Rezension zu "Das große Buch der Zaubermärchen" von Joseph Guter
Zum INHALT:
Diese Sammlung enthält Märchen aus aller Welt (Armenien, Russland, China, Mazedonien, Serbien. Bosnien, Georgien, Tibet, …) und Zauberei spielt in allen eine Rolle. Dem Leser begegnen Trolle, Wasserteufel, Waldgötter, Meerjungfrauen, Brennesselhexen, Eisjungfrauen mit erstarrten Herzen und vielen weiteren Figuren. Welche Vorstellungen und Bewertungen Zauberei bei den unterschiedlichsten Völkern vorherrschen, spiegelt sich in ihren Märchen, die hier vereinigt wurden. Manchmal bringt die Zauberei Gutes hervor, manchmal auch Schlechtes, aber meistens siegt am Ende das Gute über das Böse, genau wie man es bei Märchen auch erwartet.
Meine MEINUNG:
Das Buch enthält eine wunderbare Sammlung verschiedener Märchen aus aller Welt und man erhält die Möglichkeit, einen kurzen Einblick in die Märchenkultur anderer und auch wenig bekannter Länder werfen zu können. Man kann Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu europäischen Märchen erkennen und auch ein wenig über fremde Länder lernen. Wenn zum Beispiel in »Der Mond und das Mädchen« ein Rentier das Mädchen vor einer ungewollten Heirat bewahrt, lässt sich erahnen, welche Bedeutung das Rentier bei den Tschuktschen in Nordostsibirien hat.
Die meisten Märchen waren mir unbekannt und eine schöne und interessante Abwechslung zu den bekannten Märchen Europas. Dennoch gab es einige Märchen, die mir sehr bekannt vorkamen. Etwa das Märchen »Das Vöglein Winzigklein« (Sibirien), in dem ein Bauer bei einem kleinen Vöglein im Walde einen Wunsch erfüllt bekommt, des Bauers Frau aber nie zufrieden ist und ihren Mann immer wieder los schickt, um sich noch etwas besseres zu wünschen. Dieses Märchen hat mich doch sehr stark an das europäische Märchen »Vom Fischer un syner Frau« erinnert. Bei »Der Hammelbruder« fand ich die Motive von gleich drei europäischen Märchen vereint. Wie bei »Brüderchen und Schwesterchen« droht auch hier dem Bruder die Verwandlung in ein wildes Tier, wenn er von einem bestimmten Wasser trinkt, wie bei »Frau Holle« dient die Schwester bei einer alten Frau und wird dafür entlohnt, ihre Stiefschwester, die sich auch eine Belohnung holen soll, bekommt das Ihrige. Und zu guter letzt wird die rechte Braut wie bei »Aschenputtel« durch einen Schuh erkannt. Während also bei diesen Märchen eine gewisse Ähnlichkeit besteht, unterscheiden sich die meisten anderen doch sehr von ihren europäischen Verwandten.
Sehr schön fand ich auch das Märchen »Die Blume Frauenschuh« (Österreich), welches erklärt, warum die Blume ihre Form und Farbe hat.
Der einzige Minuspunkt, wenn man so will, ist eine mangelnde Bebilderung, aber die wunderbaren Bilder, die vor dem inneren Auge entstehen, sind umso schöner.
Die größtenteils recht kurzen Texte laden dazu ein, schnell noch ein Märchen zu lesen und noch eins und…
FAZIT:
Mit dieser Sammlung erhält man eine wunderschöne Auswahl bezaubernder Märchen. Wer die grimmschen und andersenschen Märchen schon auswendig kennt oder einfach mal ein anderes Märchen (vor-)lesen möchte, ist hier genau richtig.
Eine solch schöne und auch schön geschriebene Sammlung von Märchen aus verschiedensten Ländern ist mir selten begegnet.