Rezension zu "Der Rabe und der schlechte Leumund" von Josef Schöchl
Da der Mensch sich für die Krone der Schöpfung hält, geht sein Blick eher selten auf die ihm seiner Meinung nach untergeordneten Ebenen. Dabei würde er schon bei seinen Lieblingshaustieren erstaunliche Fähigkeiten bemerken, die völlig außerhalb seiner eigenen liegen. Etwa die Auge-Hand-Koordination von Katzen. Oder ihr Gehör. Bei Hunden ist es der Geruchssinn, der weit außerhalb unserer Möglichkeiten liegt.
Aber natürlich existieren noch viel mehr Tiere, die ihren Lebensraum jedoch oft in Sphären haben, die wir nicht erreichen oder die uns fremd sind. In diesem Buch findet man zahlreiche Beispiele für unglaubliche Verhaltensweisen von Tieren. Noch nie hatte ich es mit einem Fregattenvogel zu tun. Das ist kein Wunder, denn dieser Kamerad lebt sein Leben in der Luft, weit draußen über den Meeren. Er schläft sogar im Flug, wobei die beiden Gehirnhälften sich beim Schlaf abwechseln. Entweder fängt der Fregattenvogel Fische, die über die Oberfläche springen oder er attackiert andere Vögel so lange, bis sie ihre Beute fallen lassen.
Ein Meister im Totstellen ist das Opossum. Die wenig sympathischen Einzelheiten erspare ich mir besser hier. Aber die Perfektion dieses Spiels als Rettung vor dem Tod verblüfft ungemein. Man findet in diesem Buch zahlreiche solche Fähigkeiten, die unsere Vorstellungskraft strapazieren und gerade deshalb so interessant sind.
Für Naturfreunde ein wunderbares Buch, das man nicht unbedingt in einem Zug lesen muss.