Rezension zu "Verschwunden" von Gustavo Germano
Man hat in der Regel schonmal davon gehört, dass während der argentinischen Militärdiktatur in den 1970er und 80er Jahren Tausende von Menschen verschwunden sind. Man kennt vielleicht die Großmütter von der Plaza de Mayo, die Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder und Enkelkinder verlangen. Aber was bedeutet das eigentlich: Ein Mensch ist verschwunden?
Der Fotograf Gustavo Germano hat selbst einen Bruder während dieser Zeit verloren. Er hat mit dieser Bildreihe einen Weg gefunden, den Verlust eines geliebten Menschen zu illustrieren, indem er alten Fotos von Verschwundenen jeweils ein aktuelles Bild gegenüberstellt. Alle Personen von früher sind dort wieder abgebildet, teils sogar am selben Ort wie damals – nur fehlt eben jemand, es bleibt eine Lücke. So ist von zwei Schwestern heute nur eine übrig geblieben. Die Freunde haben sich noch einmal so wie früher zusammengesetzt, dieses Mal allerdings sind zwei Plätze leer geblieben. Und wo sich vor Jahrzehnten ein junges Paar gesonnt hat, ist heute nur leerer Strand zu sehen.
Letztlich ist es eine sehr einfache Methode, um zu zeigen: Hier fehlt jemand! Und wahrscheinlich sind diese Fotos auch deswegen so eindrucksvoll geworden.
Einen angemessenen Rahmen geben Texte – Briefe, Gedichte, Interviews – sowie biografische Informationen zu den Verschwundenen.