Cover des Buches Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot (ISBN: 9783518125564)
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Rezension zu Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot von Josef Winkler

Rezension zu "Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot" von Josef Winkler

von Wolkenatlas vor 15 Jahren

Rezension

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Wolkenatlasvor 15 Jahren
Josef Winklers Prosa ist in jeder Hinsicht eine Liga für sich. Sie ist weit weg von zeitgemäßer Befindlichkeitsprosa, meilenweit von der Postmoderne entfernt, ist von archaischer Wucht und erfindet eine Sprache, die komplex und gleichzeitig schön ist. Schön ist seine Sprache, seine literarische Welt ist es nicht. In Josef Winklers Büchern wird viel gestorben. Sehr viel sogar. Auf sehr unterschiedliche Weise; nachdem man schon in den ersten Zeilen dabei ist, wie ein Italiener, der sich über den Einzug der siegreichen Amerikaner so freut, dass er "Viva la Amerika" schreiend ausrutscht und von einem amerikanischen Panzer überrollt wird, man findet den Doppelselbstmord zweier Kärntner Mädchen von einer Klagenfurter Kirche, oder auch den Tod des Jungen, der in der Nähe des sich damals in Bau befindenden Klagenfurter EM-Stadions von einem LKW überfahren wurde. Die Vehemenz der Kirche und das Dorf-, Provinz- und Landleben im schönen, doch gar nicht so idyllischen Kärnten haben es Josef Winkler angetan, sie sind seit Jahren Teil seiner literarischen Welt. Josef Winklers Reisen, nach Indien und Mexico zum Beispiel, sind genauso Teil dieser Welt. "Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot" ist eine Sammlung von relativ kurzen Prosaminiaturen, die sich auf Josef Winklers Reisen und literarische Begleiter, also Bücher, die er auf seinen Reisen gelesen hat, beziehen und zugleich sein Streben nach literarischer Erkenntnis konsequent weiterverfolgen. Konsequenz ist sicherlich auch eine der sichtbarsten Eigenschaften von Josef Winklers Schaffen. Schwer einzuordnen sind dieses Miniaturen allemal, am ehesten könnte man von einem Hybrid aus Reiselektüre, Essay, literarischer Reflexion und Erzählung sprechen. Großartige, packende Szenen, die durch seine scheinbar kühle, unbeteiligte Attitüde, bzw. die des Erzählers, der möglicherweise ein reeller Josef Winkler, oder auch ein fiktiver, bzw. teil-fiktiver Josef Winkler ist für den Leser sichtbar und erlebbar werden; genau diese Kombination trifft dann auch besonders. Durch die Kürze der hier versammelten Kurzprosa ist dieses Buch sicherlich bestens als Einstieg in Josef Winklers literarische Welt geeignet. Absolute Empfehlung.
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