Rezension zu "Dostojewski." von Josef Imbach
Von dem ist nichts hängengeblieben. Oh ich Einfältiger.
Quelle: Verlag / vlb
Von dem ist nichts hängengeblieben. Oh ich Einfältiger.
Der 1945 geborene Schweizer katholische Theologe und Franziskaner Josef Imbach ist ein streitbarer Geist. Er hat an der päpstlichen Universität in Rom nicht nur studiert, sondern dort auch lange gelehrt. (1975-2002). 2002 erhielt Josef Imbach ein weltweites Lehrverbot für alle katholisch-theologischen Fakultäten
Die Glaubenskongregation– zu dieser Zeit geleitet von Kardinal Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI. – unterstellte ihm 2002, das Lehramt der Kirche abzulehnen, die Evangelien lediglich als katechetische Erzählungen zu betrachten und die Möglichkeit von Wundern zu leugnen. In der Folge protestierte Imbach öffentlich gegen die „undurchsichtigen Verfahrensweisen“ und die „unqualifizierten Gutachten“ der Glaubenskongregation. Weiter bekannt ist er nicht nur durch seine in viele Sprachen übersetzten Buchpublikationen, sondern auch durch seine breit angelegte Vortragstätigkeit.
Auch vielen evangelischen Theologiestudenten in Basel haben ihn zwischen 2005 und 2010 hören können als er an der Evangelisch-Theologischen Fakultät, dort wo Karl Barth einst lehrte, einen Lehrauftrag wahrnahm.
In seinem neuen Buch beschäftigt sich Josef Imbach mit einem Glaubensdogma, das in den letzten zwei Jahrzehnten nicht nur unter den Theologen beider großer Konfessionen zunehmend in Zweifel gezogen wird, sondern dass unzähligen Gläubigen schon seit langer Zeit nicht mehr plausibel gemacht werden kann. Es steht „die Rede vom Opfertod Jesu auf dem Prüfstand“. Dass Gott, der Vater, seinen Sohn Jesus opfert, damit sein Zorn gegen die Menschen besänftigt werde, damit alle Menschen erlöst würden, die an Christus glauben, ist eine Vorstellung , die in den Abendmahls- und Eucharistiefeiern beider Kirchen jeden Sonntag neu lebendig wird.
Nicht nur den feministischen Theologinnen seit etwa drei Jahrzehnten war diese Lehre ein Gräuel, sondern auch immer mehr männliche Theologen und erst recht die Gläubigen selbst begannen, sie in Frage zu stellen. Josef Imbach nimmt diese Kritik ernst, stellt sie ausreichend dar in diesem Buch. Doch er geht weiter. Indem er die hergebrachte Erlösungslehre aufgreift, die sie bestimmenden Merkmale erklärt, beginnt er sie gleichzeitig neu zu deuten. Heraus kommt bei ihm ein Verständnis von Erlösung, dass ohne Drohungen auskommt, dafür aber eine wirkliche Verheißung für die Menschen bereithält. Bei Johannes sagt Jesus: „Ich bin der gute Hirt… Ich gebe mein Leben hin für die Schafe (Johannes 10,14-15) Darauf bezieht sich Imbach und fasst zusammen:
„Das bezieht sich nicht nur auf Jesu Kreuzestod, sondern auf seine ganze Existenz, auf sein Leben und Leiden, auf sein Handeln und Heilen, kurzum auf seinen lebenslangen Einsatz für die anderen, eine Haltung, die ihn schließlich ans Kreuz brachte. Erlösend aber ist nicht das Kreuz, sondern die Liebe Gottes, die in Jesus erfahrbar wurde. Seiner Sendung ist Jesus treu geblieben, obwohl er wusste, dass ihn dies das Leben kosten könnte. In der Theologie spricht man in diesem Zusammenhang von Pro-Existenz, vom Dasein für die anderen. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns selber aufgeben müssen, wohl aber, dass auch wir alles daran setzen sollen, damit der Mensch nicht länger mehr des Menschen Opfer sei.“
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