Rezension zu "Hört mich denn niemand?" von Judy Barron
"Hört mich denn niemand?" ist ein Buch von Sean Barron und seiner Mutter Judy. Sie beschreiben ihren Familienalltag mit dem autistischen Sean als Kind und Jugendlicher.
Sean ist das erste Kind der Familie Barron. Schon früh treibt er seine Familie mit vielem Schreien und absonderlichem Verhalten an den Rand des Wahnsinns. Wieder und wieder schmeißt er Dinge von Tischen, Regalen oder die Treppe runter. Er ist fasziniert von Wachsmalkreiden, oder auch vom Heizungsschacht. So landen dann auch Wachsmalkreiden unerreichbar darin. Stundenlang beschäftigt sich Sean mit dem Ein- und Ausschalten von Lichtschaltern. Er reagiert nur wenig auf Ansprache und spricht selber lange Zeit gar nicht.
Die Eltern sind verzweifelt, wenden sich an verschiedene Ärzte und Psychologen und erhalten, als Sean vier Jahre alt ist, die Diagnose Autismus.
In dem Buch erzählen Sean und Judy abwechselnd, aus ihrer jeweiligen Perspektive, von Geschehnissen, Fortschritten und Rückschlägen, ihrem Alltag als Familie bis zu Seans Erwachsenenalter.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, da es in einer sehr angenehmen, lockeren Sprache geschrieben ist und sowohl Sean mit Autismus als auch seine Mutter zu Wort kommen und die Dinge aus ihrer, oft sehr weit auseinandergehenden Sichtweise schildern.
Gerade im ersten Teil des Buches, als Sean noch jung war, hat er sehr eigene Sichtweisen und Erklärungen, die sehr interessant zu lesen waren.
Vor allem gefiel mir das gut, wenn die Mutter über merkwürdige Vorfälle und Verhaltensweisen schrieb und auf der nächsten Seite war zu lesen, wie Sean diese Situation damals interpretiert hatte und was seine Beweggründe waren.
Aus diesem Grund mit eines der besten Bücher über Autismus von Betroffenen, die ich bisher gelesen habe! Sehr empfehlenswert!