Josef Váchal

 4,7 Sterne bei 3 Bewertungen
Autor*in von Der blutige Roman.

Lebenslauf

Josef Váchal war einer der größten tschechischen Graphiker des 20. Jahrhunderts, lebte aber seit Ende der 1930er Jahre zurückgezogen und in Armut auf dem Land. Erst nach der Wende 1989 wurde er wiederentdeckt und ist in Tschechien heute einer der populärsten Künstler. Er ist der Erfinder eines besonderen Verfahrens des Farbholzschnitts von einer Platte und vor allem für seine monumentale Holzschnittsammlung "Böhmerwald sterbend und romantisch" (1931) bekannt. Seine Bücher druckte er in bibliophilen Niedrigstauflagen selbst. In Litomyšl hat Josef Portman schon in den 1920er Jahren ein Museum für ihn eingerichtet, das im Lauf der Zeit verfiel, seit 1993 als Portmoneum (der Name stammt aus Váchals "Blutigem Roman") wiedereröffnet wurde.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Josef Váchal

Cover des Buches Der blutige Roman (ISBN: 9783903124035)

Der blutige Roman

(3)
Erschienen am 24.03.2019

Neue Rezensionen zu Josef Váchal

Cover des Buches Der blutige Roman (ISBN: 9783903124035)
liesmal50s avatar

Rezension zu "Der blutige Roman" von Josef Váchal

liesmal50
Schaurig-schön

Vor knapp einhundert Jahren hat der Tscheche Josef Váchal  das Buch „Der blutige Roman“ verfasst und veröffentlicht.  Der Grafiker und Buchdrucker hat selbst den Text gesetzt – damals natürlich noch von Hand – und in einer Auflage von 17 Exemplaren gedruckt. Illustriert wurde das Buch mit zahlreichen Holzschnitten, ebenfalls aus der Hand Váchals.

„Ein gefälschtes Testament, ein Schatz auf Honolulu, ein Werwolf in den Fängen der spanischen Inquisition, und in Prag toben Anarchisten und Gespenster. Das sind nur ein paar der vielen Handlungsstränge dieses auf unzähligen Ebenen spannenden Romans…“, so verspricht es die Buchbeschreibung. Und sie hat nicht zu viel versprochen. Auch macht sie dem als „Schundroman“ angekündigten Buch alle Ehre.

Neben der Hochsprache wird überwiegend in der Volkssprache erzählt. Das war für mich recht gewöhnungsbedürftig und ich habe feststellen müssen, dass dies kein Buch für „nebenbei“ ist. Mit der nötigen Ruhe hatte ich mich in kurzer Zeit   daran gewöhnt und bald Gefallen daran gefunden – gerade in Bezug auf die Sprache.

„Was geschieht hier gerade?“ Wird noch wenige Sätze zuvor von Ermordeten geredet, folgt dieser Satz: „Durch die Geäste des Waldes beobachtete die Leichen voll Neugier die Morgensonne.“  - Ein Satz voller Poesie – nur die Leichen sprechen dagegen. Gelacht habe ich über den raffinierten Grafen, der später als Geldfälscher entlarvt wurde, gestaunt über den „gepanschten“ Wein, der so viel Äthanol enthielt, „daß nach seinem Entfachen das Schiff wie ein Strohwisch brannte.“ Und die Jesuiten waren ja wohl mit allen Wassern gewaschen!

Nicht zuletzt durch die Holzschnitte fühlte ich mich in eine andere Zeit versetzt. Besonders gefallen hat mir das Bild von der Flucht mit den Ballonen – bis ich gelesen hatte, woraus sie hergestellt wurden.

Kann man einen „Schundroman“ als Kunst bezeichnen? Ich sage ganz laut „JA“!

 

Vor allem aber gilt meine Bewunderung Ondrej Cikán, der den Roman ins Deutsche übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen hat – eine großartige Leistung! Ich kann mir vorstellen, dass das eine große Menge an Zeit und Arbeit erfordert hat, und ich spüre die besondere Liebe, die bei einer solchen Aufgabe nicht fehlen darf.

Erschienen ist „Der blutige Roman“ im Verlag Ketos. Das Buch hat einen tollen Einband in passender Farbe ;-). Es liegt gut in der Hand, ist mit zwei Lesebändchen versehen und das Layout ist einfach gelungen.

 

Komisch: Ich mag keine Krimis oder Thriller, die sehr blutrünstig sind.  – Genau das, was ich nicht mag, bietet „Der blutige Roman“, und: Mir gefällt’s!

Gern empfehle ich das Buch weiter.

Gespräche aus der Community

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,

was ist ein idealer Schundroman? Wie kann es sein, dass ein Roman in nur 17 Stück Auflage gedruckt wird und 70 Jahre später zum Bestseller avanciert? Finden wir es heraus!

Der neue Verlag Kētos möchte Sie und Euch herzlich zur Leserunde der deutschen Erstübersetzung des Werks "Der blutige Roman – Versuch um den Typus des idealen Schundromans" des tschechisches Autors und Graphikers Josef Váchal (1884–1969) einladen. Der Übersetzer Ondřej Cikán nimmt an der Leserunde teil. Er hat an der Übersetzung 5 Jahre gearbeitet.

Josef Váchal gehört zu den bedeutendsten Holzschnitzern des 20. Jahrhunderts und hat völlig neue Techniken des Farbholzschnitts entwickelt. Zudem druckte und band er eigene Bücher, schnitt und goss eigene Lettern, und in Litomyšl ist ihm nicht nur ein Museum gewidmet, sondern auch eine ganze Gasse mit Vergrößerungen seiner Illustrationen zum "Blutigen Roman" verziert.

Diesen "Blutigen Roman", der "Essenz und Extrakt von mehr als 100 Schundromanen ist" druckte Váchal im Jahr 1924 mit eigenen Holzschnitten in nur 17 Prachtexemplaren. 1970 wurde das Buch erstmals als Faksimile nachgedruckt, vom kommunistischen Regime aber sofort verboten. Nach der Wende 1989 erschien "Der blutige Roman" in mehreren Auflagen, wurde zweimal verfilmt, ins Französische und Russische übersetzt und ist in Tschechien seitdem ein Dauerbestseller. Endlich erschien nun auch eine Übersetzung ins Deutsche, die zudem reich kommentiert ist, damit die Lektüre noch mehr Spaß macht.

Josef Váchal ahmt die "Schundromane" des 19. Jahrhunderts nicht nur inhaltlich nach, indem er ihren Reichtum an Handlungssträngen und ihre typischen Szenen übernimmt, er bildet auch die vielen Setz- und Grammatikfehler nach, indem er eigene, absichtliche Fehler einbaut, die den Sinn auf humorvolle Weise verzerren. Die deutsche Übersetzung ist Absatz für Absatz graphisch gleich gestaltet wie das Original und ahmt alle "Fehler" nach. Zugleich entwirft Váchal in seinem "Blutigen Roman" ein mystisches religiös-poetisches Konzept.

[Einladungen wurden v.a. an Leserinnen und Leser verschickt, die gemäß ihrer Bewertungen Boris Vian, Oscar Wilde, Charles Baudelaire, Raymond Queneau, Karel Čapek oder H.C. Artmann mögen.]

Liebe Grüße, Josefine Schlepitzka, Graphikerin des Verlags Kētos.

Statt einer Zusammenfassung hier der erste Teil der Verfilmung von Jaroslav Brabec aus 1993.

 
PS.: Und da die Bilder des Prospekts im Anhang zu klein sind, hier ein Link zur Verlagsseite, wo sich der Prospekt (in leicht angepasster Form) vergrößern lässt: www.ketos.at


52 BeiträgeVerlosung beendet
OndrejCikans avatar
Letzter Beitrag von  OndrejCikanvor 6 Jahren

Liebe crazy_bool_lover1!

Da ich kein Instagram habe, bin ich erst heute auf Dein superschönes Photo des Blutigen Romans unter der Büste gestoßen! Wirklich hübsch! Es hat mir große Freude gemacht, danke!

Liebe Grüße, Ondřej.

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