Judith Keller

 3,1 Sterne bei 7 Bewertungen
Autor*in von Wilde Manöver, Ein Tag für alle und weiteren Büchern.

Lebenslauf

1985 in Lachen in der Schweiz geboren, lebt in Zürich. Sie hat Literarisches Schreiben in Leipzig und Biel sowie Deutsch als Fremdsprache in Berlin und Bogotá studiert und war Redakteurin der Literaturzeitschrift EDIT. Für den Erzählungsband "Die Fragwürdigen" wurde Judith Keller mit Anerkennungspreisen von Stadt und Kanton Zürich ausgezeichnet.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Judith Keller

Cover des Buches Wilde Manöver (ISBN: 9783630877433)

Wilde Manöver

(7)
Erschienen am 13.09.2023
Cover des Buches Die Fragwürdigen (ISBN: 9783442773770)

Die Fragwürdigen

(0)
Erschienen am 14.02.2024
Cover des Buches Ein Tag für alle (ISBN: 9783038532040)

Ein Tag für alle

(0)
Erschienen am 28.08.2024
Cover des Buches Oder? (ISBN: 9783038531111)

Oder?

(0)
Erschienen am 01.04.2021

Neue Rezensionen zu Judith Keller

Cover des Buches Wilde Manöver (ISBN: 9783630877433)
Vonnyss avatar

Rezension zu "Wilde Manöver" von Judith Keller

Vonnys
Kein roter Faden

Das Buch

„Muna" von Terézia Mora hat mir unglaublicher gut gefallen und beschäftigt mich immer noch. Muna wächst in der DDR auf, ihr Vater stirbt als sie noch ein kleines Mädchen ist und so muss sie mit ihrer alkoholkranken Mutter allein aufwachsen. Die Mutter ist Schauspielerin am Theater und versucht kurz vor Munas 18. Geburtstag sich das Leben zu nehmen. Muna beschließt ihr Leben nun selbst in die Hand zu nehmen und ihrer Mutter den Rücken zu kehren. Kurz vor dem Abitur lernt sie, bei einem Zeitungspraktikum den viel älteren Magnus kennen. Sie verliebt sich obsessionsartig in ihn und verbringt eine Nacht mit ihm.

Darauf hin verschwindet Magnus in den Westen und Muna verzweifelt fast an der Suche nach ihm.

Die junge Frau schafft es aber ihren Weg zu gehen, sie studiert Literatur geht nach London und später nach Wien zur Promotion. Sie hält sich mit verschiedenen schlecht bezahlten Jobs uber Wasser.

Einige Männer kreuzen unglücklich ihren Weg, doch sind es starke intelligente Frauen, die sie faszinieren. Dann trifft sie nach acht Jahren Magnus wieder und eine überaus unglückliche Beziehung entwickelt sich verheerend.

Magnus halt Muna auf emotionalen Abstand und fangt später auch an sie zu schlagen. Muna ist so emotional abhängig von diesem narzistischen Menschen, das man als Leser gern einschreiten würde und die junge Frau wachrütteln möchte. Die intelligente und eigentlich lebenslustige Frau verkommt immer mehr und es dauert unwahrscheinlich Lange bis eine Wendung erfolgt. Muna ist mir als Protagonistin sehr ans Herz gewachsen und ich habe so mitgefiebert und gehofft, dass sie es schafft sich von diesem Mann zu trennen. Das Buch ist so gut geschrieben, die Autorin hat einen superschönen Erzählstil, z.B. sind einige Textzeilen durchgestrichen, was „verbotene" Gedanken darstellen soll. Ein sehr schönes Buch und eine klare Empfehlung von mir. Danke an das Bloggerportal.#bookstagram 

Cover des Buches Wilde Manöver (ISBN: 9783630877433)
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Rezension zu "Wilde Manöver" von Judith Keller

schmoekerstunde
Verworrene Geschichte

Ein vielversprechender Titel und ein kreativer Klappentext versprach eine aufregende Reise in eine Welt voller Abenteuer. Leider entpuppte sich das Buch als eine Mischung aus überdrehten Situationen und verwirrenden Handlungen.
Die Versuche, eine Verbindung zwischen den Ereignissen herzustellen, wirken total erzwungen. Die Handlungen führen zu immer absurderen Situationen und verlieren jegliche Glaubwürdigkeit. Leider bleiben auch die Charaktere flach, was es schwer macht, sich mit ihnen zu identifizieren. Der Leser wird stattdessen mit einem unzusammenhängenden Sammelsurium von skurrilen Ereignissen konfrontiert. Die überdrehten und verwirrenden Elemente lenken von einer sinnvollen Geschichte ab.
Danke an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Buches.

Cover des Buches Wilde Manöver (ISBN: 9783630877433)
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Rezension zu "Wilde Manöver" von Judith Keller

KirstenWilczek
Lachen, bis einem die Tränen kommen

Man stelle sich vor, Carolin Kebekus (in der „far from ordinary“- Edition) und Hazel Brugger (Dada inspiriert) haben sich die Genre Chick-Lit und New Adult vorgeknöpft und eine Parodie darauf geschrieben – aber mit Meta-Ebene. Dann kommen Sie beim Lesen aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ein Lachen, das im Halse steckenbleibt.

Worum geht’s? Vera und Peli machen Zürich unsicher. Sie werden beschuldigt, Autos, Drogen und Deko-Figuren aus Gärten geklaut, Menschen verprügelt und ein Feld angezündet zu haben. In den Vernehmungen macht Vera ausführlichste Angaben. Sie leugnet oder präsentiert haarsträubende Erklärungen, warum sie und Peli so handeln mussten.

Die Haupthandlung spielt im Jahre 2025. Seither ist die Welt in Auflösung. Menschen und Dinge verschwinden. 2098 werden u.a. die Vernehmungsprotokolle wiedergefunden. Nun soll eine Gruppe von Forschern des Instituts für Frühgeschichte / Sozialwissenschaften die Dokumente auswerten und herausfinden, ob die Geschehnisse aus 2025 der Beginn für das Phänomen sein könnten, dass Bahnhöfe, Tiere aus dem Zoo, Flughäfen etc. verschwinden und anderswo wiederauftauchen. Oder verschwunden bleiben.

Das ungelenke, aber um selbstvergewissernde Bedeutung ringende Fabulieren der Protagonistin Vera Savakis, das über die Nachahmung einer Reflektion nicht hinauskommt, sogar Binsenweisheiten entstellt; ihr sinnfreies Aufladen von selbstdefinierten Zeichen mit einem übergeordneten Sinn; das Durcheinandertal von nacherzählten Details, die Vera in einen alternativen Bezug zum ursprünglichen setzt – all das kann sich sogar mit Monty Python messen. Hier scheint ein Mensch nicht mehr „wichtig von unwichtig“ unterscheiden zu können, sondern sucht in allem Sinn und Zusammenhänge. Und das mit lädiertem Sprachvermögen. Zeitformen, Erzählperspektiven, Bilder – vieles knapp daneben bis ziemlich krass vorbei. Das so durchgezogen zu haben – Respekt an die Autorin.

Pröbchen? Bitte: „Noch etwas anderes stach uns ins Auge: Keine zwei Kräne zeigten in die gleiche Richtung. Vielmehr schienen sie in alle Richtungen zu deuten, die es gab. Das kommt höchstens alle tausend Jahre einmal vor, raunte Peli andächtig.“ Oder: „Dieser Park hat mir immer schon gefallen. Etwas Präriehaftes geht von ihm aus. Lange, wilde Treppenstufen, auf denen tagsüber Leute sitzen, […], führen hoch zur Universität Irchel, die in Form verschiedener Gebäude da herumsteht.“ Last but not least: „Aber gut oder schlecht – waren das nicht überwundene Maßstäbe? Schließlich wollten wir ja hinüber, weit hinüber, und eigentlich auch durch.“

Vera Savakis begreift die Wirklichkeit nicht (mehr). Sie kann sie jedenfalls nicht mit ihrer Sprache präzise abbilden. 1984 von George Orwell lässt grüßen. Nur, dass die Worte in „Wilde Manöver“ nicht kontingentiert werden, sondern als unendliches, sich selbst entwertendes Geschwätz daherkommen. Und mit dem Unterschied, dass Big Brother wir alle in der digitalen Gesellschaft sind. Die befindet sich mitten in einer kognitiven Apokalypse, wenn man der Analyse von Gérald Bronner vertrauen darf. Vera Savakis würde allerdings Bronners Erkenntnisse lediglich als Angebot zur Deutung verstehen, wenn sie sich vor lauter Zeichensuche überhaupt damit auseinandersetzte …

Man kann „Wilde Manöver“ als beißende Zeitkritik verstehen. Tabus gibt es nicht mehr. Regeln gelten nur für den, der daran glaubt. Die Wahrheit wurde geghostet. Sprachvermögen entwickelt sich zurück. Die Aufklärung hat sich vertschüssisiert. Rationelles Denken, wenn es überhaupt noch funktioniert, behindert jetzt die neuen Strukturen des digital gesteuerten Ichs und die Freiräume seiner Selbstentfaltung. Das hat auch was Trumpitisches (die fortgesetzte Lüge gerinnt zur Heldenwahrheit).

Man kann „wilde Manöver“ als Dystopie lesen. Die Wirklichkeit löst sich in der digitalen Welt auf. Und mit ihr die Wahrheit. Wenn die Menschen nur noch in ihr Smartphone glotzen und in ihrer Blase leben, dann kann der Bahnhof in Zürich auch demnächst im Indischen Ozean verortet sein. Und Menschen, die gelebt haben, werden digital ausgeixt, so als hätte es sie nie gegeben. Macht Putin doch gerade auch mit der Stalin-Ära und den Millionen Opfern der Diktatur, indem er u.a. die Organisation MEMORIAL verboten hat, die sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Verbrechen zu dokumentieren.

Man kann den Roman auch als Road Movie lesen mit Anarcho-Protagonistinnen in Till-Eulenspiegel-Tradition, die sich dem Mainstream-Weltverständnis entziehen; für die Wahrheit auch bloß eine Geschichte ist, die man glauben oder neu zusammensetzen kann. Sie tun alles, was ihnen in den Sinn kommt, sei es noch so sinnfrei oder in den Augen Dritter eine kriminelle Handlung. Legal, illegal - in solchen Kategorien denken sie nicht. Waren die Opfer doch einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Vera und Peli scheinen ihr ganzes Leben an jenem Ort verbracht zu haben, „weil die Zukunft nicht landen konnte.“ Aber jetzt machen sie einfach mal was, Hauptsache neu. Dem Ganzen kann man ja nachher einen Sinn geben, so Vera in der Vernehmung. Blöd nur,  dass sie sich in der Wirklichkeit befinden, die nie im richtigen Augenblick aufhört, wie dann kurz mal als Erkenntnis aufblitzt, um dann im nächsten Wortschwall unterzugehen.

Es gibt viele Interpretationsfäden, die Judith Keller zum Weiterspinnen ausrollt. Ob ich jetzt den roten Faden gefunden habe, weiß ich nicht. Aber so ist das mit den Lesenden. Die lesen ein Buch einfach so, wie sie wollen. Ich eben so.

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