Cover des Buches In geheimer Mission (ISBN: 9783868832907)
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Rezension zu In geheimer Mission von Judith Grohmann

Wenig Exklusives. Doch wen wundert das?

von Dr_M vor 9 Jahren

Rezension

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Dr_Mvor 9 Jahren
Wenn man naiv genug ist, wird man vielleicht glauben, dass in diesem Buch irgendwelche Geheimnisse enthüllt werden. Aber natürlich geschieht das nicht. Stattdessen schildert die Autorin kritiklos und recht allgemein die verschiedensten bekannten und weniger bekannten Einsätze von Eliteeinheiten der Polizei in verschiedenen Staaten.

Das Vorwort zu diesem Buch stammt aus der Presseabteilung des UN-Generalsekretärs Ban Ki-Moon und ist von ihm unterzeichnet. Diese wenigstens mich etwas verwirrende Tatsache wird anschließend noch durch die Autorin verstärkt. Sie behauptet nämlich in "Ein paar Gedanken zu Beginn", dass Terror "die neue Form des Krieges" sei. Der bestimmte Artikel "die" soll bedeuten: "Der Krieg von einst mutiert heute immer mehr zum Terrorwahnsinn."

Über diese eigenwillige Behauptung kann man sicher streiten. Immerhin denkt man nach solch einer Einleitung, dass man nun etwas über Anti-Terror-Einheiten und ihre Einsätze zu lesen bekommt. Doch das erweist sich als Irrtum. Vielmehr schildert die Autorin anschließend mehrheitlich Einsätze von Spezialkräften bei der Verbrechensbekämpfung. Sie bleibt dabei leider auf dem Niveau der Boulevard-Presse stecken.

Politische Zusammenhänge oder gar kritische Fragen sucht man in diesem Buch leider vergebens. Anlass dazu gäbe es jedoch genug. Beispielsweise schildert die Autorin, wie Spezialeinheiten aus Deutschland mit mehreren Flugzeugen und kompletter Ausrüstung einschließlich Hubschraubern nach Kenia verlegt wurden, um ein Containerschiff einer deutschen Reederei von somalischen Piraten zu befreien.

Dieser Einsatz wurde abgebrochen, weil er sich komischerweise erst vor Ort als aussichtslos entpuppte. Da bemerkte man nämlich unter anderem, dass anfliegende Hubschrauber Geräusche machen, die die Piraten warnen könnten. Anscheinend gab es keinen durchdachten und wirkungsvollen Einsatzplan, weil man in Wahrheit auf eine solche Situation überhaupt nicht vorbereitet war. Auf den Gedanken, dass man sich damit ziemlich lächerlich gemacht hat, kommt die Autorin nicht.

Unabhängig davon stellt sich doch hier auch die Frage, wieso eigentlich die UNO oder die von Piraterie betroffenen Staaten nicht in der Lage sind, dieses Problem grundsätzlich zu lösen. Aber solche Fragen diskutiert die Autorin nirgendwo in diesem Buch. Dazu ist sie zu fasziniert von diesen geheimen Truppenteilen.

Um es kurz zu machen: Der Text erweist sich nicht nur als seltsam unkritisch, sondern auch als oberflächlich. Das ist aber, wenigstens was die Spezialeinheiten anbelangt, kein großes Wunder, denn wie geheim wären sie noch, wenn man ihre Geheimnisse in einem Buch nachlesen könnte?

Allein die Schilderungen der einzelnen Einsätze mögen vielleicht für den einen oder anderen Leser von gewissem Interesse sein, aber auch sie verraten am Ende natürlich nichts, was nicht ohnehin schon bekannt gewesen wäre. Nur in einen Buch fand man diese zusammengefassten Berichte eben noch nicht. Der Text liest sich abgesehen von ständigen Sprüngen in der Zeitform recht gut. Er ist auch eigentlich kürzer als man denkt, denn der Zeilenabstand entspricht dem von Jugendbüchern.
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