Offensichtlich bedeutet der Titel dieses Werkes, dass es für Amateure oder Hobby-Anleger verfasst wurde. An dieser Ausrichtung kann man jedoch erheblich zweifeln. Was man nämlich für diese Form der Aktienauswahl benötigt, ist viel Zeit, Erfahrung beim Lesen von Berichten und genügend belastbares Informationsmaterial.
Was machen die sogenannten professionellen Anleger, von denen man bei diesem Titel annehmen muss, dass sie ähnlich vorgehen? Große Fond-Gesellschaften beschäftigen ein Heer von Analysten. Gewöhnlich wird man zunächst einmal als Analyst eingestellt und ist dann der Knecht eines Fond-Managers. Dann kriegt man eine Matrix vorgelegt, nach der man aus den Jahres- oder anderen Berichten Zahlen heraussuchen und in diese Matrix eintragen muss. Das sieht sich dann der Manager an und fällt unter anderem danach eine Analageentscheidung.
Im Unterschied zum Amateur fährt er dann allerdings in das Unternehmen und fühlt den dortigen Herrschaften auf den Zahn. Es wäre nämlich nicht das erste Mal, dass ein Bericht nicht die Wirklichkeit spiegelt. Dieser Schritt ist dem Amateur versagt. Er muss sich mit den offiziellen Zahlen abfinden und glauben, was ihm diese Berichte oder andere Sekundär-Informationen (Zeitschriften, Börsenbriefe) zu vermitteln versuchen.
Die Autoren dieses Buches geben ihren Lesern die fünf Schritte (Ideenfindung, Die besten Ideen identifizieren, Geschäftliche und finanzielle Prüfung, Bewertungen und Katalysatoren, Anlageentscheidung und Portfoliomanagement) vor und diskutieren sie an einem Beispiel, das sich durch das ganze Buch zieht. Wenn man das nebenbei machen möchte, braucht man zunächst Berge von Papier oder elektronische Daten, durch die man sich erst einmal wühlen muss, um überhaupt zum zweiten Schritt vorzudringen.
Das allein übersteigt meine Vorstellungen, denn der Aufwand ist erheblich und für einen Amateur, der noch andere Lebensaufgaben zu schultern hat, schlicht nicht machbar. Er wird sich deshalb auf sekundäre Informationen verlassen, um dann vielleicht gleich zum zweiten Schritt überzugehen. Aber auch hier trifft er auf die gleichen Informationslücken. Beispielsweise soll man sich über die Unternehmensleitung informieren. Wie bitte soll denn das belastbar gehen? Ein Fondmanager, der eine bedeutende Investition in ein Unternehmen vorhat, wird mit den Leuten persönlich reden und sie hart befragen. Damit besitzt er Insider-Informationen und persönliche Eindrücke, die ein Amateur niemals erreichen kann.
Kurz gesagt: Diese Methodik ist nicht nur aufwendig, sondern auch illusionär. Es ist viel einfacher in beginnende Trends zu investieren, denn sie sind gewissermaßen die statistisch belastbare Haltung vieler Markteilnehmer und wesentlich leichter zu erkennen als ein Investment, das man erst unter Bergen von Daten finden und dann prüfen muss.
Nichts für Amateure