Joshua Ferris erster Roman erhielt den Hemingway Foundation/PEN Award und wurde nominiert für die Shortlist des National Book Award, für seinen dritten Roman gab es 2014 die Auszeichnung mit dem Dylan Thomas Prize und er war auf der Shortlist des Man Booker Prize.
All diese Meriten haben mich ebenso wie der Klappentext neugierig gemacht. Vielleicht lag es an meiner Erwartungshaltung, vielleicht sind Autor und Leserin nicht kompatibel, Ferris Geschichten über Einsamkeit, Verlassensängste und fehlende Kommunikation konnten mich genauso wenig erreichen wie seine beschädigten, teils misanthropischen Charaktere.
Außer Mitleid und Langeweile, wobei zweiteres überwog, lösten sie nichts in mir aus. Sei es die Dinnerparty, die dazu führte, dass eine Frau ihren Mann verlässt, der leitende Angestellte, der aus Einsamkeit und unerwiderter Schwärmerei das Büro der unerreichbar Angebeteten verwüstete, ausgelöst durch die verzweifelt ehrlichen Sprachnachrichten, die er des Nachts auf ihrer Mailbox hinterließ oder die Frau, die verzweifelt die erste neue Frühlingsbrise und damit ein anderes Leben als sie es führt erschnuppert, in Aktionismus ausbricht und ihr Leben hinterfragt, um dann alles beim Alten zu belassen. All diesen Menschen, die sich Gedanken machen um ihr Äußeres, ihre Beziehung, ihr Sein, sie alle auf der Suche nach Sinn, neurotisch und elend so beschreibt sie der Autor und das nicht schlecht, doch man kommt ihnen nicht nahe, gafft kurz in ihr Leben, hakt es ab. Handwerklich gut gemacht ohne Frage, aber blass und trübe liest sich das weg. Es fehlt mir hier der Wunsch innezuhalten, einwirken zu lassen und nachzudenken. So konnte mich „Männer die sich schlecht benehmen“ weder fesseln, noch zum Verweilen einladen und der Humor, die Komik, die sich aus diesen Menschen in Ausnahmesituationen, ergibt ist nicht die meine. Die Geschichte „Leben inmitten von Toten“, in der ein Amerikaner Prag besucht, vom Jetlag klagt und während seiner Stadtführung schwermütige, zynische Gedanken wälzt , in der Betrachtungen darüber was der Kapitalismus der Stadt und ihren Bewohnern angetan hat, fängt meinen Eindruck dieser Kurzgeschichtensammlung mit diesem Zitat ein:
„Die Welt macht – trotz der vielen Helden und Märtyrer – weiter wie gehabt. Stets aufs Neue dieselbe Scheiße. Warum war ich am Morgen überhaupt aufgestanden?“
Dies ist allen von Ferris Charakteren zu eigen. Sie hätten den Tag besser gemütlich im Bett verbracht, lesend, futternd und darüber nachdenkend, was ihnen missfällt, um dieses dann mit neuer Energie zu ändern, sich aufzumachen und offen zu sein für die Schönheiten unserer unperfekten, aber einzigen Welt.
So ist mein Problem mit diesem Buch wohl eher einer grundlegend unterschiedlichen Weltsicht, als jener des Autors zu zuzuordnen. Für andere Leser mögen diese Kurzgeschichten eventuell exakt den richtigen Stups geben um nachzusinnen, sich zu amüsieren und etwas für sich herauszuziehen.