Cover des Buches Aller Liebe Anfang (ISBN: 9783844516159)
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Rezension zu Aller Liebe Anfang von Judith Hermann

Spuren von Liebe

von Ginevra vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Spannendes Gefühlsdrama

Rezension

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Ginevravor 10 Jahren
Stella ist eine junge Mutter, die fast immer alleine ist: ihr Mann Jason ist tagelang auf Baustellen unterwegs, die kleine Tochter Ava geht in den Kindergarten. So steht Stella oft am Fenster ihres kleinen Vorstadthauses und hängt sie ihren Gedanken nach. Zu Nachbarn hat man in ihrer Gegend fast keinen Kontakt. Umso erstaunter ist sie, als plötzlich ein Fremder an ihrer Türe klingelt und sie um ein Gespräch bittet. Schockiert lehnt sie ab, doch der Typ kommt immer wieder: jeden Tag, zur selben Zeit. Oft hinterlässt er Spuren im Briefkasten: rätselhafte Briefe, Fotos.

Stella fühlt sich verfolgt und bedroht, aber auch tief in ihrem Inneren berührt: was ist das für ein Mensch, der so von ihr besessen ist? Wie hat seine Liebe zu ihr angefangen? Wie fängt Liebe überhaupt an?
Viele Erinnerungen werden in Stella wach, sie beginnt, ihre Ehe, ihre familiären und ihre beruflichen Kontakte genauer zu betrachten, nach Spuren von Liebe zu suchen.

Die Berliner Autorin Judith Herrmann, geb. 1970, schreibt seit 1998 erfolgreiche Romane und Kurzgeschichten. Sie erhielt u.a. den Kleist-Preis sowie den Friedrich-Hölderlin-Preis für Literatur.

Mich hat diese Geschichte sehr bewegt, da ich mich mit Stella sehr gut identifizieren konnte. Ihre Gefühle und Gedanken werden einfühlsam und meist im "Bewußtseinsstrom" wiedergegeben, und das in einer einfachen, poetischen Sprache. Auch die Beziehung zu ihrem pragmatischen, überarbeiteten Mann Jason wird vielschichtig dargestellt. Stella pflegt alte Menschen, zu einigen hat sich ein sehr persönlicher Kontakt entwickelt, den die Autorin ganz wunderbar beschreibt. Bis zum Ende steigert sich die Spannung, und eine dramatische Eskalation bleibt nicht aus.

Einen Punkt Abzug gibt es für die Hörbuch-Version, die von der Autorin selbst gelesen wird. Erstens ist diese viel zu leise aufgenommen - in der U-Bahn oder im Bus kaum zu verstehen.
Zweitens liest Frau Herrmann das Buch viiiiel zu schnell, fast hastig, in einem gleichbleibenden, schwebenden Tonfall, was mich manchmal richtig ärgerte, weil mir keine Zeit zum Mit-Fühlen blieb. Ich hätte mir für diesen wunderbar poetischen Roman eine ruhigere, langsamere, modulierende Lesart gewünscht.

Ansonsten ein tolles, gefühlvolles, empfehlenswertes 5 Sterne- Buch! Aber leider nur 4 von 5 Sternen für die Hörbuchversion.
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