Cover des Buches Loreley singt nicht mehr (ISBN: 9783426508640)
Gospelsingers avatar
Rezension zu Loreley singt nicht mehr von Judith Merchant

Rezension zu "Loreley singt nicht mehr" von Judith Merchant

von Gospelsinger vor 12 Jahren

Rezension

Gospelsingers avatar
Gospelsingervor 12 Jahren
Mütter sind unterschiedlich. Sehr unterschiedlich. So auch die Nachbarinnen und Freundinnen Juli und Marla. Während bei Juli Bullerbü-Atmosphäre mit drei Kindern herrscht, parkt Marla ihre Tochter vor dem Fernseher. Juli backt Kuchen, achtet auf gesunde Ernährung, benutzt keine elektrischen Haushaltsgeräte, und macht die Kinder zum Mittelpunkt ihrer Existenz. Marla bekommt es nicht einmal hin, einkaufen zu gehen, ohne gleich einen paralysierenden Panikanfall zu bekommen. Sie hat panische Angst vor Wasser. Als Marlas Mann beim Aalangeln eine Leiche am Haken hat, bricht Marlas Trauma wieder hervor. Denn dies ist nicht die erste Wasserleiche in ihrem Leben. Vor vier Jahren ist ihr Sohn im Rhein ertrunken und ausgerechnet sein Vater findet jetzt den Toten im Rhein. Zufall? Kommissar Jan Seidel aus Königswinter hat einen kniffeligen Fall am Hals. Nicht nur, weil die gefundene Leiche an vielen Punkten ihres Körpers seltsam leuchtete, sondern auch, weil der der Tote ein Verwandter der Nachbarsfamilie ist. Zufall? Der Fall scheint seine Wurzeln in der Vergangenheit zu haben, und es gibt ein wahres Knäuel von Verbindungen zwischen den Beteiligten. Und auch die Loreley ist beteiligt, denn laut Auskunft seiner Witwe wollte der Tote die Loreley besuchen. Nebenbei geht es bei diesem Fall immer wieder um das Thema Kinder und um Mutterbilder, denn die Bilderbuchidylle in Julis Familie bringt Jans Kollegin Elena Vogt auf die feministische Palme. Das Thema Kinder beschäftigt Jan ausgerechnet jetzt auch privat. So sehr, dass er in einem Verhör sogar behauptet, Vater einer kleinen Tochter zu sein. Zum Glück schaltet sich seine Großmutter Edith wieder in die Ermittlungen ein. Auch diesmal führt die Tatsache, dass sie einmal Buchhändlerin war und deshalb Situationen, die mit Büchern zu tun haben, gut einschätzen kann, dazu, dass ihr Enkel Jan auf die richtige Spur gelenkt wird. Nach vielen überraschenden Wendungen ist der Fall gelöst, aber das Buch hat noch ein zweites, verstörendes Ende. Denn wie der Anfang ist auch der Schluss des Buches aus der Sicht von Vater Rhein geschildert. Und der hat seine ganz eigenen Interessen. Nachdem mir ihr erstes Buch schon gut gefallen hat, finde ich, dass die Autorin sich jetzt noch steigern konnte. Die Charaktere haben noch mehr Profil bekommen, und sie werden psychologisch einfühlsam beschrieben. Das gilt besonders für die Figuren Juli und Marla. Auch der Schreibstil, mit dem die Autorin es schafft, trotz leiser Töne den Spannungsbogen zu halten, gefiel mir gut. Selbst Nebenstränge der Handlung, wie beispielsweise das Aalangeln, sind plastisch und sorgfältig beschrieben. Ich finde die Idee, die Krimihandlung mit den deutschen Sagenstoffen zu verbinden, sehr gelungen umgesetzt und freue mich auf das nächste Buch dieser Reihe. Und wenn ich mal wieder am Rhein sein sollte, werde ich aufpassen, ihm nicht zu nahe zu kommen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks