Kindersitter gibt es, Haussitter, Hundesitter, warum nicht auch Drachensitter?! Autor Josh Lacey hatte eine einfache wie geniale Idee. Was, wenn man auf einen Drachen aufpassen soll, weil der Onkel gerade in Urlaub fliegt? Genau, Chaos ist vorprogrammiert. „Der Drachensitter“ ist Lesespaß pur. Nicht nur für die Kleinen, auch für die Großen sind Lacher garantiert.
Edward Smith-Pickle, seine Mutter und Schwester Emily haben die Aufgabe, auf einen Drachen aufzupassen vollkommen unterschätzt. Irgendwie fehlt die Pflegeanleitung für das ungestüme, freche Tier. Der Drache setzt Gardinen in Brand, erledigt sein Geschäft auf dem Schlafzimmerteppich, besetzt das Sofa und frisst rund um sich herum. Sogar das arme Kaninchen Mimi. Edward weiß sich keinen anderen Rat mehr, als Onkel Morton zu kontaktieren. Dummerweise antwortet Onkel Morton auf Edwards E-Mails nicht und ist auch telefonisch nicht zu erreichen. So langsam kommt das Edward und seiner Mutter merkwürdig vor.
Selten so gelacht, das ist das Statement zu diesem Buch. Gleich zu Beginn wird man in die Geschichte ohne Einleitung hinein geworfen. Edward schreibt E-Mails an Onkel Morton und erzählt so, was gerade Zuhause los ist. Verzweiflung ist immer wieder herauszulesen. Edward und seine Familie sind ratlos. Der Drache entwickelt sich zu einem riesigen Ärgernis. Garry Parsons’ treffende Illustrationen untermalen die verrückte und sehr amüsante Geschichte. Eigentlich läuft das Kopfkino ganz von alleine los. Jeder kann sich vorstellen, was ein großer Drache in einem normalen Haushalt anrichtet. Fast glaubt man, man hätte selbst einen Drachen im Haus, so lebensnah wird die Geschichte erzählt. Warum ist Onkel Morton nicht in den äußerst dringenden, sich häufenden Drachennotfällen zu erreichen? Hat er sich aus dem Staub gemacht? Durch die auftretenden Fragen entsteht, zusätzlich zu den humorigen Szenen, eine prickelnde Spannung. „Der Drachensitter“ fesselt von der ersten Zeile an und lässt einen bis zum Schluss nicht mehr los. Mit nur 60 Seiten erinnert dieses Buch ein bisschen an die Sketche des Humoristen Loriot. Mit Liebe zum Detail die gewohnte Welt auf den Kopf stellen. Verblüffend einfach ist die Lösung, aber die wird hier natürlich nicht verraten. Für den aufmüpfigen Drachen schlagen Emily und Edward die unterschiedlichsten Namen vor. Wie der Drache wirklich am Ende heißt, erfährt der Leser zum Schluss (Nicht vorblättern!).
Die wunderschöne Covergestaltung fällt sofort ins Auge. Das satte Rot als Hintergrundfarbe lässt den Drachen in seiner viel zu kleinen, mit Brandlöchern übersäten Transportbox wunderbar hervortreten. Der Drache zieht ein grimmiges Gesicht und tut so, als hätte er von Erziehung noch nie etwas gehört. Verdutzt und sprachlos steht Edward daneben. Das Umschlagmotiv stammt ebenfalls von Garry Persons. Witzig, wie sich der Drachenschwanz durchs „E“ von Drachensitter schlängelt. Das Buch ist ein wahres Schmuckstück in jeder Hinsicht. Wer sich wie ich auf Anhieb in dieses Werk des Autors verliebt hat, muss auf Nachschub nicht lange warten. „Der Drachensitter hebt ab“ ist schon im Handel erhältlich. Unter dem Pseudonym Joshua Doder hat Josh Lacey übrigens die Grk-Reihe veröffentlicht. Grk ist ein Hund. Tim findet ihn auf der Straße. Die beiden werden die dicksten Freunde und erleben unglaubliche Abenteuer. An Josh Lacey und seine phantasiereichen Werke kommt man nicht vorbei.