Dickens Weihnachtsgeschichte ist vermutlich eines der bekanntesten Werke der westlichen Weltliteratur. Diese Grafic Novel von Jose Luis Munuera gibt ihr bildgewaltig und angemessen düster eine neue Form. Der wohl größte Twist ist, dass Scrooge zu einer Misses Scrooge wird.
Wie in der Vorlage erfahren wir zunächst, wie menschenfeindlich und gemein Mrs. Scrooge ist. Weihnachten ist für sie ein sentimentales Fest, dass die Menschen verweichlicht. In der Nacht sucht sie dann ihr verstorbener Geschäftspartner heim und kündigt ihr die Ankunft der drei Weihnachtsgeister an: Vergangene Weihnacht, gegenwärtige und zukünftige zeigen Scrooge schließlich in einem wilden Ritt verschiedene Ereignisse.
Die Bilder und auf die Aufteilung der Panels gefielen mir sehr gut. Die Charakere wurden für mich stimmig in grafische Form übersetzt.
Was mich wirklich hat stocken lassen, waren die sozialdarwinistischen Ansichten von Scrooge, die ins eugenische gehen. Es ist schon so lange her, dass ich den Originaltext gelesen habe, und kann daher nicht mehr sagen, ob das dort auch so drastisch ist. Misses Scrooge macht am Ende nur eine Teilläuterung durch, dies wird ganz charmant auch erklärt, mit ihrer Stellung als Frau in einer misogynen und patriarchalen Gesellschaft. Vermutlich behält sie die Maske der Menschenfeindlichkeit bei, um in dieser Gesellschaft weiter bestehen zu können, im Verborgenen kümmert sie sich aber um Menschlichkeit.
Aber trägt sie dann nicht dazu bei, dass diese Menschenfeindichkeit die Norm bleibt? Ein besonderes Unbehagen habe ich, weil ohne dass ihre Läuterung komplett ist, werden die menschenfeindlichen, eugenischen Aussagen nicht komplett hinweggefegt. Und das finde ich sehr ungünstig.
So schön ich die Grafic Novel finde, gibt es doch einen zentralen Punkt, der mir Unbehagen bereitet. 3 von 5 Sternen.