Dionne und ihr älterer Bruder Lyon sind unzertrennlich. Er fühlt sich dazu verpflichtet, seiner kleinen Schwester beizustehen, da sie von den Eltern benachteiligt wird – Lyon hat immerhin seit seiner Geburt ein Herzleiden. Als Dionne erfährt, dass ihre beste Freundin Shikku sich für Lyon interessiert, ist sie Feuer und Flamme und versucht, die beiden zu verkuppeln, was ihr auch gelingt, doch dann geschieht das Unfassbare: Lyon hat einen tödlichen Unfall und lässt seine kleine Schwester allein zurück.
Wenn ich bedenke, wie lange ich den Manga schon besitze und wie oft ich ihn eigentlich schon gelesen habe, ohne mich eigentlich genauer damit zu beschäftigen, muss ich schon sagen, dass es immer wieder faszinierend ist, welche Kleinigkeiten man so übersieht und vor allem welche Kommentare im Allgemeinen so dazu kommen. Aber der Reihe nach.
Das Cover ist meines Empfindens nach unglaublich hübsch gezeichnet, auch wenn es schwer ist, den Gesichtsausdruck des Mädchens zu identifizieren. Aus der Nähe kann man allerdings besser erkennen, dass sie traurig sein muss, auch wenn das nur geringfügig in den Zügen ersichtlich wird. Die Details der Zeichnung gefallen mir sehr gut – man kann einfach erkennen, dass die Zeichnerin sich Mühe gegeben hat, auch bei der Colorierung. Gut, es ist halt in Flieder und Lila gehalten und die Blümchen an der Seite sind auch sehr mädchenhaft, aber es ist ein Shoujo – da ist das genehmigt.
Schön finde ich auch, dass Park die ersten einführenden Seiten und das Inhaltsverzeichnis ebenfalls coloriert und auf einem glänzenden Papier gedruckt hat. Man bekommt einen realistischeren Eindruck von den Charakteren, sieht sie mal in Farbe und kann ihren Stil und dadurch auch ein bisschen ihren Charakter besser erkennen. Außerdem hebt sich so die Vorgeschichte ein bisschen von der eigentlichen Handlung ab. Man erhält darin einen ersten kleinen Einblick in das Denken Dionnes und was den Leser erwartet. Im Großen und Ganzen sind die colorierten Bilder wirklich gut, besonders die von Dionne sind toll, wobei mir das Inhaltsverzeichnis mit Shikku fast noch besser gefallen hat – zumal Shikku so einen düsteren Touch hat. Nur das eine Bild, das das erste Kapitel einläutet hat mir jetzt nicht so sonderlich gefallen, aber das liegt vermutlich im Auge des Betrachters. Im Vergleich zu Dionne empfand ich diese irgendwie als unreif und unvollständig.
Der Übergang zu den Schwarz-Weiß-Zeichnungen ist so ziemlich perfekt gewählt: Dionne wacht aus einem Traum auf, der coloriert dargestellt war. Mit dem Wechsel von Farbe auf Graustufen muss ich aber sagen, dass die Qualität der Zeichnungen etwas abnimmt. Die Details gehen teilweise verloren und manchmal scheint mir etwas zu fehlen. Trotzdem hält Park einen Standard, der ansprechend ist und sie hält sich soweit an die meisten Regeln bezüglich des Zeichnens. Süß, aber gleichzeitig auch ein bisschen irritierend finde ich teilweise ihre Kommentare mitten im Manga, in denen sie ihre Schwächen aufzeigt und entschuldigt. Die stören einfach irgendwo den Lesefluss und sind teilweise vor allem überhaupt nicht nachvollziehbar.
Bei der Geschichte… Ich habe unterschiedliche Meinungen gelesen. Manche meinen, die Story ist flach und lahm – andere sind begeistert und empfinden sie als emotional. Die meisten sind sich aber in einer Sache einig: das Ende ist doof. Dystopia ist ein Oneshot, der eine Fortsetzung offen lässt. Ob je eine folgen wird wage ich zu bezweifeln, weil es jetzt doch auch schon zehn Jahre her ist, dass der Manga erschienen ist – und das ist ein bisschen schade, denn man fühl sich irgendwie ein bisschen erschlagen, wenn man das Ende so liest. Absoluter Cliffhanger, mit dem man absolut nichts anfangen kann. Aber auch vorher schon hat die Geschichte so den ein oder anderen kleinen Tiefpunkt. Alles geht mir viel zu schnell und ich hätte mir irgendwie lieber gewünscht, dass man mehrere Bände macht und dem Ganzen ein bisschen Zeit gibt. Emotional? Ja. Das schon. Ich kann Dionne gut verstehen und mich in sie hineinversetzen. Aber irgendwie bekommt man gar nicht so richtig die Zeit, sich genauer mit den Gefühlen der Charaktere zu befassen. Außerdem ist alles eben sehr einseitig erzählt und gibt einem kaum die Chance, sich mit allen wirklich zu befassen.
Befasst man sich am Ende der Geschichte mit dem Titel des Mangas kommt man doch ein bisschen ins Grübeln. Laut wiki ist eine Dystopie “eine fiktionale, in der Zukunft spielende Erzählung mit oftmals negativem Ausgang” (Quelle: wiki). Fiktional – auf jeden Fall, auch wenn es in vielen Teilen real erscheint. Negativer Ausgang – weitestgehend auch, wobei das richtige Ende ja irgendwo eine Versöhnung darstellt und der Versuch, etwas aus der Situation zu machen, das eben nicht negativ ist. Aber in der Zukunft? Ich meine, man bekommt gleich am Anfang von Dionne selbst gesagt, dass sie ihre Geschichte erzählt, sie stellt also selbst einen Vergangenheitsbezug her. Das einzig Zukunftsweisende ist das (erfolgreiche) Klonen eines Menschen. Naja – wenigstens passt der Nebentitel so in etwa – immerhin verliebt sich Lyon im letzten Moment vor seinem Unfall in Shikku und Dionne kann sich am Ende auch mit Gabriel abfinden.
Eine weitere sehr große Frage die ich mir stelle ist: Wer zur Hölle ist Raiden Crowfield?!?!? Also ich fand es wirklich toll, das Park vor jedem Kapitel eine Figur des Mangas vorgestellt hat mit einem Bild und einigen körperlichen Merkmalen, aber nirgendwo kommt ein Typ vor, der so heißt – im ganzen Manga nicht! Wäre natürlich auch wieder ein Hinweis auf eine mögliche Fortsetzung, die vermutlich nie existieren wird, aber sowas ist irgendwie doch sehr ungeschickt.
Ich kann mich erinnern, dass ich früher mehr in dem Manga gesehen habe. Vielleicht bin ich inzwischen zu alt dafür und die Geschichte einfach nicht für Leute in meinem Alter ausgelegt, aber er kam mir einfach nicht mehr so emotional rüber, wie ich dachte. Er ist nicht grundsätzlich schwach – die Zeichnungen sind ganz hübsch, wenn auch manchmal ein bisschen undetailiert, und auch die Grundstory hat etwas – aber alles in allem ging mir alles ein bisschen zu schnell. Für Teenager ist der Manga bestimmt eine ganz tolle Sache und für die kann ich ihn auch wirklich empfehlen; mit dem Alter ist man leider nicht mehr ganz so empfänglich dafür.