Rezension zu "Queer*Welten 10-2023" von Judith Vogt
"QueerWelten 10-2023" präsentiert eine fesselnde Auswahl an Kurzgeschichten, Essays und Gedichten, die die Leserinnen in unterschiedlichste Welten entführen. Die Jubiläumsausgabe bietet eine gelungene Mischung aus Fantasy und Science Fiction, wobei insbesondere die Science Fiction in dieser Ausgabe im Fokus steht. Die Texte zeichnen sich nicht nur durch ihre Vielfalt in Setting und Stil aus, sondern auch durch ihre thematische Breite, die von sozialen und politischen Themen bis hin zu persönlichen Schicksalen reicht.
"No Filter" von Melanie Vogeltanz beleuchtet eine dystopische Zukunft, in der toxische Positivität herrscht und die Auseinandersetzung mit belastenden Ereignissen tabuisiert wird. Diese Geschichte setzt sich kritisch mit Zensur und der Bedeutung von emotionalen Ausdrücken auseinander, was sie besonders stark und relevant macht.
Eleanor Bardilacs "Brunnenlied" präsentiert eine anspielungsreiche und formal vielfältige Erzählung, die den Leser*innen eine poetische Reise durch eine Science-Fiction-Zukunft bietet. Die sprachliche Schönheit des Textes fasziniert, auch wenn die inhaltlichen Zusammenhänge nicht immer leicht zu erfassen sind.
"Der Seelenpartnertest" von Simon Klemp ist eine klare und prägnante Geschichte, die eine interessante Zukunftsvision präsentiert, in der Paare ihre Kompatibilität testen lassen können. Diese Geschichte regt zum Nachdenken über Beziehungen und gesellschaftliche Normen an.
"Zwischentöne" von Eva-Maria Obermann ist ein starkes Gedicht, das die Nuancen des queeren Erlebens einfühlsam und eindrucksvoll einfängt.
"Unterschied" von Jol Rosenberg bietet eine einfühlsame und sensibel erzählte Geschichte über kulturelle Unterschiede und Vorurteile zwischen verschiedenen Alien-Spezies. Die Darstellung der verschiedenen Perspektiven und die subtile Kritik an Vorurteilen machen diesen Text besonders lesenswert.
Clara Maj Dahlkes "Sarah" ist eine berührende Geschichte über Einsamkeit, Trauer und menschliche Bindungen in einer postapokalyptischen Welt. Die poetische Erzählweise und die emotionale Tiefe machen diesen Text zu einem Höhepunkt der Ausgabe.
Der Essay "Auf Nimmerwiedersehen, Mittelerde" von T. B. Persson bietet eine kritische Auseinandersetzung mit rassistischen Stereotypen in Tolkiens Werk und regt zum Nachdenken über die Repräsentation von Minderheiten in der Fantasyliteratur an.
Die Jubiläumsausgabe von QueerWelten beeindruckt nicht nur durch ihre vielfältigen und inspirierenden Geschichten, sondern auch durch ihre kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen und Normen. Das Magazin bietet einen spannenden Einblick in die Welt der queerfeministischen Phantastik und lädt die Leserinnen dazu ein, sich mit neuen Perspektiven und Ideen auseinanderzusetzen.