Rezension zu "Die Spaziergängerin von Sans- Souci" von Joseph Kessel
"Die Spaziergängerin von Sans-Souci" von Joseph Kessel ist das Drama der Ehe von Elsa und Michael während der NS-Zeit.
Der Ich-Erzähler dieses Buches, ein Schriftsteller, beobachtet, wenn er nachts im Sans-Souci sitzt, eine unbekannte Schöne, die ihn fasziniert und deren Geschichte er ergründen will. Nachdem ihr Mann, der Verleger Michael, in ein Lager gebracht wurde, konnte seine Frau Elsa mit dem jüdischen Jungen Max nach Frankreich fliehen. Hier lebt sie in Angst vor Spitzeln und in Hilflosigkeit, wie sie ihren Mann retten könnte. Der Erzähler steht ihr als französischer Freund etwas bei. Nachdem Elsa ihren Pelzmantel verkauft hat, rutscht sie in die Prostitution ab, um ihrem Mann Geld schicken zu können bzw ihm Vergünstigungen zu verschaffen. Schliesslich erreicht sie sogar seine Freilassung. Doch als Michael zu ihr nach Frankreich kommt, passiert etwas Unfassbares. Joseph Kessel beschreibt in auch für den Leser qualvollen Weise den Verfall der schönen und lebensfrohen Elsa. Es ist die Beschreibung eines Menschen, der für einen anderen stirbt. Umso schockierender das überraschende Finale des Buches. Auch die Rolle des kleinen Max ist sehr bewegend. Das Schicksal dieser Eheleute ist auf dramatischste Weise mit der Politik verbunden. Trotzdem steht mehr die Ehe im Vordergrund. Noch nie habe ich beim Lesen eines Finales so eine WUT empfunden. Joseph Kessel ist ein Genie.