Josef Settele wollte sein Buch ursprünglich auf die Problematik des Artensterbens richten, mit Fokus auf seinem Forschungsgebiet der Schmetterlinge. Aber mit Corona wurde ihm klar, dass das nicht umfassend genug wäre, und deshalb hat er nun dieses Buch vorgelegt. Darin verbindet er die Themen Artenrückgang, Klimawandel und Pandemien, legt die vielen Verbindungen zwischen den drei Themen dar und schildert, wie beispielsweise der Rückgang der Artenvielfalt Pandemien befördert und wie sich auch der Klimawandel auf Pandemien und das Artensterben auswirkt.
Wenn man sich mit dem Thema schon etwas auseinandergesetzt hat, wird man einige DInge schon kennen, aber mich hat insbesondere die Differenziertheit des Buchs sehr angesprochen. Was mich nämlich teilweise im Bereich des Umweltschutzes stört, sind Kurzschlusshandlungen, wenn denn mal etwas passiert, oder undifferenzierte Argumentationen. Letztere sind problematisch, weil es eben durchaus auch bestimmte Arten gibt, die mit dem Klimawandel besser zurechtkommen als andere und weil man keine Panik mitFalschaussagen schüren braucht, wo auch die Fakten eine deutliche Sprache sprechen. Erstere sind vor allem problematisch, weil oft unbedachte Nebeneffekte die Folge sind, durch die die Situation manchmal verschlimmbessert wird - sei es die Idee, generell auf Pestizide zu verzichten, wodurch der Ertrag auf den Feldern zurückginge und noch mehr landwirtschaftliche Flächen entstehen müssten, die dann als Schutzraum zurückgehen, oder beispielsweise der Einsatz von Biodiesel, in dessen Folge genau die Monokulturen zunehmen, die für die Artenvielfalt probelmatisch sind. Mit diesen und vielen weiteren Beispielen zeigt der Autor, dass es beim Klimaschutz eben gerade nicht um ein plakatives ySchwarzweißdenken geht, sondern die vielen komplexen Zusammenänge mitgedacht werden. Trotzdem macht er sich keine Illusionen, dass es schlecht um unsere Umwelt und die Artenvielfalt bestellt ist. , aber er bringt auch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Menschheit noch umdenken kann. Diese Hoffnung fällt mir zwar manchmal schwer, andererseits braucht es diese wohl, um nicht aufzugeben und deshalb verstehe ich seinen Ansatz hier.
Gut fand ich auch, dass dieses Buch mit einem Fokus auf Insekten die anderen Bereiche betrachtet hat, denn die meisten Bücher die ich bisher gelesen habe hatten eher den Klimawandel im Fokus und die Insekten eher oberflächlich als Nebenthema behandelt - ich konnte also sehr viel lernen. Das einzige Manko ist für mich, dass das Buch keine Literaturliste liefert, obwohl sich Settele auf viele Forschungsergebnisse bezieht. Gerade als Laie bzw, Geisteswissenschaftlerin wüsste ich nun nicht sicher, wie ich an die entsprechenden Studien herankomme und es fiele mir schwer, mich weiter mit fundierten Quellen ins Thema einzulesen, da ich deren Seriosität natürlich schlechter einschätzen kann als Settele.
Wer also vor vielen Fakten und Details nicht zurückschreckt und wer mehr über die Relevanz insbesondere von Insekten, aber auch den Zusammenhang zwischen Artenrückgang, Klimawandel und Pandemien lernen möchte, ist mit diesem Buch definitiv gut ausgestattet.