Rezension zu "Eine neue Geschichte der deutschen Literatur" von David Wellbery
Schon im Jahr 2007 zum ersten auf Deutsch bei Berlin University Press erschienen, erscheint die von David E. Wellbery herausgegeben „Neue Geschichte der deutschen Literatur“ nun in einer Lizenzausgabe bei Lambert Schneider.
Ein silbern eingebundenes Buch mit Lexikon-Charakter – und doch ein wirklich spannendes Projekt. David E. Wellbery schildert als Herausgeber im Vorwort das Konzept: Literaturgeschichte in Literaturgeschichten. Hier findet man keine Gattungen oder Epochen als Kapitelüberschriften – es sind rund 110 Beiträge verschiedener Autorinnen, die unter einem Datum, dem Datum eines Werks oder Ereignisses, einen Essay zu eben diesem Werk, seiner Autorin, den Umständen der Entstehung oder zur Bedeutung des Einzelwerks in seinem Kontext bieten. So kommen rund 1150 spannende Seiten zusammen.
Den Beginn jeden Beitrags markiert eine Jahreszahl mit einem Satz, z. B.:
9. November 1989 Der Fall der Mauer führt zu einer neuen Form des Gedenkens
Nicht unbedingt eine Überschrift, die man in einer Literaturgeschichte erwartet, oder?
Am Ende folgt dann nach dem Autorenamen ein ausführlicher bibliographischer Hinweis, kursiv gesetzt. Kein Buch, um es von vorn bis hinten zu lesen, aber eine wirklich spannende Fundgrube, denn neben eher unbekannten Autorinnen kommen auch eher unbekanntere Werke zu ihrem Recht.
Die Essays sind von unterschiedlichem Stil – mal sehr wissenschaftlich, mit Fachvokabular und elaborierten Sätzen, mal eher “essayistisch” locker – doch alle setzen literarische oder literaturhistorische Vorkenntnis und Interesse an der Sache voraus, ja auch historische Kenntnisse schaden nicht.