Cover des Buches Die Legende vom heiligen Trinker (ISBN: 9783866476394)
Rezension zu Die Legende vom heiligen Trinker von Joseph Roth

Satirisch, traurig, witzig, fesselnd, die Legende vom heiligen Trinker.

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 10 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 10 Jahren
Äußere Gestaltung
Weshalb müssen deutsche Klassiker grundsätzlich langweilige Cover haben? Gut, das Bild über dem Titel passt zum Inhalt des Buches, aber ich finde doch, da hätte man sich noch ein wenig mehr Mühe geben können. Großartige Bücher verdienen großartige Einbände, oder etwa nicht?
Das Format ist leider meiner Meinung nach recht verschwenderisch. Man hätte die Seiten ein gutes Stück kleiner machen können. Gut, so viel umweltschonender wäre das nun auch nicht, aber 2,5cm Abstand am seitlichen und mehr als 3cm Abstand am unteren Rand finde ich dann unter dem ökologischen Aspekt betrachtet etwas fraglich.

Schreibstil
In dieser Erzählung ist der Schreibstil einfacher gehalten als in "Hiob", dem einzigen anderen Werk von Joseph Roth, den ich bislang gelesen habe. Da ich hier nicht tiefer auf die Interpretation eingehen will, kann ich nur sagen, dass Joseph Roth definitiv heute einfacher zu verstehen ist, als andere Schriftsteller seiner Zeit, deren Formulierungen den Leser des Öfteren zum Nachschlagen zwingen.
Der Stil ist, wie gesagt, klar, leicht zu verstehen, und dennoch äußerst bildhaft und fesselnd. Vermutlich einer der Gründe, weshalb ich die (wenn auch ohnehin recht kurze) Geschichte in einem Rutsch durchgelesen habe.

Inhalt
"Die Legende vom heiligen Trinker" ist witzig und zugleich traurig, hoffnungsvoll und gleichsam aussichtslos.
Dem obdachlose, alkoholabhängige Andreas geschehen innerhalb kürzester Zeit mehrere scheinbare "Wunder". Doch da der Mensch sich leider an solche Wunder gewöhnt, und Andreas trotz seines Vorsatzes, ein rechtschaffender Mann zu sein, dem Alkohol nicht abschwören kann, gerät er zwischendurch immer wieder in Not.
Sein von der Droge gesteuerter Lebenswandel weist traurigerweise diverse Parallelen zum Autor Joseph Roth selbst auf. Als ich in einer anderen Rezension schreib, einige Schriftsteller müssten definitiv Hellseher sein, hatte ich anscheinend Recht, denn auch diese Geschichte hat teilweise einen recht prophetischen Charakter, wenn auch mehr auf den Autor selbst, und nicht auf die Zukunft Europas bezogen.

Fazit
In "Die Legende vom heiligen Trinker" vereint Joseph Roth paradoxerweise Naivität mit Zynismus, Satire mit trauriger Wahrheit und Wortwitz mit einer tragischen Handlung. Und nach Beenden des Buches ist man als Leser wirklich überrascht, dass diese Geschichte auf lediglich 80 Seiten niedergeschrieben steht.
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