Rezension zu "Die Schwestern" von Judka Strittmatter
„Die Schwestern“ ist der Debütroman von Judka Strittmatter. Die zwei im Titel erwähnten sind Martha und Johanne. Letztere hatte seit Längerem einen Kurzurlaub mit ihrem Mann an der Ostsee geplant, doch dieser ist nun verhindert. Kurzerhand fahren die zwei Schwestern gemeinsam. Ihr Ziel: das vier Sterne Hotel „Strandbar“. Sie kennen es noch von früher, aus DDR-Zeiten, den der Urlaubsort, ist ihre alte Heimat. Ein nostalgischer Ausflug also? Vielleicht, wenn die Schwestern nicht ein mehr als angespanntes Verhältnis zueinander hätten. Ihre Kindheit war geprägt von Kälte und Lieblosigkeit, die Eltern scheinen sich für die Kinder nur als „Frust abbauendes Elemente“ interessiert zu haben. Also nur nicht zu viel sagen und kein falsches Wort, dass die alten Krater nicht wieder aufreißen. Im „Sandbank“ derweil arbeitet Esther als Chefin der Marketingabteilung. Früher war sie in einem Ferienlager der jungen Gemeinde einmal Zelt- und Paddelkameradin von Martha gewesen. Sie liebt ihre Arbeit und hält große Stücke auf ihren Vorgesetzten, der ihr endlich wieder eine Perspektive gegeben hat. Doch nun scheint ihre Stelle in Gefahr, denn von dem Chef ist Akte aufgetaucht, die eindeutig belegt, dass er früher für die Stasi tätig war. Was wird während des Urlaubs geschehen?
Zuvorderst möchte ich anmerken, dass es nicht sehr ratsam ist, bei diesem Buch den Klappentext zu lesen. Ich habe fast bis zum Schluss auf das „Zerwürfnis“ der Schwestern gewartet, fand aber jenes nur als normalen Konflikt – jedenfalls wenn man ein solches Verhältnis wie diese beiden zueinander hat. Vielmehr geht es um Martha und ihre Unfähigkeit die Vergangenheit hinter sich zu lassen um endlich befreit in die Zukunft zu gehen. Innerhalb der Handlung wird sie vor allem an der Person von Esther genau das verstehen lernen, denn Esthers Eltern wurden in der DDR von der Stasi hart verfolgt und überwacht. Sie hatte darunter zu leiden und nun ist ihr viel gelobter der Stasi-Tätigkeit angeklagt. Ob sie Genugtuung empfinde, wird sie oft gefragt.
Ich bin mir nicht so recht im Klaren darüber, was ich von diesem Roman halten soll. Der Sinn des Ganzen ergibt sich erst auf der letzten Seite, bis dahin wartet man vergebens, dass nun endlich etwas passiert. Der Satzbau ist an manchen Stellen sehr kompliziert, und man hat manchmal fast die Befürchtung, dass die Autorin solche Ungetüme sich nur deswegen ausgedacht hat, um besonders intellektuell zu erscheinen. Trotzdem ist es ein Buch von guter Literatur, nichts für kurz mal zwischendurch.