der Blinden

 (552)
Erschienen am 08.09.2015
Cover des Buches Eine Zeit ohne Tod (ISBN: 9783455650402)

Eine Zeit ohne Tod

 (72)
Erschienen am 15.07.2015
Cover des Buches Die Stadt der Sehenden (ISBN: 9783442745289)

Die Stadt der Sehenden

 (59)
Erschienen am 09.03.2015
Cover des Buches Der Doppelgänger (ISBN: 9783442745319)

Der Doppelgänger

 (52)
Erschienen am 09.04.2013
Cover des Buches Alle Namen (ISBN: 9783499229213)

Alle Namen

 (39)
Erschienen am 02.04.2001
Cover des Buches Die Reise des Elefanten (ISBN: 9783442742875)

Die Reise des Elefanten

 (43)
Erschienen am 09.01.2012
Cover des Buches Das Zentrum (ISBN: 9783442745302)

Das Zentrum

 (33)
Erschienen am 13.01.2014
Cover des Buches Kain (ISBN: 9783455016987)

Kain

 (24)
Erschienen am 19.05.2023

Neue Rezensionen zu José Saramago

Cover des Buches Alle Namen (ISBN: 9783455651041)
Jorokas avatar

Rezension zu "Alle Namen" von José Saramago

Eintauchen in eine bürokratische Persönlichkeit
Jorokavor 8 Monaten

Senhor José arbeitet schon sehr lange als Amtsschreiber im zentralen Personenstandsregister seines Landes. Tag ein, Tag aus geht er wie ein Uhrwerk seinen klar umgrenzten Dienstpflichten nach. Sein einziges Hobby ist, Zeitungsausschnitte von berühmten, weniger berühmten und zukünftig vielleicht berühmten Persönlichkeiten zu sammeln. Da er als einziger noch in den direkt an die Räume des Registers angrenzenden Dienstwohnungen verblieben ist, beginnt er eines Nachts die Verbindungstür zu nutzen, um nach Lebensdaten seiner Berühmtheiten zu forschen. Per Zufall fällt ihm dabei die Akte einer unbekannten Frau in die Hand. Sie wohnt in der selben Stadt und lässt seine Gedanken nicht mehr los. Er macht sich mit den spärlichen Daten der Akte auf die Suche nach ihr, vernachlässigt seinen Dienst, wird zum Einbrecher und Dokumentenfälscher und findet einen neuen Zugang zu seinen Mitmenschen und letztendlich zu sich selber. Wird er die fremde Frau finden? Und wenn ja, was dann ..


Dies war mein erstes Buch von Saramago, der mir bisher nur dem Namen nach dunkel bekannt war.


Der Handlungsverlauf erinnert ein wenig an einen Krimi. Doch es ist vor allem der Schreibstil von Saramago, der mich begeistert hat. Im gelingt es konsequent eine Figur am Rande des alltäglichen Lebens zu erwecken, den man ansonsten kaum wahrgenommen hätte und nach dessen Tod ansonsten keinerlei Erinnerung mehr geblieben wäre. Natürlich handelt es sich um eine fiktive Person, aber ich meine damit die Idee, die Möglichkeit an sich.


Man erlebt Senhor José, der einem von seinen Persönlichkeitsstrukturen her so fremd erscheint, im Verlauf der Lektüre fast wie einen vertrauten Freund, mit dem man das Leben natürlich niemals tauschen wollte. Doch er entwickelt in der Geschichte Merkmale, die Anerkennung, fast Bewunderung verdient haben. Bei seiner Recherche wächst er über sich selber hinaus und bleibt aber letztendlich doch in seiner Einsamkeit verhaftet.


Dass im Textfluss häufiger Punkte durch Kommas ersetzt wurden und dann konsequenterweise groß geschrieben wurde, ist gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie die Handlung unterstreichend.


Fazit: Ein Erstversuch, der neugierig auf weitere Lektüre des Nobelpreisträgers macht.



Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783442745296)
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Rezension zu "Die Stadt der Blinden" von José Saramago

Ein Meisterwerk
Fee04vor einem Jahr

Ein Mann steht an einer Ampel. Von einer Sekunde auf die nächste, ohne erklärbaren Grund, erblindet er. Wie ihm ergeht es immer mehr Menschen in seiner Heimatstadt. Wie eine Seuche greift die Blindheit um sich. Die Regierenden wissen sich nicht anders zu helfen, als die Betroffenen in einer verlassenen Irrenanstalt einzuquartieren – unter der Bewachung von Soldaten, die auf jeden schießen, der fliehen will. Je mehr Blinde dort zusammengepfercht werden, desto schlimmer, desto unmenschlicher wird die Situation. Inmitten dieses grausamen Chaos befindet sich ein Augenarzt mit seiner Frau – die als Einzige noch sehen kann …


Ein unglaublich erschreckendes  Buch; eine Epidemie schlimmer als jede bisher da gewesene Epidemie oder Pandemie. 


Der ungewöhnliche Schreibstil ist anfangs schwer zu lesen, jedoch gewöhnt man sich schnell daran. Der fesselnde Roman ist flüssig und anspruchsvoll geschrieben. Der Autor hat mit diesem Werk ein sehr erschreckendes und düsteres Szenario dargestellt. 


Außergewöhnlich ist in dem Buch, dass die Protagonisten nicht mit Namen genannt, dafür mit Eigenschaften beschrieben werden. 


Sehr detailreich, emotional und erschreckend wird ausgeführt, wie es den Blinden in einer abgeriegelten Irrenanstalt ergeht! Die erblindeten Menschen werden komplett von der Außenwelt isoliert. Sie sind alleine, verängstigt und hilflos, angewiesen auf gestellte Nahrung durch die Sehenden. 

Wie jedoch immer wieder die Gier und Macht selbst  in größter Not bei  einigen Menschen durchschlägt ist verabscheuungswürdig. In der Anstalt kommt es zu Übergriffen, Missbrauch und Erpressung. 

Eine schier unbeschreibliche Epidemie in der Stadt lässt den Ausnahmezustand, das Chaos, die Verwüstung erahnen. Es wird ein authentisches Szenario beschrieben, in welchem die Welt nur noch aus Sodom und Gomorra bestehen würde. 


Ein literarisches Meisterwerk, welches inhaltlich so außergewöhnlich und tiefgründig ist und in seiner -  teilweise philosophischen - Sprache begeistert. Sehr empfehlenswert!

Cover des Buches Die Stadt der Blinden (ISBN: 9783499224676)
L

Rezension zu "Die Stadt der Blinden" von José Saramago

Erschreckend mit interessantem Schreibstil!
Leonore324vor 2 Jahren

Der Schreibstil ist zunächst ein wenig schwer zu lesen, da es ein bisschen dauert, bis man herausfindet, wer was sagt. Mit der Zeit habe ich mich aber dran gewöhnt und konnte ohne große Probleme fortfahren. Zudem finde ich es klasse, dass in diesem Buch den Charakteren keine Namen gegeben werden.

Den Inhalt des Buches empfand ich als sehr spannend, aber oftmals auch sehr schrecklich und eventuell nichts für schwache Nerven. Ein Teil des Buches hat mir besonders zu schaffen gemacht, die Beschreibungen waren wirklich sehr detailreich und trugen dazu zu dem Horror bei, den man eh schon beim Lesen verspürt hatte. 

Alles in allem ist das Buch sehr gesellschaftskritisch mit einigen philosophischen Weisheiten und es lohnt sich meiner Meinung nach wirklich, es zu lesen!

Gespräche aus der Community

Herzlich willkommen zu einer weiteren Leserunde der Gruppe "Wir lesen Klassiker der Weltliteratur".

Unsere zweite Leserunde im März führt uns auf unserer literarischen Weltreise nach Portugal:  wir lesen "Die Stadt der Blinden" von José Samarago.

Die Leserunde beginnt am 15.3. und wir freuen uns über jeden, der mit uns lesen möchte!

284 Beiträge
Filzblumes avatar
Letzter Beitrag von  Filzblumevor 5 Jahren
Das ist ja interessant, wenn es nicht so weit weg wäre...wohne am anderen Ende, würde ich mir die Aufführung ansehen.

Zusätzliche Informationen

José Saramago wurde am 15. November 1922 in Azinhaga (Portugal) geboren.

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