Judith Rossner

 3,6 Sterne bei 11 Bewertungen
Autor*in von Anitas Tochter, Auf der Suche nach Mr. Goodbar und weiteren Büchern.

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Cover des Buches Auf der Suche nach Mr. Goodbar (ISBN: 9783404144686)
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Rezension zu "Auf der Suche nach Mr. Goodbar" von Judith Rossner

Angelsammy
So schnell kann es aus sein!

Man kennt das Ende schon zu Anfang. Aber das macht gar nichts, weil!dieses Buch kein Krimi oder Thriller ist. 

Theresa Dunn aus New York, Lehrerin, wurde ermordet - von Gary White. Die Polizei hat ihn. Er gesteht. Er brachte sie aus einem relativ nichtigen Anlaß um. Wie konnte es soweit kommen?

Das Buch springt dann zurück, schildert Theresas Biographie. Vom Kindsein bis zum gewaltsamen Tod. 

Sie ist schon seelisch geschädigt durch Traumata als sie das College besucht. Naiv oder hungrig nach Liebe und Anerkennung beginnt sie eine vier Jahre währende Affäre mit einem gebundenen, unsympathischen Professor. Er beendet diese dann schlagartig.

Theresa ist durch den Wind, hat kein Glück mit Männern. Dann eben One Night - Stands? Meistens jedenfalls. Sie zieht von Bar zu Bar, um Männer abzuschleppen, bis sie fatalerweise den Falschen mit zu sich nach Hause nimmt ...

Das ist ein sehr gelungenes Psychogramm einer Frau, die ihre Verletzungen durch wahllosen Sex überkompensiert. ( was auf Männer genauso zutrifft, die das exzessiv betreiben ). 

Sie ist eine intelligente, warmherzige Frau, deren Verhalten man zwar nicht immer nachvollziehen, aber verstehen kann. Sie ist "tagsüber" als Lehrerin sogar unnahbar, fast bieder wirkend, bis sie des abends in ihre zweite Rolle schlüpft, als "Vamp". 

Es ist klar, daß es bei ihr nicht nur um Sex geht. Kurzfristig Spaß, ja, aber dann eine Leere, ein tiefes Loch. ( Männer fühlen vergleichbar gewiß nicht anders; hohl und leer ). Für eine Weile mag das toll sein und eine Selbstbestätigung, aber langfristig fehlt eben doch eine Art von Bindung.

Es ist durchaus möglich, daß der Shock, den sie durch den Professor erlitt, ihr derart zusetzte, daß sie ab dann Beziehungen generell mißtraut und durch die lockere Unverbindlichkeit sich zu nichts verpflichtet sieht.

Das Buch ist von 1975 und atmet den 70s - Zeitgeist, ist aber zugleich eine zeitlose, lyrische Elegie auf die Wunden, die wir uns gegenseitig schlagen und die Vergänglichkeit, die sehr abrupt und selbstredend irreversibel erfolgen kann. 

Judith Rossner bleibt moralisch neutral Theresa Dunn gegenüber. Sie urteilt nie, sondern rekapituliert die erschütternde Geschichte eines zu früh beendeten Lebens. Sie überläßt es klugerweise ihren Lesern ein ureigenes Fazit zu ziehen. 

Melancholisch, betroffen machend, wenn man Theresas Weg der Selbstzerstörung literarisch mitverfolgt bis zum bitteren Ende, emotional und unvergeßlich.

Verfilmt mit Diane Keaton, Tom Berenger und Richard Gere. Kongenial umgesetzt! Beim Ansehen der Mordszene des Filmes war Stephen Kings Frau so getroffen, daß sie sich erbrechen mußte. )

Cover des Buches Auf der Suche nach Mr. Goodbar (ISBN: 9783404144686)
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Rezension zu "Auf der Suche nach Mr. Goodbar" von Judith Rossner

Wortklauber
Rezension zu "Auf der Suche nach Mr. Goodbar" von Judith Rossner

Der 1975 erschienene Roman beginnt mit einem Mordgeständnis: Gary Cooper White gesteht den Mord an einer Frau namens Theresa Dunn. Diese hatte bis dahin das unauffällige Dasein einer Lehrerin in New York geführt.
Rossner rollt das Leben der Theresa Dunn von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tod auf. Durch erlittene Wunden körperlicher und seelischer Art geprägt, wird sie im College die Geliebte eines umschwärmten, zynischen, verheirateten Professors. Nach vier Jahren beendet er das Verhältnis von einem Tag auf den anderen. Theresa bleibt geschockt und wie betäubt zurück. Nach etwas, das man heute One-Night-Stand nennen würde und einer unerwiderten Liebe für den von ihrer Schwester sitzengelassenen Ehemann, beginnt sie, Männer in Bars aufzureißen - daher auch der Titel: "Mr. Goodbar" ist der Name einer solchen Bar. Für eine Nacht, für eine Woche; jedenfalls nicht für mehr. Und in einer Bar lernt sie schließlich auch den Mann kennen, der ihr Mörder werden soll …

"Auf der Suche nach Mr. Goodbar" wird im Klappentext als "einer der großen amerikanischen Romanerfolge, der von der Kritik auch als eine bedeutende literarische Leistung gerühmt wurde" bezeichnet. Selten habe ein Roman "die Stimmung einer Zeit und das Lebensgefühl jener in der Masse vereinsamten Frauen so überzeugend und mit einem so unbestechlichen Blick erfaßt." … Judith Rossners Buch sei "realistisch und poetisch zugleich, voller Intelligenz und Humor, voller Wärme und Trauer."

Ein sattes Vierteljahrhundert später gelesen (der Roman wurde mit Diane Keaton und Richard Gere verfilmt), hat er mir immer noch Spaß gemacht. Er ist spannend, man "leidet mit", will wissen, wie es weiter geht, er ist gut geschrieben, ohne Betroffenheitskitsch.
Natürlich: Mehr als 30 Jahre später schüttelt man auch immer mal wieder den Kopf über "damalige" Ansichten und Einstellungen zur Sexualität, wundert sich, daß eigentlich so wenige Jahre doch so viel ändern können.
Oder hat sich gar nicht sooo viel geändert? Schon gar nicht im eher prüden Amerika?

Ein Frauenbuch? Mag sein … Aber durchaus auch von Männern zu lesen ;-)!

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