Rezension zu "Zwischen den Welten" von Cornelia Zetzsche
Als großer Liebhaber der indischen Literatur hatte ich mir von dieser Anthologie erhofft, einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Autoren der Gegenwart zu erhalten. Leider wurde ich in mehrfacher Hinsicht enttäuscht.
Zum einen sind viele der hier abgedruckten Kurzgeschichten und Erzählungen von geringer literarischer Qualität. Von fehlenden Handlungsbogen über sprachliche Schwächen bis hin zu abgedroschenen Formulierungen finden sich zahlreiche handwerkliche Mängel.
Darüber hinaus wird auch das Konzept des Buches seinem eigenen Anspruch nicht gerecht. Lediglich dem Inhaltsverzeichnis kann man entnehmen, wonach die hier gesammelten Texte eigentlich sortiert wurden - nämlich nach Sprachen, von denen es in Indien bekanntlich zwei Dutzend gibt. Hat man erst mal zu lesen begonnen, bleibt dieses Kriterium jedoch im Dunkeln. Alles scheint wild durcheinandergeschüttelt: männliche und weibliche Autoren, hinduistischer und moslemischer Hintergrund, historische und moderne Erzählungen, politische und private Themen - man wünscht sich einen roten Faden und findet ihn nicht. Zu allem Überfluss hat die Herausgeberin noch ein paar Gedichte dazwischengestreut.
Im Anhang gibt es zwar ein Glossar, die meisten Begriffe (insbesondere jene, die für das Verständnis einer Geschichte wesentlich wären) sucht man darin aber vergebens.
Geradezu erschreckend ist außerdem die hohe Fehlerquote: Die Texte wimmeln nicht nur von Rechtschreib- und Interpunktionsfehlern, sondern weisen auch grammatikalische Mängel bis hin zu völlig verstümmelten Sätzen (aufgrund fehlender Wörter) auf. Dass der Insel Verlag am Lektorat sparen muss, ist mir neu und hat mich erschüttert.
Fazit: Eine gute Idee, die leider an ihrer schwachen Umsetzung erstickt ist.