Rezension zu "Im Schatten der Purpurbuche" von Joel Tan
Wenn ich ein Buch lese, suche ich das Besondere. Ich suche nach interessanten Charakteren, einem außergewöhnlichen Schreibstil, einer faszinierenden Handlung. Bei „Im Schatten der Purpurbuche“ bin ich nicht fündig geworden. Die Rückführungen ins Mittelalter, die die Protagonistin erlebt, geben dem Buch einen Hauch von Übernatürlichem und Spirituellem – aber eben nur einen Hauch, eine Prise. Dabei war das gerade der spannende Aspekt, den man hätte ausbauen können. Ich hab auch nichts dagegen, wenn Autoren über Alltägliches schreiben, nur fällt das hier einfach sehr trivial aus.
Jetzt, da ich das Nachwort der Autorin gelesen habe, wird mir klar, dass sie eigene Jugenderinnerungen eingebaut hat. Das ist menschlich, aber dafür gibt es Tagebücher und Memoiren. Als Leserin ohne emotionalen Bezug zu den Schauplätzen empfand ich die ausführlich beschriebenen Nebensächlichkeiten als der Geschichte nicht zuträglich. Vielleicht bin ich auch einfach nicht Normalo genug für Passagen in denen Freundinnen über Speckröllchen und Problemzonen klönen oder die Protagonistin darüber klagt, wie hässlich sie sich mit Brille findet. Es muss nicht alles ernst sein, aber dann bitte nicht so altbackene und abgedroschene Klischees verwenden, sondern sich vielleicht etwas Pfiffigeres überlegen.
Ein richtig schlechtes Buch ist „Im Schatten der Purpurbuche“ keinesfalls. Die Autorin kann was, aber gerade deshalb fand ich es schade, dass sie sich nicht mehr traut. Denn an Fantasie und Menschenkenntnis scheint es nicht zu hapern, und auch der Schreibstill war geschmeidig.